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10. August 2016 | Deutschland | 

Unterwegs mit Josef Engling


Auf dem Pilgerweg von Drusenheim nach Marienthal (Foto: Gmeiner)

Auf dem Pilgerweg von Drusenheim nach Marienthal (Foto: Gmeiner)

A. Gmeiner / Cbre. Anlässlich der Erinnerung an die Rekrutenzeit von Josef Engling, zu der er vor genau 100 Jahren in Hagenau/Elsass weilte, machte sich am 2. Juliwochenende eine bunt gemischte französisch - deutsche Pilgergruppe von 44 Personen vom Schönstattzentrum Marienfried in Oberkirch aus mit dem Bus auf den Weg nach Drusenheim am Rhein.

Josef Engling (Foto: Gmeiner)

Josef Engling (Foto: Gmeiner)

Pilgerweg von Drusenheim/Rhein nach Marienthal im Elsass

Josef Engling war einer der Jungen, die zusammen mit ihrem geistlichen Leiter, Pater Josef Kentenich, im Oktober 1914 das erste Liebesbündnis mit der Gottesmutter in der alten Friedhofskapelle in Vallendar-Schönstatt schlossen. Kentenich, seit 1912 Spiritual im Studienheim der Pallottiner in Vallendar, bezeugt selbst, wie wichtig für Josef Engling die Selbsterziehung war, wie sehr er im Einsatz für andere große Fortschritte machte und wie äußerst gemeinschaftfördernd er wirkte. 1916 wurde Engling als Soldat eingezogen und ins elsässische Hagenau zur Rekrutenausbildung geschickt. Dort und später auf dem Schlachtfeld bewahrte er sich trotz ständiger Todesgefahr die innere Ruhe und das Vertrauen auf die Wegbegleitung der Gottesmutter Maria.

Sich von ihm und seinem starken Glauben, von seiner tiefen Marienliebe und seinem selbstlosen Einsatz für andere inspirieren zu lassen in Zeiten, in denen die Welt Kopf steht und der Glaube keinen große Rolle mehr zu spielen scheint - wie damals im ersten Weltkrieg -, das war der Anlass der ungewöhnlichen Pilgertour von Drusenheim nach Marienthal.

Obwohl die Tage zuvor voller Regen waren, begleitete die Sonne die Pilgergruppe an beiden Tagen, was von den Teilnehmern sehr dankbar aufgenommen wurde. Den vielen „fliegenden Mitpilgern“ am Rhein und auf der ersten Wegstrecke wurde mit Sprays zu Leibe gerückt.

Pfr. Lukas Wehrle: Gottesdienst unterwegs (Foto: Gmeiner)

Pfr. Lukas Wehrle: Gottesdienst unterwegs (Foto: Gmeiner)

Nach regnerischen Tagen werden die Pilger von der Sonne begleitet (Foto: Gmeiner)

Nach regnerischen Tagen werden die Pilger von der Sonne begleitet (Foto: Gmeiner)

In „Gottes grüner Kathedrale“

Von Drusenheim nach Hagenau zu Fuß unterwegs wurde in der blühenden Natur bei einem großen Feldkreuz Gottesdienst gefeiert. Aufgeschichtetes Holz wurde zum Altar. Mit Pilgerstab, Pilgerheiligtum, dem Bild Josef Englings und Feldblumen kam eine bewegende Atmosphäre zustande, zu der die „Spatzenpredigt“ über das Tagesevangelium hervorragend passte.

Pilgern unter Freunden – vereint für Europa

Es stellte sich schnell heraus, dass sich die Pilger aus dem Elsass und aus dem Bistum Freiburg gegenseitig sehr bereicherten und eine richtige „Pilgerfamilie“ wurden. „Wir konnten uns gegenseitig beschenken und einiges voneinander lernen“, waren sich die Pilger bald einig.

