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5. Februar 2010 | International | 

Ich habe die Hoffnung durch die Straßen laufen sehen


Misiones "Ignis Mariae"ARGENTINIEN, José María Sanguinetti. Wie Pablo Neruda kann ich sagen, "ich bekenne, ich habe es erlebt" - jenen Satz unseres Vaters und Gründers: "Hoffnungsfreudig und siegesgewiss in die neueste Zeit". Ich habe ihn in Gesichtern, Händen, Tränen, Worten und Gebeten gesehen. Ich habe seine Prophetie gesehen, wie nie zuvor, klar und vollständig.

 

 

Misiones "Ignis Mariae"Vier Tage lang war ich Zeuge von Hoffnung, Freude, Sieg und neuester Zeit: denn ich war Misionero. Trotz Hitze, Regen, Unbequemlichkeiten und eigener Grenzen hat mein Herz zu brennen begonnen und mein Leben hat Feuer gefangen, jenes marianische Feuer, das hautnah zu spüren ist in dem, was einfach so heraussprudelt aus den Jugendlichen und das sich schenkt, ohne nachzudenken - bis zum Wehtun.

Ich habe die Hoffnung durch die Straßen laufen sehen, mitten durch den Schmutz, und sie brachte Trost und Maria. Ich habe die Freude in den Gesichtern der Kinder gesehen, die eine Umarmung, ein Spiel, eine Ablenkung gefunden und für eine kurze Zeit zurückerobert haben, was sie nicht mehr haben: die Zeit der unschuldigen, unbeschwerten Kindheit.

Ich habe Siege gesehen wie nie zuvor. Ja, ich kann versichern, wie Siege durch diese verlassenen, vernachlässigten Familien liefen, wie sie enttäuschte Herzen erfüllt haben zu Füßen unserer Mutter, der Siegerin, die Wunder wirkt.

Ich habe eine neue Zeit erlebt, eine Zeit der Verheißung, der Solidarität und der neuen Gemeinschaft. Ich war auf Misiones.

Wo der Geist weht und wir Feuer werden

Und das alles in vier vollen, harten, unvergesslichen Tagen. Vier Tage, in denen wir sprachlos vor schreiender Armut standen; einer Armut, die nicht nur eine furchtbare Unwürdigkeit der Lebenssituationen ist, sondern Fehlen von Bindungen und Liebe. Vier Tage des Kämpfens gegen Ohnmacht, Skepsis und Wut angesichts dessen, was wir nicht sehen möchten, eines Lebens, wie wir es niemandem wünschen, des Stummwerdens angesichts leidvollster Realitäten. Und es ist genau in diesem Schweigen, wo sie spricht, wo der Geist weht und wir erneut Feuer sind - Ignis Mariae.

Es heißt in einem Lied, dass dies das Land des Unerreichbaren und diese Zeit die von Gott vergessene ist. Auf dieses Land und diese Zeit geben diese Jugendlichen Antwort. Nicht eine endgültige Lösung; aber sie setzen sich in Bewegung, sie machen Mut, versuchen es, haben keine Angst vor dem Scheitern sondern nur vor der Gleichgültigkeit, davor, nicht alles zu geben, sich die Hände nicht schmutzig zu machen, in den Annehmlichkeiten ihres Lebens hängen zu bleiben.

Familie, vergiss nicht, dein Vater war ein Prophet

Mir kommen die Worte von Pater Horacio Sosa in den Sinn: "Familie, vergiss nicht, dein Vater war ein Prophet", und danach dieses Zitat von Pater Kentenich, das er immer und immer wieder anführte, um zu erklären, was er meinte:

"Es hängt alles davon ab, ob wir es wieder fertigbringen, mit alter Inbrunst, Opferfreudigkeit und Einsatzbereitschaft uns zurückzufinden zu unserer grossen Zukunftsvision, wie sie in 'Himmelwärts' umrissen ist. Glückt uns das nicht, so mögen wir das Wohlwollen strebsamer kirchlicher Kreise uns erwerben, mögen gerne gesehen und gehört, als vernünftig, weltaufgeschlossen, kulturfreudig und weitzügig gelobt werden. Zutiefst gleichen wir und unsere Gemeinschaft einem Adler, der mit gebrochenen Flügeln zur Sonne empor will. Unsere beste Zeit ist vorbei. Der Totengräber steht vor der Türe. Das Grab ist uns schon geschaufelt; bald wird das Begräbnis stattfinden. Unsere Jugendideale waren Traum und Schaum; und die Kirche steht trauernd an der Bahre einer jungen Gemeinschaft, die einmal zu den höchsten Hoffnungen berechtigte, dann aber im Kampf des Lebens zusammengebrochen ist. Gott bewahre uns vor diesem tragischen Schicksal ... Er (Gott) erwecke in unseren Reihen Männer und Frauen, die wie die alten Propheten gleich Sturmesgebrause durch die welken Blätter eines morschen Baumes hindurchfegen, immer wieder neu zum Kampf aufrufen und höchste Forderungen an sich und andere stellen" (Nueva Helvecia, 6.5.1948).

Hat sich dein Leben nach den Misiones geändert?

Ich fahre zurück nach Hause, im das Feuer neu zu entfachen, das Maria vor 20 Jahren entfacht hat, als wir unser Liebesbündnis schlossen, ich fahre zurück, um neu zu verstehen, dass es notwendig ist, aus unseren Bequemlichkeiten auszubrechen und unseren Sicherheiten, ich fahre zurück, es ist dunkel, und Cecilia und die Kinder reden über das, was wir in den Misiones erlebt haben: glücklich wie wir sind wollen wir nicht weg, müde wie wir sind wollen wir nicht schlafen, und in dieser Morgenstunde voller Erlebnisse fragt Josema (9): Und hat sich dein Leben nach den Misiones geändert?

Misiones "Ignis Mariae"



Dr. José María Sanguinetti lebt in Salta und ist Chefarzt einer Fachklinik

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