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16. März 2017 | Dachau 2017 | 

… trotzdem Gott vertrauen - treu geblieben


Trotzdem Gott Vertrauen (Fotomontage: Brehm)

Trotzdem Gott Vertrauen (Fotomontage: Brehm)

Am 16. Juli 2017 lädt die Schönstatt-Bewegung zu einer Gedenkfeier in die KZ-Gedenkstätte Dachau ein, wo sie sich unter dem Thema „Trotzdem - Gott vertrauen“ mit der Bedeutung der Gründung der Schönstatt-Familienbewegung und der Gemeinschaft der Schönstätter Marienbrüder für damals und für heute beschäftigen wird. Im zweiten Teil der Artikelserie zur Vorbereitung auf diese Gedenkfeier beleuchtet Schönstatt-Pater Elmar Busse unter dem Stichwort „… trotzdem – treu geblieben“ Pater Kentenichs illegalen Briefverkehr aus dem KZ Dachau als Zeichen einer aktiven Treue zu seiner Gründung, die sich von Hindernissen nicht abschrecken lässt und er regt an, auch heute die hindernisüberwindende Treue zu kultivieren.

… trotzdem - treu geblieben

Elmar Busse. „Treue“ ist heutzutage ein Reizwort. Einerseits gibt es eine unermessliche „Sehnsucht nach verlässlichen Beziehungen“. In der 17. Shell-Jugendstudie von 2015 lesen wir:  „Freundschaft, Partnerschaft und Familie stehen bei den Mädchen und Jungen an erster Stelle. 89 Prozent finden es besonders wichtig, gute Freunde zu haben, 85 Prozent, einen Partner zu haben, dem sie vertrauen können, und 72 Prozent, ein gutes Familienleben zu führen.“ Andererseits begegnet einem das Argumentationsmuster, dass es unzumutbar sei, dass ein chronisch Kranker von seinem gesunden Partner erwarten dürfe, dass er sich für den Rest seines Lebens um den Kranken zu kümmern habe.

Auch die Ehe wird heute oft verstanden als Egoismus zu zweit mit einer ausgeglichenen Bilanz von Nehmen und Geben. Bei der kirchlichen Trauung versprechen die Brautleute einander aber weit mehr: „Vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau. Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.“ Wie ernst dieses Versprechen viele nehmen, durfte ich als Pfarrer in Ohrdruf erleben. Ein Beispiel für viele: Hingebungsvoll pflegte da ein Mann seine kranke Frau. Am Tag, an dem die beiden ihre Goldene Hochzeit feiern wollten, haben wir diese Frau beerdigt. Auch wenn der Mann sich oft überfordert erlebte, so gestand er mir doch einmal unter Tränen: „Ich kann sie doch nicht ins Heim geben! Ich hab’s ihr doch am Traualtar versprochen!“ – Treue als Lebensqualität für den, dem sie geschenkt wird! Welche Sicherheit schenkt das! Welche menschliche Größe offenbart sich in solch einer Einstellung im Vergleich zu denen, die sich immer alle Optionen offen halten wollen und keine verbindlichen Lebensentscheidungen treffen wollen oder können!

KZ Dachau: Wohnbaracken (Foto: Archivfoto)

KZ Dachau: Wohnbaracken (Foto: Archivfoto)

KZ Dachau: Gebäude der Plantage, die unmittelbar neben dem KZ platziert war (Foto: SS-Foto)

KZ Dachau: Gebäude der Plantage, die unmittelbar neben dem KZ platziert war (Foto: SS-Foto)

Illegaler Briefverkehr als Ausdruck der Treue

Pater Kentenich hat seine Treue zu der von ihm gegründeten Bewegung auch dadurch bewiesen, dass er als Häftling im KZ Dachau alle Möglichkeiten – auch die illegalen – genutzt hat, um die einzelnen Mitglieder in schwierigen Zeiten geistlich zu begleiten. Wie das? Er hatte illegalerweise einen regen Briefverkehr über die Plantage mit der Schönstatt-Bewegung gepflegt. Wie es zu dieser Entscheidung kam, gibt Aufschluss über die Denkweise Pater Kentenichs. Nachdem er mitbekommen hatte, dass seine offiziellen Häftlingsbriefe, die durch die Postzensur des Lagers gehen mussten, nicht mehr in Schönstatt ankamen, sann er nach anderen Möglichkeiten.

