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20. Juli 2016 | Rund ums Urheiligtum | 

„Jetzt ist die Zeit der Bündniskultur“ – Weihbischof Dr. Michael Gerber in der Bündnisfeier in Schönstatt


Bündniserneuerung am Urheiligtum in Schönstatt (Foto: Brehm)

Bündniserneuerung am Urheiligtum in Schönstatt (Foto: Brehm)

Hbre. Angesichts der aktuellen Lage, die derzeit die Welt bewegt zwischen Brexit in Großbritannien, NATO-Gipfel in Warschau, zwischen Wirtschafts- und Finanzkrisen in Südeuropa und Spannungen zwischen China und den Philippinen im Chinesischen Meer, müsse man wohl sagen: „Jetzt ist die Zeit der Bündniskultur“. Dies betonte Weihbischof Dr. Michael Gerber am 18. Juli 2016 in seiner Predigt beim Bündnisgottesdienst in der Pilgerkirche in Vallendar-Schönstatt. „Bündniskultur – das ist mehr als nur ein frommer Gedanke, das ist mehr als ein Füllwort für Feierstunden in trauter Runde“, so Gerber weiter. Gerade heute gelte, was Pater Kentenich, der Gründer Schönstatts, am 8. Dezember 1965 seiner Schönstattfamilie in Rom mit auf den Weg gegeben habe, nämlich dass die Kirche „die Sendung hat, die Seele der heutigen und der kommenden Kultur und Welt zu werden“ (J.K.).

Internationaler Chor von Schönstätter Marienschwestern (Foto: Brehm)

Internationaler Chor von Schönstätter Marienschwestern (Foto: Brehm)

Auch am Altar sind Priester von verschiedenen Kontinenten vertreten (Foto: Brehm)

Auch am Altar sind Priester von verschiedenen Kontinenten vertreten (Foto: Brehm)

Weihbischof Dr. Michael Gerber predigt zum Thema "Bündniskultur" (Foto: Brehm)

Weihbischof Dr. Michael Gerber predigt zum Thema "Bündniskultur" (Foto: Brehm)

Internationaler Bündnisgottesdienst

Zum Bündnisgottesdienst und der sich anschließenden Prozession zum Urheiligtum sowie zur Feier der Erneuerung des Liebesbündnisses am Urheiligtum waren viele Schönstätter, Freunde und Sympathisanten in Vallendar-Schönstatt zusammen gekommen. Ein Chor von Schönstätter Marienschwestern aus aller Welt, die zu einer Studienzeit am Gründungsort der Bewegung versammelt sind, gestaltete die Feier mit internationalen Liedern mit. Eine Freude besonders für die vielen jungen Pilger aus dem Ausland, die auf dem Weg nach Krakau zum Weltjugendtag in diesen Tagen in Schönstatt Station machen.

Bündniskultur - für einen europäischen Staatenbund

Der Freiburger Weihbischof, der gleichzeitig Mitglied im Schönstatt Institut Diözesanpriester ist, unterstrich in seiner Predigt, dass es derzeit in Europa um die Frage gehe, ob sich als Modell des zukünftigen Europas der Staatenbund durchsetze, „in dem es bisweilen zwar knirscht und spannt, in dem man aber weiß, dass wir aufeinander angewiesen sind und solidarisch zusammenstehen, wenn es darauf ankommt“, oder das Modell einer Ansammlung von Nationalstaaten, „von denen jeder glaubt, er käme alleine am besten zurecht“. Als Mitglied im Netzwerk „Miteinander für Europa“ habe sich die Schönstattbewegung hier klar positioniert.

Bündniskultur meine aber auch Barmherzigkeit und Versöhnung, wesentliche Stichworte, die am Beginn des europäischen Einigungsprozesses gestanden hätten. „Ohne Eingeständnis der persönlichen wie der kollektiven Schuld und ohne Vergebung wäre dieses Zusammenwachsen von Deutschen und Franzosen und weiteren europäischen Völkern nicht möglich geworden“, so Gerber.

Wenn in diesen Tagen viele Jugendliche der Schönstatt-Bewegung zum Weltjugendtag nach Polen fahren, dann kämen sie in ein Land, in welchem Schönstatt seit den ersten Gründungsjahren lebe. Josef Engling, „der wichtigste Mitgründer“ stamme aus dem heutigen Polen und sei in Frankreich gefallen. Schönstatt sei von Anfang an eine europäische Bewegung gewesen.

