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20. Juni 2016 | Rund ums Urheiligtum | 

Familie als Hauskirche - wie geht das?


Marge und Mike Fenelon, Milwaukee, USA (Foto: Brehm)

Marge und Mike Fenelon, Milwaukee, USA, im Haus der Familie, Vallendar (Foto: Brehm)

Cbre. Extra aus den USA angereist waren Marge und Mike Fenelon, um anfan Juni einem vollbesetzten Saal im Haus der Familie, Berg Nazareth, in Vallendar-Schönstatt Erlebnisse aus ihrer Kindheit mit Pater Josef Kentenich und dem Hausheiligtum zu berichten. Ihre Eltern hatten zum Kreis der Familien gehört, mit denen Pater Kentenich während seiner Exilszeit in den USA das Hausheiligtum „erfand“. Er zeigte sich später überzeugt, dass das Hausheiligtum einmal zu einem der wichtigsten Beiträge Schönstatts für Kirche und Welt werden würde. Die Initiative vom Hausheiligtum entstand etwa zur gleichen Zeit, als das II. Vatikanische Konzil über die Familie sprach und dies in dem Wort „Familie als Hauskirche“ ausdrückte.

Elisabeth und Bernhard Neiser, Institut der Schönstatt-Familien, begrüßen die Teilnehmer (Foto: Brehm)

Elisabeth und Bernhard Neiser, Institut der Schönstatt-Familien, begrüßen die Teilnehmer (Foto: Brehm)

Großes Interesse an authentischen Erfahrungen zum Thema Hausheiligtum (Foto: Brehm)

Großes Interesse an authentischen Erfahrungen zum Thema Hausheiligtum (Foto: Brehm)

Niemals hörten wir einen Priester so über Ehe und Familie reden!“

Seine Eltern seien alles andere als begeistert gewesen, erzählt Mike Fenelon, als eine Schönstätter Marienschwester das Ehepaar mit 12 Kindern auf den Pater aufmerksam gemacht habe. Dieser traf sich Montag abends mit Ehepaaren, um mit ihnen zu überlegen, wie Glaube und Leben sich verbinden lassen, um Erziehungsfragen zu klären, und zu überlegen, wie es gelingen könnte, in den unruhigen Zeiten der 60er Jahre den Glauben an die nächste Generation weiterzugeben. Sein Vater, so Mike Fenelon, sei bei der Legio Mariens und in vielen anderen Gremien engagiert gewesen und habe dabei die Familie ziemlich vernachlässigt. „Wenn ich zwischen Legio Mariens und Schönstatt wählen müsste, würde ich immer die Legio wählen“, sei sein Ausspruch gewesen, berichtet Mike. Sechs Monate später hätten sich seine Eltern dem netten Pater angeschlossen, denn „niemals hörten wir einen Priester so über Ehe und Familie reden!“

Auch ihr Vater, so berichtet Marge Fenelon, sei oft von der Arbeit heimgekommen und gleich wieder aufgebrochen zu seinen Ehrenämtern. Die 7-köpfige Kinderschar habe ihn kaum gesehen und die Mutter deshalb öfters geweint. Auch ihre Eltern seien angezogen worden von den Montagabend-Gesprächen mit Pater Kentenich, der den Ehemännern immer wieder deutlich gemacht habe: „Ihr erstes Apostolat, das Ihnen Gott gegeben hat, ist Ihre Ehe und Ihre Familie!“

Botschafter des Hausheiligtums: Marge und Mike Fenelon  (Foto: Brehm)

Botschafter des Hausheiligtums: Marge und Mike Fenelon  (Foto: Brehm)

Dem Bild der Gottesmutter und dem Kreuz zu Hause einen Platz geben

Die Anregung Pater Kentenichs, dem Bild der Gottesmutter und dem Kreuz zu Hause einen Platz zu geben, mitten im Familiengeschehen, in der Küche oder dem Wohnzimmer, eben dort, wo sich das Leben abspielt, das half, so merkten die Ehepaare schnell. Sich öfters am Tag an Gott zu wenden, der Gottesmutter die Sorgen anzuvertrauen, den Kindern auf ganz natürliche Weise Gott nahezubringen, insgesamt das Vertrauen, die Dankbarkeit, die Liebe zu Gott, zur Gottesmutter zu entwickeln und zu stärken, das wurde für die Familien zur hilfreichen Erfahrung. Bald wurde auch sicht- und fühlbar wie das Hausheiligtum, dieser geistliche, natürliche, übernatürliche Ort im Familiengeschehen, die Familienmitglieder untereinander stärker verband und stärkte.

Bräuche, um den Glauben lebendig zu halten

Pater Kentenich erlebten die Familien als ungemein väterliche Person. Einer, der sich für alles interessierte. Für die Puppe der Jüngsten genauso wie für das Glaubensproblem der Eltern. Deshalb setzte sich schnell der Name „Father“ für ihn durch. „Er interessierte sich für unser Leben, war für uns da und sehr freundlich zu uns Kindern“, so Mike Fenelon. Die gemeinsamen Überlegungen sowie das gemeinsame Entwickeln und Einüben von Ritualen gab den Familien mehr Sicherheit auf ihrem Weg, führte Eltern und Kinder untereinander und miteinander mehr zusammen. Pater Kentenich habe es sehr unterstützt, dass jede Familie eigene Bräuche entwickelt und so seien in ihren Herkunftsfamilien z.B. Advents- und Fastenzeitbräuche entstanden, erzählt das Ehepaar mit Begeisterung. Das habe das Leben mit dem Glauben ungemein lebendig gemacht. Sie denke heute noch gerne an die Kerzenprozessionen mit vielen gesungenen Liedern durch ihr Elternhaus, so Marge Fenelon. Sie habe vieles aus der damaligen Zeit vergessen, „aber dies nicht!“ Und viele dieser Bräuche und Erlebnisse seien nun auch in ihrer eigenen Familie lebendig.

