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5. Oktober 2015 | International | 

Eine Wallfahrt zur „Wiege der Heiligkeit“


Gottesdienst am Verkündigungsaltar in der Kirche "Santissima Annunziata" in Florenz (Foto: Brantzen)

Gottesdienst am Verkündigungsaltar in der Kirche "Santissima Annunziata" in Florenz (Foto: Brantzen)

Hubertus Brantzen / Hbre. In der Gründungsansprache vom 18. Oktober 1914, die später als "Gründungsurkunde" der Schönstatt-Bewegung bezeichnet wurde, sprach Pater Kentenich von der besonderen Idee, dass aus der unscheinbaren Friedhofskapelle ein Wallfahrtsort werden könnte. Damit diese Idee Wirklichkeit werden könnte, sollten die Jugendlichen alle ihre Anstrengungen in der Selbsterziehung Gott und der Gottesmutter schenken. In diesem Zusammenhang stellte Pater Kentenich „die Wiege der Heiligkeit“ des heiligen Aloysius als Beispiel vor. Zu dieser „Wiege“ in Florenz hat nun das Internationale Kentenich-Institut für Forschung und Lehre (IKF) eine Wallfahrt unternommen.

Besuch in der Kirche „Santissima Annunziata“ am Gnadenbild (Foto: Brantzen)

Besuch in der Kirche „Santissima Annunziata“ am Gnadenbild (Foto: Brantzen)

Gnadenbild: Verkündigungsszene (Foto aus: Eugenio Casalini, Die SS. Annunziata von Florenz, Florenz 1980)

Gnadenbild: Verkündigungsszene (Foto aus: Eugenio Casalini, Die SS. Annunziata von Florenz, Florenz 1980)

In der Gründungsurkunde heißt es: „Ob wir unser Ziel erreichen? Soweit es auf uns ankommt – und das spreche ich jetzt nicht mehr schwankend und zweifelnd, sondern mit voller Zuversicht aus – wir alle, meine lieben Sodalen, werden es an nichts fehlen lassen. Wie für unseren zweiten Patron, den heiligen Aloysius, eine Muttergotteskapelle in Florenz, so soll für uns die Kongregationskapelle die Wiege der Heiligkeit werden. Und diese Heiligkeit wird unserer himmlischen Mutter sanfte Gewalt antun und sie zu uns herniederziehen.“

Besuch in der Kirche „Santissima Annunziata“ in Florenz

Zehn Mitglieder des IKF machten sich auf den Weg, diese Kapelle in Florenz zu suchen und zu besuchen. Andere Mitglieder der Schönstatt-Bewegung hatten schon vor ihnen diesen Ort gefunden. Doch eine offizielle Wallfahrt an diese Stelle wurde noch nicht unternommen. Mit einem Augenzwinkern hatte man schon öfter davon gesprochen, wo sich diese „Wiege“ wohl befinde. Nun sollte aber jener Ort in Augenschein genommen werden, der es Pater Kentenich wert war, bei einer so wichtigen Gelegenheit wie der Gründungsurkunde als Vorbild zu benennen.

Natürlich gab es für die Florenzpilger viele interessante Kirchen, Museen und andere Sehenswürdigkeiten in der toskanischen Hauptstadt mit dem Status des Weltkulturerbes zu besichtigen. Doch der mehrfache Besuch in der Kirche „Santissima Annunziata“, wo sich die genannte „Wiege der Heiligkeit“ befindet, bildete doch den geistlichen Höhepunkt der Reise. Am letzten Tag ihrer Reise konnten die IKF-Pilger dort einen feierlichen Gottesdienst halten und sich in die Atmosphäre des besonderen Ortes hineinbegeben. Im Kreuzgang der Kirche hielt der damals noch amtierende und mitpilgernde Bewegungsleiter, Pater Dr. Lothar Penners, eine Meditation zur Deutung des Ortes und dessen Bedeutung.

Das Gesicht Mariens von einem Engel vollendet

Die Kirche wurde als Oratorium des Serviten-Ordens 1250 erbaut und im 15. Jahrhundert  umgestaltet, im 17. und 18. Jahrhundert mit Marmor verkleidet und neu ausgeschmückt. Die in der Gründungsurkunde zitierte Muttergotteskapelle ist ein an der Rückseite der Kirche frei stehender, mit einem Baldachin überspannter Altar mit einem Bild der Verkündigungsszene. Dieses Bild gilt als Gnadenbild und wird in vielen Kopien in ganz Italien verehrt. Eine Legende berichtet, dass der Mönch, der im 13. Jahrhundert das Bild malte, verzweifelt über seine geringe Kunstfertigkeit eingeschlafen sei. Ein Engel habe dann das Gesicht Mariens vollendet. Hochzeitspaare und junge Paare kommen noch heute zu diesem Bild, um vor Maria einen Blumenstrauß zu stellen.

Die Mitglieder des ehemaligen Internationalen Kentenich-Institutes für Forschung und Lehre (IKF) am Verkündigungs-Gnadenbild in Florenz (Foto: Brantzen)

Die Mitglieder des ehemaligen Internationalen Kentenich-Institutes für Forschung und Lehre (IKF) am Verkündigungs-Gnadenbild in Florenz (Foto: Brantzen)

Heiligung durch Lebensübertragung im Heiligtum

Aloysius sei in der Annunziata-Kirche und ihrer Marien-„Ecke“ offensichtlich zu Hause gewesen, habe sich dort beheimatet gefühlt, machte Penners deutlich. Ein Marien-Heiligtum mitsamt der gnadenhaften Präsenz der mütterlichen Grundgestalt könne naturhafte Beheimatung und Berührung mit dem Heiligen vermitteln und zu einer Neuzentrierung der Person in sich selbst sowie zur Öffnung für die transzendente Welt der Gnade beitragen. Penners: „Im je neuen Verweilen-Dürfen im Heiligtum geht es dann aber im Kern um nichts anderes als um Heiligung im engeren Sinne, und zwar um die Möglichkeit von Lebensübertragung: Etwas von der Heiligkeit Mariens, Christi, ... des unendlichen Gottes, in gewisser Weise verdichtet und präsent an einem heiligen Ort, teilt sich mit.“ In der Bundesspiritualität der Schönstatt-Bewegung werde Heiligkeit und Heiligung „vom Lebensvorgang des Liebesbündnissses her“ gesehen, so Penners weiter.: „U.a. vom Geschenk des Mitseins, des Verweilen-Dürfens in der Nähe der (einer) geliebten Person, die heilig ‚ist‘, Heiligkeit ausstrahlt und schenkt.“

Für diejenigen aus der Schönstatt-Bewegung, die sich während eines Urlaub oder eines Aufenthalts in Florenz auf die Spuren des Vorbildes der Jugend, des heiligen Aloysius, machen möchten, kann diese Meditation eine Einführung geben.

Bezug der Meditation

Die Meditation zur „Wiege der Heiligkeit“ von Pater Dr. Lothar Penners wird in der kommenden Ausgabe von „Regnum | Schönstatt international – Reflexion und Dialog“ veröffentlicht.


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