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28. April 2017 | Deutschland | 

Auf der Suche nach dem, was die Welt zusammenhält - 15. Absolventenkongress der Akademie für Ehe und Familie in Schönstatt


Ehepaar Maria-Theresia und Prof. Dr. Hubertus Brantzen begrüßen die Absolventen (Foto: Michael Defrancesco)

Ehepaar Maria-Theresia und Prof. Dr. Hubertus Brantzen begrüßen die Absolventen (Foto: Michael Defrancesco)

Michael Defrancesco. Einheit – dieses Wort kommt vielen Gläubigen eher weniger in den Sinn, wenn es darum geht, den Zustand der heutigen Welt zu beschreiben. Vielmehr wächst das Gefühl, dass die Welt aus den Fugen geraten ist. In Zeiten von Fake News und dem Erstarken von Populismus ging die „Akademie für Ehe und Familie“ auf ihrem 15. Absolventenkongress in der Bildungsstätte Marienland auf Berg Schönstatt der Frage nach, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Ein Wochenende zur Weiterbildung für die Absolventenehepaare der Akademie für Ehe und Familie, Mainz (Foto: Michael Defrancesco)

Ein Wochenende zur Weiterbildung für die Absolventenehepaare der Akademie für Ehe und Familie, Mainz (Foto: Michael Defrancesco)

Einheit als Alternative

Prof. Dr. Joachim Söder zeigte in seinem Eröffnungsimpuls „Einheit als Alternative“ einen Ausweg aus dem Gefühl, man sei fremdbestimmt. Wenn Wirtschaft und Gesellschaft am Menschen zerren, sollte dieser sich fragen: „Wer will ich sein?“ „Wer sich am Idealbild von sich selbst ausrichtet, legt die Fremdbestimmung ab“, sagte Söder. Die eigene Identität richte sich vertikal nach oben aus – auf Suche nach einem Sinn im Leben. Wenn diese vertikale Ausrichtung stabil sei, dann funktioniere auch die horizontale Ausrichtung: Bindungen zu anderen Menschen und die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Das Individuum selbst werde von den Werten zusammengehalten.

Prof. Dr. Joachim Söder (Foto: Michael Defrancesco)

Prof. Dr. Joachim Söder (Foto: Michael Defrancesco)

Söder legte dar, dass jeder seine individuellen Werte hat – manches, was mir wichtig ist, muss meinem Partner noch lange nicht wichtig sein. „Diese Werte sagen etwas darüber aus, wer ich bin“, sagte Söder. Und: Die Summe der Werte ergeben laut Söder den Sinn im Leben.

Daher forderte Söder, Sinnerfahrungsräume im Leben zu schaffen: Leben ermöglichen, Sinn verwirklichen in Beziehung und Beruf, Freiheit schenken. „Wir können die Werte nicht beliebig machen“, zeigte sich Söder überzeugt, „wir können lernen, empfindlich für Werte zu werden.“ Dies sei auch die Aufgabe der Eltern: bei ihren Kindern Sensibilität für Werteempfindlichkeit zu schaffen, indem Erlebnisräume geschaffen werden. Wer Kindern beispielsweise vorlebt, wie wertvoll Beziehungen sind, der schafft laut Söder eine Grundvoraussetzung beim Kind dafür, diesen Wert später einmal entdecken zu können.

Prof. Dr. Hubertus Brantzen (Foto: Michael Defrancesco)

Prof. Dr. Hubertus Brantzen (Foto: Michael Defrancesco)

Einheit gelingt, wo Grundbedürfnisse erfüllt werden

Prof. Dr. Hubertus Brantzen führte diesen Gedanken weiter aus. „Einheit gelingt, wo Grundbedürfnisse erfüllt werden“, lautete seine These. Als Grundbedürfnisse benannte er Anerkennung / Wertschätzung; das Gefühl, gebraucht zu werden; Verlässlichkeit; Solidarität; Autonomie – also eine eigene Meinung zu vertreten sowie eingehaltene Grenzen / Schutz vor Gewalt und Missbrauch. Diese Grundbedürfnisse können – so Brantzen – von Kindesbeinen an von den Eltern erfüllt werden, oder das Kind macht ambivalente Mal-so-mal-so-Erfahrungen, oder es macht negative Erfahrungen in Bezug auf diese Bedürfnisse. „Dies prägt dann ein ganzes Lebensgefühl“, sagte Brantzen, „sowie den Zugang zur Einheit und zur Beziehungsfähigkeit.“

In einer Gruppenarbeit blickten die Kongressteilnehmer auf diverse Zeitströmungen und überlegten, wie sie pädagogisch mit ihnen umgehen sollten, um Kinder stark zu machen und die Grundbedürfnisse der Kinder erfüllen zu können.

Wilfried Röhrig (l), Carolin Ankenbauer und Amin Jan Sayed (Foto: Michael Defrancesco)

Wilfried Röhrig (l), Carolin Ankenbauer und Amin Jan Sayed (Foto: Michael Defrancesco)

Nach vielen intensiven Gesprächen klang der Samstagabend mit einem Konzert von Wilfried Röhrig und seinen Freunden aus, die post-faktische Lieder sowie Liebeslieder vortrugen.

Damit alle eins seien

Am Palmsonntag blickte Pater Stefan Strecker auf die Gottesbeziehungen des Paares. „Damit alle eins seien“ überschrieb er seinen Impuls und plädierte dafür, Jesus als Dritten im Ehebund als wirkliche Person anzusehen. Eine persönliche Begegnung mit Jesus – wie würde man sich diese vorstellen? Wie würde man Jesus ansprechen? Die Fragen, die Strecker den Ehepaaren mitgab, regten viele zur meditativen Betrachtung über ihr Gottesbild an.

Zum Abschluss des Absolventenkongresses wurde der Palmsonntagsgottesdienst gefeiert. Und mit dem Verabschieden blickten alle Teilnehmer schon wieder in die Zukunft. Zahlreiche Projekte werden in den kommenden Monaten aus den Reihen der Akademie für Ehe und Familie realisiert werden, Tagungen und Kurse für Ehepaare oder auch eine Teilnahme am nächsten Katholikentag in Münster. Die Arbeit geht den Ehetrainern der Akademie nicht aus – gerade in einer Welt, in der so vieles aus den Fugen geraten ist; darin war man sich einig.

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