Nachrichten

13. Juni 2017 | Deutschland | 

„Lieben und Leiden in Freuden“ – Erinnerungsfeier an Pater Franz Reinisch


Reinisch-Gedenkstein in Bad Kissingen (Foto: M. Kröner)

Reinisch-Gedenkstein in Bad Kissingen (Foto: M. Kröner)

Hbre. Am 21. August 2017 werden es 75 Jahre, dass Pater Franz Reinisch unter dem Fallbeil der Nazis sein Leben verlor. Aus diesem Anlass gab es bereits Anfang Mai dieses Jahres, kurz vor dem 75. Jahrestag seiner Verhaftung (8. Mai 1942) am Reinisch-Gedenkstein in der früheren Manteuffel-Kaserne in Bad Kissingen eine Erinnerungsfeier an den Pallottinerpater und Schönstätter, zu dem die Schönstattbewegung und die Pfarrei Herz Jesu, Bad Kissingen, eingeladen hatten. Trotz widriger Witterung waren dazu gut 50 Personen gekommen, „so viele, wie noch nie zu einer Reinischaktion in Bad Kissingen versammelt gewesen sind“, wie Franz-Josef Tremer, einer der Mitorganisatoren der Feier, zum Ausdruck brachte.

In einer Pressemitteilung hält die Pressestelle des Bischöflichen Ordinariates Würzburg zu dieser Feier fest: Weil er den Fahneneid auf Hitler verweigerte, wurde Reinisch als einziger Priester zum Tode verurteilt. Er starb am 21. August 1942 in Brandenburg-Görden unter dem Fallbeil. Quasi als sein Vermächtnis schrieb Reinisch auf einen Zettel die Worte „Lieben und Leiden in Freuden" nieder.

Pfarrer Armin Haas (Foto: Sigismund v. Dobschütz)

Pfarrer Armin Haas (Foto: Sigismund v. Dobschütz)

Reinisch verweigerte den Eid auf Adolf Hitler, den er als „Verbrecher und Antichristen“ bezeichnete

Pfarrer Armin Haas, Schondra, geistlicher Begleiter der Schönstattmannesjugend (SMJ) Bad Kissingen, skizzierte die Lebensstationen des in Tirol aufgewachsenen Reinisch. 1928 trat dieser, kurz nach der Priesterweihe, in den Pallottinerorden ein. Die Predigten des jungen Seelsorgers, der von Schönstatt aus vielfach für Einkehrtage und Gottesdienste in Deutschland unterwegs war, fielen schon frühzeitig der Gestapo unangenehm auf. 1940 erhielt Reinisch Redeverbot. Seiner Einberufung in die Wehrmachtskaserne nach Bad Kissingen folgte er aus Protest einen Tag später. Dort verweigerte er den Eid auf Adolf Hitler, den Reinisch öffentlich als „Verbrecher und Antichristen“ bezeichnete. Zahlreiche andere Priester in der Kaserne versuchten vergeblich, Reinisch umzustimmen und doch den Eid auf Hitler abzulegen. Er beharrte jedoch auf seinem Entschluss – „auch wenn ich sterben sollte".

Franz-Josef Tremer singt das von ihm komponierte Reinisch-Lied (Foto: Sigismund v. Dobschütz)

Franz-Josef Tremer singt das von ihm komponierte Reinisch-Lied (Foto: Sigismund v. Dobschütz)

Handeln aus innerer Überzeugung

Tags darauf wurde Reinisch verhaftet und im Mai in ein Berliner Gefängnis überstellt. Nach der Verurteilung erfolgte schließlich im August 1942 die Exekution. „Ich denke, rede und handle nicht, was und weil es andere denken, reden, handeln, sondern weil das meine innere Überzeugung ist", zitierte Reinisch-Experte Franz-Josef Tremer (Fuchsstadt bei Hammelburg) den standhaften Priester. Anhand von Augenzeugenberichten und Briefen zeigte Tremer den tiefen Glauben und die innere Überzeugung Reinischs auf. Tremer sang zudem ein von ihm geschriebenes Reinisch-Lied.

Pfarrer Gerd Greier trug als Lesung das Verhör der Apostel vor dem Hohen Rat aus der Apostelgeschichte vor, bei dem sich die Apostel ebenfalls nicht der weltlichen Macht beugen. Im Berliner Gefängnis schrieb Reinisch sein bekanntes Sterbelied. Dessen Text trug Pfarrer Haas zum Abschluss der halbstündigen Gedenkfeier vor. Clemens Metz spielte die Melodie auf der Trompete. Zum Abschluss sahen sich die Teilnehmer der Feier im benachbarten Jugend-und-Kultur-Zentrum (JuKuZ) den aktuellen 60-minütigen Dokumentarfilm über Franz Reinisch an.


Top