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15. September 2015 | Kirche | 

Dialogprozess der Deutschen Bischofskonferenz kam in Würzburg zum Abschluss


Wortmarke "Im Heute glauben" (Foto: dbk.de)

Gesprächsforum „Wo Gott ist, da ist Zukunft“ in Würzburg

Hbre. Mit einem feierlichen Gottesdienst im Würzburger Dom ist am 12. September der Dialogprozess zu Ende gegangen, den die Deutsche Bischofskonferenz auf Initiative von Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg, im Jahr 2010 angestoßen hatte. Der Weg des gemeinsamen Gesprächsprozesses sei Quelle einer lebendigen Hoffnung gewesen, betonte Kardinal Reinhard Marx in seiner Predigt vor zahlreichen Gläubigen und den rund 300 Teilnehmern des abschließenden Gesprächsforums.

Zwei Tage lang diskutierten die haupt- und ehrenamtlichen Vertreter aus den 27 deutschen Bistümern, 32 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz sowie Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der kirchlichen Bewegungen und geistlichen Gemeinschaften, des Deutschen Caritasverbandes, der Deutschen Ordensobernkonferenz und der Katholisch-Theologischen Fakultäten über die Ergebnisse des Gesprächsprozesses, die in einem finalen Abschlussbericht festgehalten wurden. Dieser wurde mit der überwältigenden Mehrheit aller Anwesenden verabschiedet (Downloadmöglichkeit auf der Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz).

Der Gesprächsprozess als Lernprozess

Während der Beratungen würdigte Kardinal Marx die Initiative seines Vorgängers als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, der den Gesprächsprozess ins Leben gerufen hatte. „Der Gesprächsprozess war ein Lernprozess“, so Kardinal Marx. „Es gibt eine lehrende, aber vor allem auch eine lernende Kirche. Lehren und Lernen gehören zu einem Kommunikationsprozess, den die Kirche fortsetzen muss. Dieser Kommunikationsprozess ist auch ein geistlicher Weg, der sich in der Feier der Eucharistie und im Glaubenszeugnis ausdrückt.“ Wichtig sei es für die Zukunft der Kirche, miteinander zu kommunizieren und zu sprechen, ohne die Einheit der Kirche zu gefährden oder gar in Frage zu stellen. „Eine Kirche, die um sich selbst kreist, wird keine Relevanz haben und absolut belanglos bleiben“, betonte Kardinal Marx.

Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) zeigte sich beeindruckt, mit welcher Sachlichkeit und Zielstrebigkeit der Gesprächsprozess über mehrere Jahre gelungen sei: „Das, was wir gestern als Verlauf und Ergebnisse berichtet haben, müssen sich Bischöfe aneignen und sich zu eigen machen. Es ist unsere Aufgaben, diese Ergebnisse aktiv in die Gemeinden zu bringen“, so Bischof Bode. „Wir Bischöfe sind dankbar für die gebündelte Erfahrung aus dem Dialogforum. Uns ist wichtig, dass es nicht eine Rückkehr zur Einbahnkommunikation oder zur einbahnigen Teilhabe gibt, die Kirche lebt von der participatio. Deshalb ist es gut, dass in den vergangenen fünf Jahren der Grundwasserspiegel des Miteinanders erheblich gestiegen ist“, sagte Bischof Bode. In Würzburg wurden Elemente für eine Botschaft der deutschen Bischöfe mit allen Teilnehmern des Gesprächsforums diskutiert, die vom Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz im November verabschiedet werden soll.