Erneuerung des Liebesbündnisses verbunden mit Schönstättern auf der ganzen Welt (Foto: Brehm)

Erneuerung des Liebesbündnisses verbunden mit Schönstättern auf der ganzen Welt (Foto: Brehm)

Segen von der Heiligen Pforte der Barmherzigkeit aus (Foto: Brehm)

Segen von der Heiligen Pforte der Barmherzigkeit aus (Foto: Brehm)

Nach der Feier internationale und ... (Foto: Brehm)

Nach der Feier internationale und ... (Foto: Brehm)

... nationale Begegnungen (Foto: Brehm)

... nationale Begegnungen (Foto: Brehm)

Abbé Jean Marie Moura, Cambrai, Frankreich (l) und Markus Amrein, Marienbruder, Vallendar, sprechen über Josef Engling und wie es in Cambrai weitergeht (Foto: Brehm)

Abbé Jean Marie Moura, Cambrai, Frankreich (l) und Markus Amrein, Marienbruder, Vallendar, sprechen über Josef Engling und wie es in Cambrai weitergeht (Foto: Brehm)

Bündniskultur: die persönliche Beziehungsfähigkeit stärken

Angesichts der gewaltigen Herausforderungen, angesichts der komplexen politischen und ökonomischen Fragestellungen, und angesichts eher geringer werdender Kräfte und zurückgehender Mitgliederzahlen in Kirche und Schönstattbewegung könne man natürlich die Frage haben, was der Einzelne tun könne. Da lohne es sich bei Pater Kentenich in die Schule zu gehen, der im Konzentrationslager eingesperrt die weltweite Bedeutung des Liebesbündnisses als Zukunftsvision benennt: „Wir müssen höher und weiter streben. Unser Herz gehört allen Menschen, allen Nationen, wie sie auch immer heißen und welche Geschichte sie auch immer haben mögen.“ Jeder Einzelne könne also zur Bündniskultur beitragen, indem er seine persönliche Beziehungsfähigkeit stärke und offen und bereit sei für die Begegnung mit Menschen unterschiedlichster Kulturen. Gleichzeitig brauche es aber auch die Ermutigung und Unterstützung von Einzelnen aus den Reihen der Schönstatt-Bewegung sich politisch und gesellschaftlich einzubringen in das Ringen um die Einheit Europas. Im derzeit eher visionslosen pragmatischen Abwägen von Kosten muss die Vision und der Wert eines Miteinanders der Völker als Argument wieder eine Stimme bekommen.

Gleiche Richtung aber neues Format

Das Mitbauen an einer Bündniskultur richte sich aber nicht nur nach außen, sondern sei auch eine Frage nach dem Miteinander der unterschiedlichen Generationen in der Schönstatt-Bewegung. Hier stelle sich besonders die Frage, welchen Raum die Kultur nachwachsender Christen und deren Formen von Spiritualität und Gemeinschaft in der Bewegung erhalten. „Es ist eine Kultur, in der die Fragen nach Originalität, nach Selbstbestimmung, nach freier Entscheidungsmöglichkeit und nach schöpferischer Entfaltung eine entscheidende Rolle spielen“, so Gerber. Bündniskultur heiße hier, „die jungen Menschen nicht einfach nur für den eigenen Weg gewinnen wollen nach dem Motto: Lauft bitte bei uns mit, ihr dürft auch Eure eigenen Lieder singen. Sondern einen Raum eröffnen, in dem diese ihre eigene Dynamik entfalten können und zugleich deutlich wird: Es geht in die gleiche Richtung.“ Es brauche weit mehr als nur die – wenn auch berechtigte – Hoffnung, dass sich junge Menschen den wohlerprobten und gut begründeten Pilgerwegen der etablierten Gemeinschaften anschließen. „Wenn wir wirklich junge, dynamische, welterfahrene und apostolisch motivierte Menschen gewinnen wollen, Menschen, die Kirche und Gesellschaft gestalten können, dann gilt es für uns, eine Atmosphäre zu gestalten, welche diese dazu ermutigt, ihre Form zu finden, sich zu vernetzen und auf ihre Weise apostolisch tätig zu sein.“

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