Bei der Einkehr in der Karmelkirche in Marienthal erfuhren die Pilger, dass dies die Kirche war, in der Josef Engling während seiner Rekrutenzeit oft betete. Pfarrer Lukas Wehrle aus Oberkirch, der Leiter der Pilgergruppe, erzählte, dass bei der Renovierung der Kirche in den 80er Jahren ein Foto von Josef Engling hinter der Marienstatue gefunden wurde. Es schien ihm wichtig gewesen zu sein, unter Mariens Schutz zu stehen und ihr in allen Ängsten des Krieges nahe zu sein.

Heilige Pforte der Barmherzigkeit 

In der Marienthaler Basilika Notre Dame durchschritten die Pilger die Hl. Pforte der Barmherzigkeit. Das angestimmte TE DEUM und das Durchschreiten der Pforte war für manch einen der Pilger eines der bewegendsten Erlebnisse des Wochenendes. Ein Pilger fasste das Erleben in folgende Worte: „Mit der eigenen Armseligkeit ankommen und sich von Gottes unendlicher und barmherziger Liebe berühren zu lassen, gibt ein tiefes Gefühl des Friedens.“

Erfahrene Gastfreundschaft

Eine wichtige Erfahrung beim Pilgern ist die Gastfreundschaft. Als Geschenk empfanden die Pilger die herzliche Aufnahme bei den Herz Jesu Benediktinerinnen, die sie mit einem guten Abendessen verwöhnten und noch zu einer Führung in ihre Basilika einluden, in der sich zwei wundertätige Gnadenbilder befinden: die Gottesmutter in der Freude und die schmerzhafte Muttergottes. Die anschließende Vigilfeier wurde als gelungener Tagesabschluss wahrgenommen, bei der die unzähligen Tageserlebnisse noch einmal gut nacherlebt und vor Gott gebracht werden konnten.

Das Gnadenbild in Marienthal (Foto: Gmeiner)

Das Gnadenbild in Marienthal (Foto: Gmeiner)

Fest der Begegnung

Am Sonntagmorgen, nachdem noch viele Pilger - Buspilger aus Oberkirch und viele, die privat mit dem PKW anreisten, sowie einige Elsässer – zur Pilgergruppe dazu stießen, wurde am Wallfahrtsort Marienthal ein Fest der Begegnung gefeiert.

Einführung, Zeugnis und  Ansprache von Pfarrer Wehrle, Karmeliterschwester Germain und Schwester Marie-Kornelia brachten den Pilgern sowohl Josef Englings Erlebnisse aus seiner Hagenauer Rekrutenzeit nahe, schafften aber auch die Übersetzung in den Alltag und die täglichen Herausforderungen. Die treue Begleitung der Gottesmutter damals wie heute hilft in den Wirren einer entfesselten Welt und Zeit das Vertrauen nicht zu verlieren und Gottes Spuren zu suchen. Einmal mehr wurde deutlich, dass der „beste Boden“ – wie Pfarrer Wehrle es in seiner Ansprache in der St. Georgs Kirche in Hagenau sagte - für jeden von uns nicht unbedingt das „liebliche Tal in Schönstatt“ ist, sondern - wie bei Josef Engling - das „Depot III“ ist: raues Soldatenleben, Vorsätze, Rückschläge. Die Gottesmutter als „Neuland der Liebe“ zu erfahren, die durch alle Bewegungen und Ausschläge mitgeht, das konnten die Pilger nach all diesen Erlebnissen leichter verstehen.  

Tischlein deck dich

Nach der Aussendung in der Kirche taten viele ehrenamtliche Helfer alles, um die Gäste liebevoll zu bewirten. Die Teilnehmer kamen gut miteinander ins Gespräch und dabei entstand die Anregung, jährlich ein gemeinsames „Josef-Engling-Fest“ in Marienthal zu feiern und so auf diesem „Grundstein“, der jetzt gelegt wurde, aufzubauen. Auf diesem fruchtbaren Boden lässt sich in der Zukunft noch einiges bewegen, gaben sich die Pilger überzeugt.

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