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19. November 2015 | Deutschland | 

Ganz nah dran. Pilgerreise im (un-)heiligen Land


Jerusalem - Stadt des Friedens (Foto: Kröper)

Jerusalem - Stadt des Friedens (Foto: Kröper)

Noch vor den schrecklichen Attentaten von Paris war eine Gruppe von rund 20 Ehepaaren, überwiegend aus den Bistümern Mainz und Fulda zu einer Pilgerreise im Heiligen Land, wo sie ein Land der Zerrissenheit, ein Land religiös-politischer Spannungen und gleichzeitig ein Land erlebten, in dem sich die Menschen nach Frieden sehnen, Israelis und Palästinenser, Juden, Muslime und Christen. Wilfried u. Birgit Röhrig berichten von Tagen im (un-)heiligen Land, während denen nicht nur die biblischen Orte als touristische Sehenswürdigkeiten sondern auch und gerade das Erlebnis einer lebendigen Glaubensgemeinschaft im Mittelpunkt standen.

Eine Reise ins Land Jesu und ins Israel von heute

Wilfried u. Birgit Röhrig. Als unsere Pilgerreisegruppe, knapp 20 Ehepaare der Generation 50+, vornehmlich aus den Diözesen Mainz und Fulda, am Abend des 1. November auf dem Rollfeld des Flughafens Frankfurt landet, liegt eine intensive und bereichernde Zeit hinter uns. Nicht nur unsere Koffer, auch unsere Herzen sind voll von Erinnerungen, Bildern, Erfahrungen.

Gottesdienst am Wadi Qelt (Foto: Kröper)

Gottesdienst am Wadi Qelt (Foto: Kröper)

Der See Genesaret - direkt vor unserer Tür (Foto: Kröper)

Der See Genesaret - direkt vor unserer Tür (Foto: Kröper)

Am 21. Oktober waren wir unter der Leitung von Hubertus Brantzen und mit der geistlichen Begleitung von Pater Heinrich Walter aufgebrochen, um das Land Jesu, seine Heimat, das Land seines Lebens und Wirkens in Augenschein zu nehmen – gespannt auch auf das Land Israel heute mit seiner Vielfalt und seiner unruhigen religiösen und politischen Situation. Und natürlich hatten wir unsere vielfältigen Pilgeranliegen mit dabei.

Stationen einer Pilgerreise durchs Heilige Land

Die äußeren Stationen sind schnell erzählt: Unser erster „Standort“ für knapp eine Woche war ein Kibbuz-Hotel nahe Tiberias am See Genesaret. Von dort besuchten wir Kana, Nazareth, den Berg der Seligpreisungen, Kafarnaum und Tabgha, eine Taufstelle am Jordan, Magdala, den Berg Tabor, die Golanhöhen, die Jordanquellen bei Caesarea Philippi.

Unser zweiter „Standort“ in der zweiten Woche war Jerusalem, also jene Stadt, in der Jesus die letzten Tage seines Lebens verbrachte. Unsere Ziele von dort aus waren die Taufstelle Jesu am Jordan, das Tote Meer, die Festung Massada, Bethlehem, Wadi Qelt und Jericho. Und natürlich waren wir in Jerusalem selbst unterwegs: Grabeskirche, Ölberg, Dominus flevit, Getsemane, Kidrontal, Via Dolorosa, christlicher Sion mit Dormitio und Coenaculum, Yad Vashem, Klagemauer, Tempelberg mit Felsendom und al-Aqusa-Moschee, die Altstadt mit ihren Vierteln, Straßen und Geschäften u.a.m.

Die religiöse und politische Situation

Beschäftigt hat uns immer wieder die religiöse und politische Situation: Israel ist ein Land der religiösen Vielfalt und Gegensätze: Juden, Moslems, Christen. Und speziell in Jerusalem zeigt sich die christliche Vielfalt oder nicht vorhandene Einheit: Griechisch-Orthodoxe, Armenier, Kopten und Lateiner behaupten ihre Einflusssphären. Israel ist ein Land der Zerrissenheit und religiös-politischen Spannungen – und zugleich ein Land, in dem sich die Menschen nach Frieden sehnen, Israelis und Palästinenser, Juden und Muslime und Christen.

Unser humorvoller und kompetenter israelischer Guide Adi Wagner hat uns die Innensicht eines gemäßigten und „normalen“ Israelis und Juden vermittelt: Stets um Kompromisse bemüht, den Ausgleich suchend – aber auch mit der latenten Angst um das Existenzrecht des Staates Israel.

Bei unserem Besuch in Bethlehem, einer Stadt, in der über 100 000 Einwohner auf engstem Raum zusammenleben, ist uns die palästinensische Sicht klar geworden: der Ruf nach Anerkennung und einem Recht auf würdige Lebensbedingungen.

Jerusalem bei Nacht (Foto: Kröper)

Jerusalem bei Nacht (Foto: Kröper)

Lebendige Glaubensgemeinschaft

Die Tage im (un-)heiligen Land waren aber auch und vor allem eine Zeit, in der wir uns als lebendige Glaubensgemeinschaft erfahren durften im Beten und Singen, miteinander Reden und Schweigen, Lachen und Tanzen und bei der abendlichen Spurensuche.

In unseren Gottesdiensten und geistlichen Impulsen an den verschiedenen Orten zu den verschiedenen Texten aus der Heiligen Schrift brachten wir immer wieder uns, unser Leben und unsere Fragen ins Spiel.

Highlights

Highlights unserer Pilgerreise:

  • Tanz im Boot auf dem See Genesaret;
  • Gespräch mit Pater Matthias in Tabgha;
  • Besuch der modernen Kirche in Magdala (Gesang, der sogar das Wasser im Becken zum Schwingen bringt);
  • Besuch in der Creche, dem Kinderheim in Bethlehem mit dem Zeugnis von Schwester Veronika und den neugierigen und leuchtenden Kinderaugen;
  • Baden im Toten Meer;
  • Yad Vaschem;
  • Beten an der Klagemauer;
  • Segenskreuzweg auf der Via Dolorosa;
  • Wüstengottesdienst am Wadi Qelt unter den Augen einer Beduinenfamilie;

Wenn wir in wenigen Wochen Weihnachten feiern, dann wird das Jesuskind in diesem Jahr keine goldenen Locken mehr haben, sondern einem kleinen jüdischen oder palästinensischen Kind ähnlich sehen… Gott sei Dank!


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