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25. August 2017 | Deutschland | 

Gedenkfahrt zur JVA Brandenburg anlässlich des 75. Todestages von Pater Franz Reinisch


Franz Reinisch-Plakat

Franz Reinisch-Plakat

Hbre. Mitglieder der Schönstatt-Bewegung aus dem Erzbistum Berlin sind aus Anlass seines 75. Todestages zur Hinrichtungsstätte Pater Franz Reinischs zur JVA in Brandenburg an der Havel gefahren. Diese Gefängnisanlage wurde in der Weimarer Republik neu gebaut und galt damals als „Haftanstalt des humanen Strafvollzugs“. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde sie dann aber vorwiegend zu einer Haftanstalt für politische Häftlinge und zur zentralen Hinrichtungsstätte des Vollstreckungsbezirks IV. An diesem Ort wurde Pater Franz Reinisch, der als einziger katholischer Priester den Fahneneid auf Hitler verweigerte, wegen sogenannter „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 hingerichtet.

Schafott im Gedenkraum der JVA Brandenburg-Gröden (Foto: AUTOR)

Schafott im Gedenkraum der JVA Brandenburg-Gröden (Foto: AUTOR)

„Scharfrichter walten sie Ihres Amtes“

„Stellvertretend für die Menschen in aller Welt, die Pater Reinisch verehren, haben wir an diesem besonderen Tag seines Todes an der Hinrichtungsstätte gedacht“, schreibt Natascha Neumann, Verantwortliche in der Schönstatt-Bewegung Frauen und Mütter des Erzbistums Berlin. „Wir haben miteinander – und auch jeder in Stille gebetet.“ Im Raum der Hinrichtung ist ein Fallbeil zu sehen, ähnlich dem, das damals Verwendung fand. Man sieht einen Auffangbehälter für den Kopf und eine darunter angebrachte Vertiefung mit einem Gitter, durch das das Blut ablief. „Wie muss das Herz der Menschen geschlagen haben, als sie hier eintraten“, bemerkt Natascha Neumann und beschreibt, dass nur sehr wenig Licht durch die geöffnete Tür in den fensterlosen Raum fällt. An der Wand sind die Worte, die der zuständige Staatsanwalt sprach, nachdem die Identität festgestellt und der Urteilsspruch nochmals verlesen wurde, zu lesen: „Scharfrichter walten Sie Ihres Amtes“ – der letzte Satz, den die Verurteilten hörten.

Hingerichtet – ein Märtyrer der Gewissenstreue.

Natascha Neumann: „Zum Tode verurteilt und hingerichtet, weil er seinem Gewissen treu sein wollte. Hingerichtet, weil er nicht Massenmensch sein wollte – sich nicht dem Mainstream entsprechend verhalten wollte. Hingerichtet, weil er mit klaren Worten die politische Führung kritisierte. Hingerichtet weil er sich dem Druck nicht beugen wollte und standhaft blieb. Hingerichtet – ein Märtyrer der Gewissenstreue.“

Gedenktafel mit Reinischs Namen (Foto: Neumann)Gottesdienst in der Nikolaikirche, Brandenburg (Foto: Neumann)

Gedenktafel mit Reinischs Namen (Foto: Neumann) Gottesdienst in der Nikolaikirche, Brandenburg (Foto: Neumann)

Gebet und Gottesdienst in der Nikolaikirche

Emotional sehr bewegt verließ die Gruppe die JVA und fuhr zur nahe gelegenen Nikolaikirche, in der an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird. „Im Seitenschiff ist dort eine Gedenktafel mit dem Namen von Pater Reinisch angebracht“, so Natascha Neumann. „Wir feierten dort mit Pfr. Gerhard Ernst und Pater Klaus Krenz die Heilige Messe. Im Anschluss entzündeten wir Kerzen an der Gedenktafel, sangen Reinischs Sterbelied: ‚Du bist das große Zeichen‘, beteten für Pater Franz Reinisch und baten ihn um seine Fürsprache für uns.“

Herausforderung

Das Dritte Reich sei gottlob untergegangen, fasst die Berlinerin Neumann Gedanken dieses Gedenkens zusammen. „Wir dürfen heute in einer Demokratie leben und können unsere Meinung frei äußern. Wir alle dürfen unseren Glauben frei bekennen und ihn leben. Menschen, wie Pater Franz Reinisch sind für die Freiheit der Gewissensentscheidung in den Tod gegangen. Er ist uns Vorbild, dass auch wir heute klar und fest zu unseren Entscheidungen stehen müssen. Jeder Einzelne ist heute aufgerufen zu schauen und zu hören, wo Gott ihn braucht, seine Sendung zu erkennen und diesen Weg dann konsequent zu gehen, auch wenn es Opfer von uns fordert.“


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