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18. März 2017 | Delegiertentagung | 

Der etwas andere Blick auf die aktuelle politische, gesellschaftliche Situation


Frederik Schmitt, 1. Kreisbeigeordneter von Fulda (Foto: Brehm)

Frederik Schmitt, 1. Kreisbeigeordneter von Fulda (Foto: Brehm)

Cbre. Wenn man auf die Schlagzeilen des Jahres 2016 zurückschaut, so erinnert man sich an eine Formulierung wie „Jahr des Schreckens“ oder man erinnert sich an eine Vielzahl von Dauerkonflikten überall auf der Welt. Alles erscheint zerbrechlich, schlecht und instabil. Diesen Eindruck hätten viele Menschen als Erinnerung an das Jahr 2016, so begann Frederik Schmitt, 1. Kreisbeigeordneter von Fulda, seinen dynamischen Beitrag, den er unter das Thema „Politik unter Druck – scharfer Popularismus, starke Individualinteressen, schnelle Lösungen“, gestellt hatte.

Der Blick auf die Statistik zeigt ein anderes Bild als die aktuelle Wahrnehmung

Doch, so habe er sich gefragt, ist wirklich alles nur schlecht? Nehme man unsere Zeit geschichtlich in den Blick, z.B. in einem Zeitrahmen der letzten 200 Jahre, inspiriert von dem deutschen Wirtschaftsexperten Max Kruse, dann falle ihm folgendes in die Augen:

Hätten 1820 noch 90% der Menschen in absoluter Armut gelebt, wären es heute nur noch 10%. Bei der Alphabetisierung sei die Veränderung noch drastischer. 1820 konnte eine von zehn Personen lesen und schreiben, heute seien 85% der Bevölkerung alphabetisiert. Die Kindersterblichkeit sei von 43% im Jahr 1820 auf heuet 4,3 % gesunken.

Frederik Schmitt: "„Könnten wir nicht viel mehr reden über das, was gut ist?“" (Foto: Brehm)

Frederik Schmitt: "„Könnten wir nicht viel mehr reden über das, was gut ist?“" (Foto: Brehm)

Mit Hans Rosling, dem jüngst verstorbenen schwedischen Professor für Internationale Gesundheit am Karolinska Institutet Stockholm komme er zu dem Schluss: es geht uns viel, viel besser. „Könnten wir nicht viel mehr reden über das, was gut ist?“ fragte Frederik Schmitt. Es mache ihm Sorgen, dass man solche Tatsachen heute möglicherweise nicht mehr wahrnehme.

Natürlich müsse man auch die Herausforderungen in den Blick nehmen, die sich tatsächlich ergeben hätten und deren Folgen durchaus Sorgen machen könnten. Zum Beispiel einschneidende Veränderungen im Bereich der Medien.

Veränderungen im Bereich der Medien

Wenn noch vor einigen Jahren, z.B. 2010 die großen Zeitungen wie die FAZ an 363 000 Abonnenten ihre Wahrnehmungen weitergaben, sind es 2015 nur noch 250 000. Die Bildzeitung hatte 2010 eine Auflage von 4,5 Millionen Exemplaren, 2015 sind es noch 1,5 Millionen. Dagegen hätten die Sozialen Medien unglaublich zugelegt. Und es seien nicht die (Zeitungs-)Medien, die z. B. bei Twitter die höchsten Follower-Zahlen erreichten, sondern z. B. der Fußballer Mesut Özil, der Fußballer Toni Kroos, das deutsche Model Heidi Klum, oder der deutsche Satiriker Jan Böhmermann. Es sind nicht die Kirchen oder die Medien sondern diese Menschen, die mit 140 Zeichen und einem Klick unglaublich viele Menschen erreichen.

Engagement gegen …statt Engagement für …

Eine weitere Veränderung gegenüber früher, die ihm als Politiker Sorge bereite, sei die Tatsache, dass es heute immer mehr Menschen gäbe, die sich gegen etwas engagieren. Damit verbunden sei ein starkes Anwachsen der Konzentrierung auf Individualinteressen. Gleichzeitig gäbe es immer weniger Engagement für etwas, also für Kirche, für Politik, für das Gemeinwohl. Bei seinen Geburtstagsbesuchen von Senioren im Auftrag des Landrates sei er vor nicht allzu langer Zeit mit einer 93-jährigen Frau ins Gespräch gekommen. Diese habe ihm erzählt, dass sie - wie all ihre Nachbarn auch - in den 60er Jahren ein Stück Vorgarten abgegeben habe, damit die Durchgangsstraße durch den Ort verbreitert werden konnte. Seine Rückfrage, ob das nicht schwierig für sie gewesen sei, habe die Dame so beantwortet: „Aber nein, Gemeinwohl geht doch vor Eigentum!“ Ein solches Vorgehen sei heute kaum durchsetzbar, so Schmitt.

Er selbst– so der Stellvertreter des Fuldaer Landrates – lasse sich immer wieder neu von Papst Benedikts Wort inspirieren, der gesagt habe, dass Freiheit Überzeugung brauche. „Das Christentum ist nicht eine Ansammlung von Verboten, sondern eine positive Option, die Grundhaltung rationalen Optimismus, den Herausforderungen des Lebens begegnen zu können.“ Ihm habe gefallen, was die Vertreter der Schönstatt-Mannesjugend am Morgen postuliert hätten und damit wolle er seinen Beitrag beenden: „Mach es einfach! Mach es einfach!“


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