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14. Juni 2017 | Deutschland | 

Vor 50 Jahren besuchte Pater Josef Kentenich das Schönstatt-Zentrum Marienfried in Oberkirch


Schönstatt-Zentrum Marienfried, Oberkirch von der Marienläule aus gesehen (Foto: Marienfried)

Schönstatt-Zentrum Marienfried, Oberkirch von der Marienläule aus gesehen (Foto: Marienfried)

Mit einem „Fest der Begegnung“ unter dem Thema „Mitte(n) unter uns | mutig - offen – froh“ erinnert sich die Schönstattfamilie der Erzdiözese Freiburg am 18. Juni 2017 an den Besuch ihres Gründers Pater Josef Kentenich vor 50 Jahren. Erzbischof Stephan Burger, Freiburg, wird beim Begegnungstag mit klein und groß, mit den Familien, der ganzen Freiburger Schönstatt-Bewegung, den Freunden des Hauses Marienfried, den Wallfahrern und allen Ortenauern, die Freude an der Begegnung im Schönstatt-Zentrum haben, einen Festgottesdienst feiern, der musikalisch von Solisten der Stadtkapelle Oberkirch und der Pfarrband Stadlhofen gestaltet wird. Im Rahmen des Programms werden Zeitzeugen von zwei bewegenden und prägenden Tagen im Jahr 1967 berichten. Im „Konradsblatt“, der Wochenzeitung für das Erzbistum Freiburg vom 14. Juni 2017 ist dazu zu lesen:

Pater Josef Kentenich beim Besuch in Oberkirch 1967 (Foto: Archiv-Foto)

Pater Josef Kentenich beim Besuch in Oberkirch 1967 (Foto: Archiv-Foto)

„Prophetische Gestalt“

Georg Zimmerer. Der 3. September 1967 war für die Mitglieder der Schönstattfamilie in der Erzdiözese Freiburg ein außergewöhnlicher Tag: Pater Josef Kentenich besuchte Oberkirch. Schwierige Zeiten lagen hinter den Schönstättern: 14 Jahre, von 1951 bis 1965, war der Gründer ihrer Bewegung ins Exil nach Milwaukee in die USA verbannt worden. Das „Heilige Offizium“, das während des Zweiten Vatikanischen Konzils zur „Glaubenskongregation“ wurde, wollte während dieser Zeit ihn und sein Werk prüfen.

Diejenigen, die sich weiterhin zu Schönstatt bekannten, hatten in diesen Jahren manche Kritik aushalten müssen. Doch zum Abschluss des Konzils wurde Kentenich von Papst Paul VI. vollständig rehabilitiert und durfte nach Vallendar-Schönstatt zurückkehren. Von dort konnte er die weltweite Bewegung wieder inspirieren und sein großes Beziehungsnetz vertiefen und weiter ausspannen. In diesem Anliegen besuchte er auch mehrere Schönstatt-Diözesanzentren – und schließlich Marienfried in Oberkirch.

Vom Balkon aus sprach Kentenich zu den Menschen

Rund 2000 Mitglieder der Bewegung und Gäste versammelten sich an jenem Sonntagnachmittag am Schönstatt-Heiligtum in Oberkirch, um Pater Josef Kentenich zu sehen und seine Worte zu hören. Viele verdankten ihm und seinen Schriften Glaubens- und Lebensorientierung. Andere waren einfach neugierig auf diese Persönlichkeit, die es geschafft hatte, dass aus einer kleinen Gruppe von Studierenden eine internationale geistliche Erneuerungsbewegung wurde.

Pater Kentenich segnete den Grundstein des Zentrums (Foto: Archiv-Foto)

Pater Kentenich segnete den Grundstein des Zentrums (Foto: Archiv-Foto)

Entsprechend groß war die Aufregung, als sich der Mercedes näherte, mit dem eine Familie den „Herrn Pater“ vom Bahnhof in Karlsruhe abgeholt hatte. Von einem Balkon aus sprach Kentenich zu den Menschen (vergl.: Neuerscheinung "Victoria Patris" – Vortrag von Pater Josef Kentenich in Oberkirch 1967). In seiner Rede dankte er den badischen Schönstättern auch für ihre Unterstützung in der Zeit des Exils. Dabei legte er auch sein Konzept des „aktiven Vorsehunglaubens“ dar – das gelingende Wechselspiel zwischen menschlichem und göttlichem Wirken. Nach seinen rund zweistündigen Ausführungen traf sich Kentenich mit den einzelnen Gruppen der badischen Schönstattfamilie. Am zweiten Tag seines Besuchs widmete er sich besonders den Leitungskreisen der wachsenden Bewegung. Auch von dieser Schulung ist ein umfassender Vortrag erhalten.

Zeugnisse

Ursula Hammer aus Östringen sah Kentenich als junge Frau damals zum ersten Mal. In den Jahren seines Exils sei ihr der Pater kaum vertraut gewesen und fast wie ein bereits verstorbener Heiliger vorgekommen. Seine Rückkehr war für sie daher „eine absolute Sensation“. Nun konnten an die Stelle bloßer Erzählungen persönliche Begegnung und Erfahrung treten. Wie viele Mitglieder der Bewegung erlebte auch sie Kentenich als sehr väterlich. So berichtet etwa Berthold Gerber aus Karlsruhe: „Pater Kentenich erinnerte sich an viele kleine Details sogar aus unseren früheren Begegnungen, stellte interessierte und persönliche Fragen.“ So sei es auch für ihn und seine Frau eine ganz besondere Begegnung gewesen.

