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16. August 2016 | Deutschland | 

Experiment „Gottesdienst einmal anders“


Wie kommen Eucharistiefeier und Leben zusammen? (Foto: Heberling)

Wie kommen Eucharistiefeier und Leben zusammen? (Foto: Heberling)

Hbre. Zum Veranstaltungsangebot der Schönstattfamilienbewegung im Erzbistum Freiburg gehörte kurz vor den Ferien ein Vater-Kinder-Wochenende, das – nicht zum ersten Mal durchgeführt – sich wieder einer guten Teilnehmerzahl erfreute. Zum Programm gehörte für Kinder und Väter neben vielen interessanten Aktivitäten auch eine Eucharistiefeier am abschließenden Sonntag des Wochenendes. Die Erfahrungen zurückliegender Veranstaltungen zeigten, dass so ein Angebot für Teilnehmer, die zwar keine ablehnende Haltung gegenüber Kirche und Glauben haben, aber doch eher unregelmäßig oder selten am Gottesdienst-Angebot ihrer Pfarrgemeinden teilnehmen, nocheinmal neu gedacht werden muss. Claus Heberling berichtet im folgenden Beitrag vom Experiment „Gottesdienst einmal anders“.

Perspektivwechsel

Claus Heberling. Als apostolische Bewegung haben wir als Schönstattfamilie aus unserem Liebesbündnis heraus einen ganz besonderen Auftrag. Mit einer Vielzahl von Angeboten, Veranstaltungen und Seminaren werden wir als Schönstattbewegung diesem Auftrag gerecht. Interessant ist es aus welcher Perspektive wir auf unser „apostolisches Feld“ schauen – sind es die praktizierenden Christen der Kernkirche oder Menschen am Rand von Kirche, die persönlich von sich sagen „Ich glaube an Gott“, aber nicht aktiv am Leben in der Gemeinschaft der Christen teilnehmen oder diejenigen, die gar nichts mit unserem Glauben anfangen können…

Wortgottesdienst-Tische (Foto: Heberling)

Wortgottesdienst-Tische (Foto: Heberling)

Im Rahmen des Vater-Kinder-Wochenendes auf Marienfried / Oberkirch gelang ein Experiment im Rahmen der Eucharistie. Teilnehmer waren überwiegend Väter, die nicht mehr oder sehr sporadisch am religiösen Leben in ihren Pfarrgemeinden teilnehmen, somit auch keinen Bezug zur Eucharistie und eine weder positiv noch negativ reflektierte Einstellung zur Kirche haben. Unsere Beobachtung zeigte uns, dass gerade diese Menschen mit den formalen Strukturen und ritualisierten Inhalten der Eucharistie wenig vertraut sind, geschweige diese im liturgischen Ablauf individuell, persönlich mitvollziehen können. Ein Mann beschrieb für sich das so: wenn er im „normalen Sonntagsgottesdienst“ sitze, sei das so, als ob er passiv im Fernsehen einen eher langweiligen Film ansehe …

Wortgottesdienst mit individuellem, persönlichem Zugang zur Eucharistie

In der Vorbereitung des „Vater-Kinder-Wochenendes“ entstand bei uns die Idee, den Wortgottesdienst so zu gestalten, dass den Teilnehmern ein ganz individueller, persönlicher Zugang zur Eucharistie ermöglicht wird, indem ihr eigenes Leben, ihre Erfahrungen, das was sie bewegt in den Mittelpunkt gerückt wird. Nach einer Einführung im Gottesdienstkreis setzten sich die Teilnehmer in wechselnden Zusammensetzungen nacheinander an fünf Tische und bearbeiteten interaktiv die Inhalte des Wortgottesdienstes.

Eucharistiefeier vor dem Schönstatt-Heiligtum (Foto: Heberling)

Eucharistiefeier vor dem Schönstatt-Heiligtum (Foto: Heberling)

Am „Gloriatisch“ formulierten die Teilnehmer nach einem Lobpreis ihren Dank für die letzten Tage. Am „Glaubensbekenntnistisch“ formulierten sie in Bild und Wort ihren Glauben. Am „Fürbitttisch“ ihre Bitten etc.

In der Gabenbereitung wurden alle Tische zu einer großen Tafel in die Mitte des Gottesdienstkreises zusammengestellt und auf dieser „Tafel“ die Gaben von Brot und Wein als Symbol für all das, was zuvor an den Tischen erarbeitet wurde, vorbereitet. Dadurch wurde für alle Teilnehmer erfahrbar, dass Wandlung, Eucharistie im alltäglichen Leben geschieht. Im Hier und Jetzt will Gott bei mir sein, mich stärken und seinen Bund mit mir erneuern.

Die individuelle Erfahrung und eucharistische Begegnung bewegte die Väter und ihre Kinder sehr tief. Es war eine ganz dichte Stimmung und Anteilnahme zu fühlen. Dass es zwei Stunden dauerte, kümmerte niemand, denn jeder - Jung und Alt - war selbst mitten im Geschehen.


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