Schwarzpost ausschließlich zur Förderung des religiös-sittlichen Lebens

Viele Mithäftlinge fanden Schwarzpost unverantwortlich, weil bei der Entdeckung immer wieder Kollektivstrafen für alle Häftlinge in der Stube oder sogar im Block verhängt wurden. In der Dokumentation „Häftling 29392“ von Engelbert Monnerjahn ist dazu zu lesen: „Unter drei sorgsam überlegten Bedingungen meinte er das Risiko der illegalen Verbindung vor Gott und den Häftlingskameraden verantworten zu können:

  1. Unter keinen Umständen und zu keiner Zeit sollten durch die illegale Verbindung Informationen über die Zustände im Lager Dachau hinausbefördert werden. In diesem Punkte war die SS-Lagerkommandantur besonders empfindlich, weil immer wieder Nachrichten über die unmenschlichen Verhältnisse in Dachau und Untaten an den Häftlingen an Radiostationen und Zeitungen im Ausland kamen und von diesen sofort und ausführlich verbreitet wurden. Sollte eine illegale Sendung, die keine derartigen Meldungen über das Lager enthielt, in die Hände der SS geraten, so durfte man damit rechnen, dass sie eine mildere Strafe fand.
  2. Für die „schwarze“ Post muss immer der Weg benützt werden, der die größte Sicherheit vor einer Entdeckung bietet.
  3. Die Verbindung sollte ausschließlich der Förderung des religiös-sittlichen Lebens der Apostolischen Bewegung, ihrer Gemeinschaften und Einzelmitglieder dienen. Da dieser Dienst im Blick auf die Gründeraufgabe Pater Kentenichs als gottgewollt anzusehen war und nichts mit persönlichem Ehrgeiz oder Leistungsdrang zu tun hatte, durfte man in vorsehungsgläubiger Sicht darauf bauen, dass die beabsichtigte illegale Verbindung unter dem besonderen Schutz Gottes und - wie Pater Kentenich nicht unbegründet vertraute - der Gottesmutter stehen würde. In der Tat sollte sich zeigen, dass die von Pater Kentenich benutzten Wege für die schwarze Post bis zum Ende des Konzentrationslagers Dachau niemals entdeckt wurden und keine der illegalen Sendungen der Gestapo in die Hände fiel.“

Schriftwort

Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben; wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen; wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen. Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.

2 Tim 2,11-13

Die hindernisüberwindende Treue kultivieren

Es wäre nachvollziehbar gewesen, wenn der Häftling Kentenich mit resigniertem Achselzucken sich die Meinung gebildet hätte: Unter diesen Umständen kann ich die Meinen nicht begleiten. Wenn ich hier wieder rauskomme, dann will ich mich wieder ganz der Bewegung widmen. Aber Liebe macht erfinderisch. Es gibt eine aktive Treue, die sich von den Hindernissen nicht abschrecken lässt, sondern nach Wegen sucht, dem oder den anderen zu zeigen: Ich halte zu dir/euch!

Wenn sich die Schönstatt-Bewegung im Juli 2017 zum 75. Mal an den Gründungstag des Schönstatt-Familienwerkes und der Gemeinschaft der Schönstätter Marienbrüder in der KZ-Gedenkstätte Dachau erinnert, dann dürfen sich ihre heutigen Mitglieder im Blick auf das Verhalten des Gründers als Gefangener im KZ auch anregen lassen, diese hindernisüberwindende Treue zu kultivieren, sei es in einer berufsbedingten Fernbeziehung oder im Krankheitsfall eines Partners.

Mehr Informationen zur Jubiläumsfeier

  • 75 Jahre Schönstatt-Familienwerk, 75 Jahre Schönstatt-Institut Marienbrüder und 50 Jahre Begegnung mit Pater Josef Kentenich in der KZ-Gedenkstätte Dachau
  • Termin: 16. Juli 2017 (Programm von 9.30 Uhr bis etwa 17 Uhr)
  • Programm: Übersicht
  • Organisatorisches
  • Anmeldung (per E-Mail, Telefon oder Post) bis spätestens 20. Juni 2017 bei
    Anton Pfaffenzeller, Fliederstraße 11, 86529 Schrobenhausen, Tel. 08252 7941,
    E-Mail: anton.pf@t-online.de
  • DOWNLOAD Flyer

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