Bei der ganzen Geschichte mit dem sich entwickelnden „Hausheiligtum“ hätten die Eltern nie den Eindruck gehabt, dass Pater Kentenich irgendetwas durchgedrückt habe. Vielmehr könne man sagen, er habe viel beobachtet, Freiheit gelassen und abgewartet, ob und was die Familien aufgreifen und was sie aus verschiedenen Anregungen machen. So sei das Hausheiligtum irgendwie als gemeinsame Idee entstanden. Wie wichtig ihm Ehe und Familie gewesen seien, könne man vielleicht auch daran ablesen, dass er am Vorabend seiner überraschenden Rückkehr nach Rom nach 14 Jahren Exil in den USA ausgerechnet noch bei einer Familie (Fenelon) einen Besuch gemacht habe um dort im Hausheiligtum, dem Zentrum des Familienlebens zu beten – ein Ort, der so meisterlich Bindungen schafft und Beziehungen aufbauen hilft.

Auch junge Besucherinnen aus Südamerika haben sich von Ehepaar Fenelon anstecken lassen (Foto: Mucha)

Auch junge Besucherinnen aus Südamerika haben sich von Ehepaar Fenelon anstecken lassen (Foto: Mucha)

Schwester Marion McClay sorgte für die Übersetzung aus dem Englischen (Foto: Mucha)

Schwester Marion McClay sorgte für die Übersetzung aus dem Englischen (Foto: Mucha)

Ein langer Atem

Dass auch ein Hausheiligtum keine Garantie für ein unbeschwertes Familienleben oder für problemlose Lebenswege der Kinder ist, wurde aus den ehrlichen und so authentischen Erzählungen von Ehepaar Fenelon überaus deutlich. Mikes Bruder habe z.B. Drogen genommen, die gesamte Familie abgelehnt, sei ins Gefängnis gekommen, habe nur mit Ablehnung auf ihre Briefe geantwortet und mit der Zeit jeden Kontakt abgebrochen. Aber, so zeigt sich Mike überzeugt, das Hausheiligtum habe doch die ganze Zeit gewirkt. All die Jahre hätten sie weiter gebetet und versucht den Kontakt zu halten. Nach 20 Jahren(!) habe sein Bruder ihn aus dem Gefängnis angerufen. Er habe so vieles falsch gemacht und er habe Angst, wie die Geschwister und die Mutter auf ihn reagieren würden. Er, Mike, solle doch die Mutter und alle Geschwister grüßen. „Nein, das müsse er schon selbst tun, das könne er ihm nicht abnehmen“, habe er ihm geantwortet, so Mike Fenelon. Das habe der Bruder schließlich getan und inzwischen sei er aus dem Gefängnis entlassen und habe wieder ins Leben zurückgefunden. „Hausheiligtum heißt nicht, dass wir alle im Himmel leben und schweben. Aber wir bekommen Gnaden, die wir brauchten!“, fasst Mike Fenelon seine Erfahrungen zusammen.

Botschafter des Hausheiligtums

Marge und Mike Fenelon schätzen es sehr, dass sie sieben Jahre lang den „Father“ selbst erleben durften und so mitbekamen, wie sehr er ihren Eltern weiterhalf. Sie persönlich sind glücklich, selbst mit dem Hausheiligtum groß geworden zu sein und es in ihrer gemeinsamen Familie, ihren zwei Kindern und nun auch schon den Enkeln genauso weitergeben zu können. „Wir durften miterleben, wie gut es Familien tut, einen Ort in der Wohnung zu haben, wo man mit allem Schönem, Schweren, mit aller Unruhe und allem durchs Leben gehetzt werden, hingehen kann. Es tut so gut, einen Ort zu haben, wo man alles abladen kann und wo man Kraft und neuen Mut für anstehende Entscheidungen bekommt.“

In solchen Sätzen erlebt man Ehepaar Marge und Mike Fenelon als echte „Botschafter des Hausheiligtums“. Und als solche sehen sie sich auch selbst. Sie möchten in aller Welt Familien diese Kraftquelle bekannt machen und erschließen. Dem diente dieser Abend und dem dienen ihre Reisen in andere Länder, wo sie interessierten Familien über das Hausheiligtum erzählen. Voraussichtlich wird es auch im kommenden Jahr eine entsprechende Veranstaltung im Haus der Familie geben.

Ein Gruppenbild mit allen Teilnehmern, die an diesem Abend auch den Geburtstag von Monica Schmid, mit ihrem Mann Marcos zusammen Wächterfamilie im Haus der Familie - Mitte, rote Weste - feierten   (Foto: Mucha)

Ein Gruppenbild mit allen Teilnehmern, die an diesem Abend auch den Geburtstag von Monica Schmid, mit ihrem Mann Marcos zusammen Wächterfamilie im Haus der Familie - 2. Reihe, Mitte, rote Weste - feierten   (Foto: Mucha)


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