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5. April 2017 | Deutschland | 

Am 13. März 1942 begann die Haftzeit für Pater Kentenich im KZ Dachau


Appell-Platz KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Grimm)

Appell-Platz KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Grimm)

Hbre. Es ist kein leichtes Thema, dessen sich die Schönstatt-Bewegung im März 2017 erinnert hat. Aber ein Thema, das wesentlich zur Geschichte der Bewegung gehört. Vor 75 Jahren wurde Pater Josef Kentenich, der Gründer Schönstatts, von Koblenz aus ins Konzentrationslager Dachau transportiert. Für die gerade einmal 27 Jahre junge Bewegung ein dramatisches Ereignis, das in seinen möglichen Konsequenzen auch das Ende für den Gründer und seine Gründung hätte bedeuten können. Doch es kam schließlich anders. Im Konzentrationslager Dachau gründete Pater Kentenich zwei Gemeinschaften seines Werkes und erweiterte in der Begegnung mit vielen ausländischen Mitgefangenen den Blick der Gründung in eine internationale Dimension.

MTA-Plakette und Bild von Pater Josef Kentenich im Gedenkraum der KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Grimm)

MTA-Plakette und Bild von Pater Josef Kentenich im Gedenkraum der KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Grimm)

Zwei Gedenktreffen

Während der Neugründungen bei eignen Veranstaltung im Juni 2017 gedacht werden wird, gab es am 11. und am 13. März bereits zwei Gedenktreffen von Mitgliedern und Freunden der Schönstatt-Bewegung in der KZ-Gedenkstätte Dachau anlässlich der Einlieferung Pater Kentenichs in Dachau. Am 11. März gestalteten Mitglieder des Schönstatt-Frauenbundes zusammen mit Pfarrer Johann Babel, Präses der Schönstattfamilie im Bistum Regensburg, in der Todesangst-Christi-Kapelle einen Gottesdienst, zu dem Schönstätter aus der Umgebung Dachaus, aus verschiedenen bayerische Diözesen und sogar aus Österreich zugegen waren! Mit einer kleinen Broschüre unter dem Titel „Den kühnen Weg des Glaubens nachgehen - 75 Jahre nach dem 20. Januar 1942“ beschenkten die Frauen die Teilnehmer. Überraschend für manche „Dachau-Kenner“ war die neu gestaltete Ausstellung, in der es der Dachau-Führerin Sr. M. Eleonore Grimm leicht fiel, an verschiedenen Stellen Hinweise auf Pater Kentenichs Leben in Dachau zu geben. Am Nachmittag hörten die Besucher einen Zeitzeugenbericht von Prälat Heinz Dresbach.

Blick auf die Fundamente des Priesterblocks auf dem Gelände des KZ Dachau (Foto: Grimm)

Blick auf die Fundamente des Priesterblocks auf dem Gelände des KZ Dachau (Foto: Grimm)

Begegnung in der „Heiden-, Narren, Sklaven- und Todesstadt“

Genau 75 Jahre nach der Ankunft Pater Kentenichs in Dachau, am 13. März, waren es vor allem Schönstätter Marienschwestern, die teils von weither – von der Liebfrauenhöhe, aber auch von Würzburg – gekommen waren, aber auch Mitglieder des Anbetungskreises um das Schönstatt-Heiligtum in München, ein Vertreter der Schönstatt-Männerliga und Mitglieder der Schönstatt-Frauenliga, die an einem Themenrundgang unter dem Thema „Häftling Nr. 29392 – Pater J. Kentenich“ teilnahmen. Eine der Frauen macht mit ihren fast 90 Jahren noch jeden Monat stellvertretend für ihre Gemeinschaft eine „Wallfahrt“ nach Dachau. Seit das Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt vor 25 Jahren in Dachau gekrönt wurde, hält sie sich verantwortlich, die Gottesmutter im Gedenkraum der KZ-Gedenkstätte monatlich zu besuchen.

Zu den Stationen des Themenrundganges gehörten Stellen im Lager, an die Pater Kentenich an jenem 13. März erstmals kam: z. B. am SS Torgebäude im Eingangsbereich oder an dem Platz, an dem das Gebäude der Politische Abteilung stand. Dort wurde das bekannte Foto von der Ankunft gemacht, das Pater Kentenich später nach Schönstatt schickte. Am Block 13, dem damaligen Zugangsblock, wurde von den beeindruckenden Erlebnissen mit dem Blockältesten Hugo Gutmann berichtet.

Bei seiner Predigt während der Heiligen Messe im Karmel Heilig Blut, stellte Pfarrer Johann Eschbaumer, Präses der Schönstattfamilie der Erzdiözese München/Freising Bezüge zwischen der Beschreibung der Lagers Dachau durch Pater Kentenich als „Heiden-, Narren, Sklaven- und Todesstadt“ und heutigen Erfahrungen her. Die so verworrene Welt heute, in der kaum über Gott geredet werde, gleiche vielerorts einer Heidenstadt! Viele Menschen seien innerlich unfrei, versklavt, abhängig von den verschiedensten Dingen. In vielen Ländern gleiche die Welt aufgrund von Terror und Krieg einer Todesstadt! Pater Kentenich habe seinerzeit unter den schwierigsten Bedingungen des KZs grenzenloses Vertrauen auf Gott und die Gottesmutter vorgelebt. Er habe erlebt, dass Gott und die Gottesmutter den Weg durchs KZ mitgegangen sind. Das Jahresmotto 2017 der Schönstattfamilie „ER kam hinzu und ging mit ihnen“ sei für Pater Kentenich im KZ Realität geworden. So habe auch er selbst Mithäftlingen Trost, Zuversicht und Hoffnung schenken und ihnen nicht nur durch das Teilen von Lebensmittelpaketen spürbar helfen können.

„Danken Sie der Gottesmutter an meiner Stelle“

Für Schwester M. Hiltraude bestätigte sich an diesem Tag einmal mehr der Eindruck, dass Pater Kentenich „ein großen Vater, wahrhaft ein Prophet und ein heiligmäßig lebender Mensch war“. Sie habe vor der Lagermadonna in der Karmelkapelle eine Kerze angezündet, um wieder einmal einen Wunsch von Pater Kentenich zu erfüllen, den er 1967 Müttern vor einer Dachaufahrt an der er nicht persönlich teilnehmen konnte, gesagt habe. „Er schenkte den Müttern“, so Sr. Hiltraude, „u. a. eine Kerze mit den Worten: ‚Diese Kerze nehmen Sie statt meiner mit. Entzünden Sie sie in jedem Kapellchen, in das sie kommen und im Lager. Danken Sie der Gottesmutter an meiner Stelle.‘“

Unter Verwendung eines Berichtes von Sr. M. Elinor Grimm, Kösching

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