Auch Schönstatt-Priester Peter Wolf, seit Mai geistlicher Leiter des Zentrums Marienfried, war an jenem ersten Septemberwochenende als junger Theologe in Oberkirch. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums hat er die zentralen Reden Kentenichs unter dem Titel „Victoria Patris“ neu veröffentlicht. Als eine zentrale Botschaft erkennt Wolf die originelle Art des „aktiven Vorsehungsglaubens“, den Kentenich in seiner ersten Rede darlegte und biblisch fundierte. In einem zweiten Vortrag stellte der Schönstatt-Gründer die „Rettung des Gottesgedankens“ als sein zentrales Anliegen heraus: „Das Ziel ist immer die große Frage: Wie können wir den lieben Gott wieder mitten hineinstellen in das heutige Leben?“, heißt es darin. 

Auf der Mariensäule, die in Anlehnung an die Konstanzer Mariensäule errichtet wurde findet sich eine Statue der Himmelskönigin mit ihrem Sohn Jesus auf dem Arm (Foto: Marienfried)

Auf der Mariensäule, die in Anlehnung an die Konstanzer Mariensäule errichtet wurde, findet sich eine Statue der Himmelskönigin mit ihrem Sohn Jesus auf dem Arm (Foto: Marienfried)

Ein Leben voller Rückschläge  – und Gnadenerfahrungen

Der Pater ermutigte dazu, in biografischen Erlebnissen konsequent nach dem Wirken Gottes zu fragen und auch im Leid am Glauben an einen von Gott ermöglichten Sinn oder gar einen Plan festzuhalten. Für Kentenich sei es ein „Sieg des Vatergottes, wenn uns das Geschenk des Glaubenslichtes hilft, das Wagnis des Glaubens in unserer modernen Welt trotz aller Schwierigkeiten einzugehen und zu bestehen“. Angesichts seines eigenen Lebens, das von großen Wagnissen, heftigen Rückschlägen aber auch von erstaunlichen Gnadenerfahrungen geprägt war – er überlebte etwa die rund dreijährige Haft im Konzentrationslager Dachau –, konnte und kann Kentenich laut Wolf damals und bis heute von den Menschen als ein überaus glaubwürdiger Zeuge dieser Botschaft erfahren werden. Wenn sich sein Besuch am 2. und 3. September jährt, sollen die Gedanken Kentenichs auch auf einer wissenschaftlichen Tagung des Josef-Kentenich-Instituts in Oberkirch vertieft und neu diskutiert werden.

Lukas Wehrle, Leiter der Schönstattbewegung der Erzdiözese Freiburg und Pfarrer in Oberkirch, erinnert auch daran, dass Kentenich bei seinem Besuch den Grundstein der Mariensäule segnete. Sie sei bewusst in Anlehnung an die Konstanzer Mariensäule gebaut worden und solle wie damals in einer Zeit der Glaubenskrise ein Zeichen für eine neue Verlebendigung des Glaubens sein. „Maria ist bei uns also nicht einfach eine spezielle Frömmigkeitsübung, sondern auch Symbol dafür, dass der Glaube – wenn er heute wirklich tragfähig sein will – nicht nur eine rationale Angelegenheit sein kann, sondern zu einer lebendigen Erfahrung werden muss“, bekräftigt der Freiburger Leiter der Schönstattbewegung.

Pater Kentenich mit Kindern in Oberkirch; rechts, Raimund Stockinger (Foto: Archiv-Foto)

Pater Kentenich mit Kindern in Oberkirch; rechts, Raimund Stockinger (Foto: Archiv-Foto)

„Kentenich ist für mich eine prophetische Gestalt“

Wehrle betrachtet die Reden Kentenichs trotz der heute teilweise veraltet wirkenden Sprache als hochaktuell: „Kentenich ist für mich eine prophetische Gestalt.“ Der Schönstatt-Gründer sei schon damals ausführlich auf den allgemeinen Auftrag der Kirche eingegangen, Welt und Gesellschaft zu „beseelen“. Es sei ihm sowohl darum gegangen, auf die säkulare Welt einzugehen als auch den christlichen Geist der Verbundenheit und Solidarität innerhalb und zwischen den Kulturen zu fördern.

Raimund Stockinger, Gemeindereferent in der Seelsorgeeinheit Achern, erinnert sich zwar nur noch verschwommen an den Besuch Kentenichs. Dennoch hat ihn die Begegnung schon als Siebenjähriger beeindruckt und geprägt. Dabei ist auch ein Foto entstanden, auf dem er an der Hand des Paters zu sehen ist. Das Bild hänge heute in seinem Büro. Stockinger sagt: „Es ist für mich auch ein inneres Bild, das mir heute noch etwas sagt: Ich möchte mich von seiner Spiritualität leiten lassen. Gerade als Gemeindereferent habe ich aus der Spiritualität Schönstatts sehr viel geschöpft, was mich im Alltag prägt. Nicht zuletzt der Versuch, Gottes Wirken in der pastoralen Arbeit zu sehen und danach zu handeln.“

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors
Beitrag erschienen im Konradsblatt, Wochenzeitung für das Erzbistum Freiburg
Ausgabe 25 vom 14. Juni 2017, www.konradsblatt-online.de

Das Schönstatt-Zentrum Marienfried, Oberkirch, liegt wunderschön gelegen in der Orthenau mit Blick ins Rheintal (Foto: Marienfried)

Das Schönstatt-Zentrum Marienfried, Oberkirch, liegt wunderschön gelegen in der Orthenau mit Blick ins Rheintal (Foto: Marienfried)

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