Alois Glück: Dialogprozess hat viel bewegt

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ZdK, wertete die Offenheit und Klarheit, mit der die Situation der Kirche in Deutschland im Abschlussbericht beschrieben wird, als Beleg für den Erfolg des Dialogs der letzen fünf Jahre. „Noch im Jahr 2010 wäre ein solches Ergebnis undenkbar gewesen", so Alois Glück. "Vom Beginn in Mannheim bis in die Schlussabstimmung in Würzburg ist deutlich geworden, wie groß die Übereistimmung in einem breiten Spektrum der aktiven Katholiken in unserer Kirche darüber ist, in welcher Situation unsere Kirche steht und was zu tun ist." Der Dialogprozess habe gezeigt, in welcher Weise sich das Selbstverständnis der Kirche hin zu einer barmherzigen und den Menschen zugewandten Kultur des Miteinanders weiter verändern müsse. „Sicher hat auch Papst Franziskus dazu beigetragen, dass wir uns mutiger als zuvor auf diesen Weg begeben konnten", so Alois Glück.

Nach Glücks Überzeugung hat der Dialogprozess Impulse gegeben, eine Reihe wichtiger Themen in der Kirche neu zu akzentuieren und teilweise auch konkrete Ergebnisse zu erreichen. "Die Offenheit im Umgang mit den Befragungsergebnissen zur Weltbischofssynode, der Beginn einer Transparenzoffensive in der Frage kirchlicher Finanzen, die Förderung von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen und die Verabschiedung einer neuen Grundordnung des kirchlichen Dienstes sind zwar nicht unmittelbare Ergebnisse des Dialogprozesses, aber wie sie derzeit angegangen werden, wäre ohne den Dialogprozess nicht vorstellbar." ZdK-Präsident Alois Glück bemerkt abschließend: "Die Qualität des Diskurses der letzten Jahre, auch über durchaus kontroverse Themen, ist in einer Kultur des Respektes geführt worden, die für unsere Kirche auf allen Ebenen Maßstab sein muss."

Pater Dr. Joachim Schmiedl: „Dialog braucht Zeit und den Mut, bei der Sache zu bleiben.“

„Der Dialog ist in den vergangenen vier Jahren in großem Maß gewachsen“, hält Schönstatt-Pater Dr. Joachim Schmiedl in einem Beitrag auf seiner facebook-Seite fest. Als ein Vertreter des Katholisch-Theologischen Fakultätentags habe er an allen fünf Treffen des Dialogprozesses teilnehmen können. „Obwohl ich selbst nie daran dachte, auf eine Teilnahme zu verzichten, waren manche Treffen eine Achterbahn der Gefühle“, so Schmiedl. „Viele Begegnungen haben die große Spannweite des Katholizismus in Deutschland veranschaulicht. Wendepunkt war das misslungene Treffen in Stuttgart. Danach wurde mehr Partizipation zugelassen und wahrgenommen. Besonders die Vorbereitung des mit nur acht Gegenstimmen verabschiedeten Abschlussberichts war die Erfahrung eines kollegialen Miteinanders der beteiligten Personen und Gruppierungen. Ich bin dankbar, im Redaktionsteam dabei mitgearbeitet zu haben.“ Inhaltlich habe er sich allerdings etwas mehr gewünscht.

Für die Schönstatt-Bewegung, die den Gesprächsprozess mit dem „Pfingstgebet für den Dialogprozess der Kirche in Deutschland“ ja von Anfang an im Gebet begleitet habe, könne der zweite Teil des Abschlussberichtes von besonderem Interesse sein. „Die Leitgedanken der Communio (für eine Kirche der Einheit in Vielfalt), der Compassio (für eine Kirche der Nähe zu den Menschen), der Communicatio (für eine dialogfähige Kirche) und der Participatio (für eine Kirche der Teilhabe) sind“, so Pater Schmiedl, „für Schönstatts Weg ins zweite Jahrhundert sehr wichtig.“ Natürlich lohne es sich auch, sich mit den konkreten Fragen des dritten Teils auseinanderzusetzen. Schmiedl: „Unerlässlich ist der Dialog, der die unterschiedlichen Gesichtspunkte aufgreift und nicht sofort durch ein ‚Cor unum in Patre‘ in Einheitlichkeit aufgelöst wird. Dialog braucht Zeit und den Mut, bei der Sache zu bleiben.“

Unter Verwendung von Pressemitteilungen der DBK und des ZDK

Download Abschlussbericht


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