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22. August 2017 | Deutschland | 

Binden und Segnen von Kräutersträußen auf der Landesgartenschau in Bad Lippspringe


Kräutersträuße werden am 15.8. bei der Landesgartenschau in Bad Lippspringe gebunden (Foto: Große Böckmann)

Kräutersträuße werden am 15.8. bei der Landesgartenschau in Bad Lippspringe gebunden (Foto: Große Böckmann)

Gertrud Beilmann. Landesgartenschau und Religion, diese Verbindung kann man in Bad Lippspringe eine Erfolgsstory nennen. Jeden Tag kommen viele Besucher in den sogenannten „GlaubensGarten“. So auch am 15. August, am Fest Mariä Aufnahme in den Himmel. Das Angebot, sich einen Kräuterstrauß auszusuchen oder selbst zu binden und segnen zu lassen, lockte viele Besucher. Der GlaubensGarten ist – wie man auf www.glaubensgarten.de nachlesen kann, die "erste" interreligiöse Präsenz auf einer Landesgartenschau und ein besonderer Beitrag der Projektgruppe "GlaubensGarten" auf der Landesgartenschau 2017 in Bad Lippspringe. Ziel der zehn beteiligten Religionen, Konfessionen und Weltanschauungen ist es, „gemeinsam das friedliche und tolerante Miteinander in der Verschiedenheit des Glaubens und der Kulturen sichtbar und erlebbar zu machen.“

Mittengestaltung im GlaubensGarten am 15. August 2017 (Foto: Große Böckmann)

Mittengestaltung im GlaubensGarten am 15. August 2017 (Foto: Große Böckmann)

Schönstätter beteiligen sich

Bad Lippspringe, das in diesem Jahr zur Gartenschau im Land NRW einlädt, liegt nur wenige Kilometer vom Schönstatt-Heiligtum Benhausen bei Paderborn entfernt (www.schoenstattzentrum-paderborn.de). So beteiligt sich auch die regionale Schönstattfamilie. Zum 15. August, Fest Mariä Himmelfahrt, lud sie zum Binden und Segnen von Kräutersträußen ein. Hilfe bekam sie von engagierten Frauen aus den umliegenden Pfarreien. Sie brachten in Eimern und Wannen selbst gesuchte Kräuter und bereits gebundene Sträuße mit. Im Pavillon des GlaubensGartens wurden die Kräuter und Sträuße auf zwei langen Tischen angeboten. Ein Flyer zur Erklärung dieses Brauchtums und Material mit der Beschreibung und Wirkweise der Kräuter und Blumen lag bereit.

Maria die „Heilend-Heilige“

Die Mitte des Pavillons war besonders festlich gestaltet. Ein Pilgerheiligtum mit dem Bild Marias, der Heilend-Heiligen, wie es in der Segensfeier hieß, war mit Blumen und Kräutern, gebundenen Sträußen und drei großen Baumscheiben umgeben.

Pfarrer Bernhard Henneke aus dem Pastoralen Raum „An Egge und Lippe“ segnete in einer kleinen Feier um 12.30 Uhr und dann noch dreimal im stündlichen Rhythmus die Sträuße. Zu Beginn erzählte er, wie er dieses Brauchtum kennen gelernt habe. Er wies auf den Wortstamm „heil“ in „heilig“ hin. Maria, die Heilige, führt die Menschen zum Heil, zu Christus. Daran sollen die Sträuße erinnern. Entsprechend hieß es in einem Gebet: „Heilpraktikerin Maria! Du bist keine Heilpraktikerin im geläufigen Sinn, du Heilend-Heilige. Dein Heilmittel ist mehr als ein wunderbares Kräutergemisch. Dein heilendes Rezept ist deine Liebe zu dem, der die Seele und der Ursprung aller Schöpfung ist. So einfach kann gesundes Leben sein. Ein Praktikum bei dir, Heilpraktikerin Maria, tut der Seele gut. Denn gegen deine Liebe ist kein Kraut gewachsen.“

Gebetszeit (Foto: Große Böckmann)

Gebetszeit (Foto: Große Böckmann)

Pfarrer Bernhard Henneke (Foto: Windoffer)

Pfarrer Bernhard Henneke (Foto: Windoffer)

Brauchtum erklärt und erfahren

Manche Besucher kannten das Brauchtum der Kräutersträuße. Andere ließen es sich gern erklären. Einige Besucher interessierten sich für die Kräuter und ihre Wirkweise. Sie nahmen sich Zeit, sich zu setzen und das ausgelegte Material zu studieren. Die schön gestaltete Mitte war ein bevorzugtes Foto-Objekt.

Eine Frau sagte erleichtert, dass sie jetzt verstehe, wieso Menschen, die in der LGS unterwegs waren, Sträuße in der Hand trugen. Sie habe sich zunächst gedacht, dass es doch nicht passend sei, hier im schönen Wald der LGS Blumen zu pflücken. Auch sie ließ sich den Brauch erklären und nahm dann gern einen Strauß mit. Kinder waren eifrig dabei, unter Anleitung selbst einen Strauß zu binden. Viele nahmen die Einladung an, an der nächsten Segensfeier teilzunehmen. Und der kräftige Gesang zog neue Besucher an...

Gebetszeit mit der Mitgründerin der Schönstätter Frauenbewegung

In der gestalteten Mitte gab es neben den großen Baumscheiben in einem Korb auch kleine, an denen ein Blatt befestigt war. Es zeigte ein Foto Gertraud von Bullions, dazu ein Gebetswort von ihr, die die Natur so liebte: „Herr, lass auch meine Seele übersät sein mit Blüten, die die Liebe hervorbringt.“

Mit weiteren Worten Gertraud von Bullions gestalteten um 12 Uhr Mitglieder des Schönstatt-Frauenbundes eine Meditation mit dem Thema: „Der Baum – Sinnbild des Lebens: Wachsen – Blühen – Reifen– Frucht bringen – Vergehen“. Sie ist Mitgründerin der Schönstätter Frauenbewegung und war 1921 von Mai bis Oktober Kurgast in Bad Lippspringe. Als zur Erinnerung die kleinen Baumscheiben, Symbol auch für das Wachsen und Reifen des eigenen Lebens, angeboten wurden, wählten die Besucher sehr sorgfältig eine kleine oder große, eine ganz runde oder eine mit sehr starker Maserung.

Während des Nachmittags weckten die restlichen kleinen Baumscheiben immer wieder das Interesse der Besucher. Auf die Einladung, sich eine auszuwählen, sagte eine Frau, das tue sie gern, denn ihr gefalle das Wort auf dem anhängenden Blatt so gut. Andere Besucher schauten sich die Fotos auf einer Staffelei an, die Gertraud von Bullion während ihres Kuraufenthalts in Bad Lippspringe zeigen. Siehe auch www.gertraud-von-bullion.org. Am 13. September um 12 Uhr wird diese Meditation noch einmal gehalten.

Religiöses Brauchtum kennenlernen und pflegen (Foto: Windoffer)

Religiöses Brauchtum kennenlernen und pflegen (Foto: Windoffer)


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