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10. Juni 2016 | Rund ums Urheiligtum | 

Vision von einem weltumspannenden Miteinander apostolischer Kräfte in der Kirche


Josef Kentenich und Vinzenz Pallotti

Josef Kentenich und Vinzenz Pallotti

Hbre. Auf den Tag genau drei Jahre nachdem die Provinzversammlung der Pallottiner den Entschluss gefasst habe, der Schönstatt-Familie dass Urheiligtum zu schenken, „ein Wunder, dass wir erlebt haben, im Umkreis des 100-jährigen Jubiläums, für das wir jeden Tag immer neu dankbar sind“, wie Pater Juan Pablo Catoggio, Vorsitzender des Generalpräsidiums der internationalen Schönstatt-Bewegung es ausdrückte, waren Vertreterinnen und Vertreter der Schönstatt-Gemeinschaften am Dreifaltigkeitssonntag gemeinsam zum Festgottesdienst zur Feier des Patroziniums der Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt und zum Gedenken an den „ergänzenden Gründungsakt“ vom 22. Mai 1916 versammelt.

Pater Juan Pablo Catoggio (Foto: Brehm)

Pater Juan Pablo Catoggio (Foto: Brehm)

Pallotti und Schönstatt brauchen einander, ergänzen einander

Es sei nicht von ungefähr, dass die Schönstatt-Bewegung jedes Jahr gerade am Dreifaltigkeitssonntag, der den Gläubigen die innere Einheit und Verbundenheit der drei göttlichen Personen Vater, Sohn und Geist vor Augen führe, hingewiesen werde auf den Glauben des Schönstattgründers Pater Josef Kentenich an die Verbindung und Einheit zwischen Pallotti und Schönstatt, machte Pater Catoggio zu Beginn des Gottesdienstes deutlich. Für Pallotti habe das Leben mit und in der geheimnisvollen Gegenwart des Dreifaltigen Gottes zur Mitte seiner Mystik gehört. „Aus dieser Schau hat er die Einheit in Vielfalt der ganzen Kirche gesehen.“

In Pater Kentenich sei in den Monaten nach der Gründung Schönstatts im Oktober 1914 wohl die gläubige Einsicht entstanden, dass „in Gottes geheimnisvollen Plänen“ die Fruchtbarkeit des Schönstattheiligtums und des Liebesbündnisses und die Vision Pallottis von einem weltumspannenden Miteinander apostolischer Kräfte in der Kirche in einer inneren Verbundenheit miteinander zu sehen seien. Das komme in jenem Brief Pater Kentenichs von 22. Mai 1916 an den ehemaligen Präfekten der Marianischen Kongregation des Studienheimes der Pallottiner in Vallendar Schönstatt zum Ausdruck: „Mir schwebt eine Organisation vor – ähnlich wie unser Ehrw. Stifter die ganze Welt einteilen wollte -, die unserer studierenden Jugend einen Ersatz für die verbotenen Kongregationen bieten könnte, ein Bollwerk und Gegengewicht gegen die monistische Jugendbewegung. Träume! Freilich! Und sollten sie einmal Wirklichkeit werden, dann gehört ein Menschenalter zu ihrer klugen, zielbewußten und organisatorisch vollendeten Durchführung.“ (Brief an Josef Fischer vom 22.5.1916) „Pallotti und Schönstatt brauchen einander, ergänzen einander“, so Pater Catoggio.

Pater Dr. Lothar Penners (Foto: Brehm)

Pater Dr. Lothar Penners (Foto: Brehm)

Ein Gemälde von Pallotti und Kentenich machte die beiden Gründer gegenwärtig (Foto: Brehm)

Ein Gemälde von Pallotti und Kentenich machte die beiden Gründer gegenwärtig (Foto: Brehm)

Eine Schola der Schönstätter Marienschwestern gestaltete den Gottesdienst musikalisch (Foto: Brehm)

Eine Schola der Schönstätter Marienschwestern gestaltete den Gottesdienst musikalisch (Foto: Brehm)

