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28. September 2016 | Deutschland | 

Kinostart von „Nebel im August“ am 29.09.2016


www.nebelimaugust.de (Foto: www.nebelimaugust.de)

(Foto: www.nebelimaugust.de)

Am 29.09.2016 kommt mit dem Film „Nebel im August“ ein Film von Kai Wessel in die deutschen Kinos, der sich mit medizinischer Forschung in Psychiatrischen Einrichtungen, besonders im Umgang mit Kindern im Dritten Reich befasst. Der Film entstand nach dem wahren Schicksal eines 13-jährigen Jungen, der als „asozial“ eingestuft in einem bayerischen Klinikum eingesperrt und 1944 dort umgebracht wurde. Das Ethik-Institut an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) kooperiert bei der Bewerbung dieses hochkarätig besetzten Films (u. a. mit Sebastian Koch, Fritzi Haberlandt, Henriette Confurius, David Bennet und Jungstar Ivo Pietzker) mit der Collina Filmproduktion

„Wer diesen aufwühlenden Film auf sich wirken lässt, versteht, dass sich in vielen Deutschen, nicht zuletzt nach den Euthanasie-Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen, der innere Widerwille gegen die Nazis verstärkte, aber nur selten Männer und Frauen und sogar Kinder den äußeren Widerstand riskierten“, erklärt Prof. Dr. Heribert Niederschlag SAC, Direktor des Ethik-Instituts an der PTHV. „Der 13-jährige Ernst Lossa gehört zu ihnen und verdient, in Erinnerung zu bleiben, wie auch andere, die man lange Jahre tot schwieg, etwa den Pallottiner Franz Reinisch, der den Führer der Nazis öffentlich satanischer Verbrechen bezichtigte und in der Verweigerung des Fahneneides jegliche Unterstützung des Regimes verweigerte. Dafür wurde er im August 1942 enthauptet.“

Forschungen an der PTHV zum Thema Euthanasie

Verschiedene Professorinnen und Professoren der PTHV und des Ethik-Instituts an der PTHV sind in ihrer Forschung mit der Thematik der „Euthanasie“ befasst:

  • Professor Dr. Hermann Brandenburg, Lehrstuhl für Gerontologische Pflege (mit Klaus Baumann, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): „Sterben und Tod heute – aktuelle Herausforderungen“, in: Diakonia 45, Heft 3, August 2014, S. 162-170.
  • Prof. Dr. Helen Kohlen, Lehrstuhl für Care Policy und Ethik: „If Ethics in Psychiatry is the Answer - What was the Question? Exploring Social Space and the Role of Clinical Chaplaincy“, in: Aporia, 2014: Vol. 6 , Numéro 1/Vol. 6, Issue 1, S. 5-15.
  • Prof. Dr. Dr. Doris Nauer, Lehrstuhl für Pastoraltheologie und Diakonische Theologie: „Menschenabfall - freigegeben zur Entsorgung. Kinder-'Euthanasie' im Nationalsozialismus“, in: Bechmann, Ulrike, Rainer Bucher, Rainer Krockauer, Johann Pock (Hg.): Abfall. Theologisch-kritische Reflexionen über Müll, Entsorgung und Verschwendung. Wien, LIT, 2015, 155-183.
  • Prof. Dr. Joachim Schmiedl ISch, Lehrstuhl für Mittlere und Neue Kirchengeschichte: „Die Memoria der unschuldig Getöteten – Vor 75 Jahren begannen die Euthanasie-Aktionen“, in:
    Diakonia 45, Heft 3, August 2014, S. 146-152.
  • Prof. Dr. Klaus Vellguth, Professor für Missionswissenschaft: „Von der Eugenik zum Massenmord“, in: Diakonia 45, Heft 3, August 2014, S. 153-161.

Verfilmung einer wahren Geschichte

Der Film basiert auf dem Tatsachenroman von Robert Domes und erzählt die wahre Geschichte von dem Jungen Ernst Lossa (Ivo Pietzcker), der sich mutig gegen ein menschenverachtendes System wehrte. Als Sohn fahrender Händler und Halbwaise lebte er in verschiedenen Kinder- und Erziehungsheimen bis er dort als „nicht erziehbar“ eingestuft wird und schließlich wegen seiner rebellischen Art in eine Nervenheilanstalt abgeschoben wird. Nach kurzer Zeit bemerkt er, dass unter der Klinikleitung von Dr. Veithausen (Sebastian Koch) Insassen getötet werden. Er setzt sich zur Wehr und versucht, den behinderten Patienten und Mitgefangenen zu helfen. Schließlich plant er mit Nandl, seiner ersten Liebe, die Flucht. Doch Ernst ist in großer Gefahr, denn Klinikleitung und Personal entscheiden über Leben und Tod der Kinder …

Für eine Erinnerungskultur

Das bewegende Drama über die grausamen Vorkommnisse während der NS-Zeit wirft die Fragen auf: Wie konnte das passieren? Was sind die Nachwirkungen? Was hat das mit heute zu tun? Erst seit Ende der 1970er Jahre haben Historiker und Psychiater die NS-„Euthanasie“ detailliert erforscht. Ärzte, Pfleger und Schwestern ermordeten zunächst mit Gift und ab 1943 auch gezielt mit einer fast nährstofflosen Kost, welche die Menschen verhungern und sterben ließen, nachdem sie geschwächt an Tuberkulose erkrankten. Die Organe vieler Toter missbrauchten die Ärzte zu Forschungszwecken. In manchen psychiatrischen Anstalten unternahmen Ärzte auch Experimente an lebenden Menschen. Dennoch kommen bis heute die ermordeten Psychiatriepatienten in der Erinnerungskultur zum Nationalsozialismus nur am Rande vor. So dauerte es bis 2014, bis in Berlin ein Gedenk- und Informationsort zu Ehren der Opfer der NS-„Euthanasie“ errichtet wurde.

Weitere Informationen

Quelle: Pressemitteilung der PTHV

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