Die ganze Bewegung muss sich noch einmal ‚mächtig‘ ausweiten

Die Erinnerung an die Weihe der Schönstätter Anbetungskirche an die heilige Dreifaltigkeit stehe in einem inneren Zusammenhang mit dem Jahrhundert-Gedenken an den ergänzenden Gründungsakt vom 22. Mai 1916, machte Pater Dr. Lothar Penners in seiner Predigt deutlich. „Mit Vollendung der Dreifaltigkeitskirche 1967 war für Pater Kentenich die Gründungsgeschichte Schönstatts in einem engeren Sinne abgeschlossen. Er erwartete eine neue Epoche in der Geschichte seines Werkes, welche insbesondere auch die Realisierung der beiden Zielsetzungen: Rettung der heilsgeschichtlichen Sendung des Abendlandes und das Zustandekommen des Apostolischen Weltverbandes umfasste.“

Bei der Erinnerung an Pater Kentenichs Bestrebungen das Charisma des jungen Schönstatts mit den Intentionen Vinzenz Pallottis zu verbinden, gehe es heute um Nachvollzug. Der Schritt vom 22. Mai 1916 zeige, dass Pater Kentenich im Hören auf Gottes Stimme bereit war, sich noch einmal verändern zu lassen. „Auch wir werden heute diese übernatürliche Witterung brauchen und die Bereitschaft, uns verändern zu lassen, wenn wir an ‚Schönstatt und Pallotti‘ glauben und daran festhalten wollen“, betonte Pater Penners. Die Gottesmutter wolle im Urheiligtum gegenwärtige und künftige apostolische Charismen sammeln. Das ernst zu nehmen zwinge die ganze Bewegung, sich noch einmal ‚mächtig‘ auszuweiten. „Und es geht ja um die charismatischen Kräfte! Leute, denen etwas einfällt zum Apostolat, nicht um die Sammlung von Schlafmützen. Es geht letztlich um nichts anderes als um die bewegungsmäßige Aktivierung der grundlegend gegebenen Apostolizität der Kirche.“

Ein apostolisches Charisma habe derjenige, welcher geschenkte Gnadengaben wahrnehme, diese Gnadengaben zu einen vermöge, um aus der Gesamtheit des Leibes Christi heraus Nichtglaubenden die unendliche Wahrheit und Liebe Gottes zu bezeugen und weiter zu schenken. „Und exakt in diesem Sinne sprechen wir bei Vinzenz Pallotti und Pater Kentenich von einem ausgesprochen apostolischen Charisma. Ein Charisma, das andere Charismen wahrnehmen, sie einen, sie inspirieren und ins Spiel bringen kann“, so der Schönstatt-Pater.

Schönstatt ein Evangelisationszentrum?!

Schönstatt müsse viel stärker zu einem Evangelisationszentrum werden, betonte Penners abschließend. „Die Tatsache, dass das Liebesbündnis mit der Gottesmutter ins Bündnis mit dem Dreifaltigen Gott führen kann, das hat sich in größerem oder großem Stil noch nicht mit ‚Schönstatt‘ verbunden“, bedauerte der ehemalige Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland. Trotz vielversprechender Projekte wie die Pilgernde Gottesmutter, die 10 Minuten an der Krippe oder gut besuchten Festgottesdiensten, sei hier noch viel Kreativität gefordert. „Wenn Schönstatt nicht in ausgesprochenem Maß ein Zentrum der Glaubensfindung, ein Zentrum der Erst-Evangelisierung wird, wird sich an uns, den Schönstättern und Schönstatt insgesamt die ‚Apostolische Weltföderation‘ kaum festmachen.“ Hier sei wieder echter „praktischer Vorsehungsglaube“ gefordert, der sich im Blick auf Weltverband und Abendlandsendung allerdings „zu einem ausgesprochenen Witterungssinn mausern“ müsse. „Die Zeitentwicklung scheint uns vorzuarbeiten, was beide Zielsetzungen betrifft: die Lage in Europa, die Lage des Glaubens, die Bestrebungen in und über die Kirche hinweg zur Einheit zu finden. Pater Kentenich war von diesem Gang der Dinge überzeugt, dass sie kommen würden. Ob er mit beidem warten würde auf ein drittes Schönstatt-Jahrhundert?“

Erinnerung an den 22. Mai 1916 (Foto: Brehm)

Erinnerung an den 22. Mai 1916 (Foto: Brehm)


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