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24. April 2015 | Deutschland | 

Ein Tag des Dankes: 70. Jahrestag der Entlassung Pater Kentenichs aus dem Konzentrationslager Dachau


Dachau: Todesangst Christi Kapelle (Foto: Neudert)

Dachau: Bilder von Josef Kentenich und Karl Leisner in der Todesangst Christi Kapelle (Foto: Neudert)

Cbre. In der Osterwoche 1945 wurde im Zuge einer Entlassungsaktion einiger „reichsdeutscher“ Geistlicher Pater Josef Kentenich, der Gründer der Schönstattbewegung, nach dreijähriger Haft, wenige Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Lagers durch amerikanische Truppen, freigelassen. 70 Jahre danach, am 6. April 2015, versammelten sich die Schönstattfamilie Augsburg, weitere interessierte Schönstätter und Freunde der Bewegung zusammen mit dem Augsburger Weihbischof Florian Wörner zu einer Dankesmesse in der Kapelle des auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers liegenden Karmelklosters Heilig Blut und beschäftigten sich an einigen Stationen mit der damaligen Situation.

Station in der Todesangst Christi Kapelle (Foto: Knoch)

Station in der Todesangst Christi Kapelle auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Knoch)

Über Karl Leisner wurde ein neuer Film gezeigt (Foto: Knoch)

Über Karl Leisner wurde ein neuer Film gezeigt (Foto: Knoch)

Fritz Königer und seine Frau im Gespräch mit Sr. M. Elinor Grimm (Foto: Knoch)

Fritz Königer und seine Frau im Gespräch mit Sr. M. Elinor Grimm (Foto: Knoch)

Die ehemalige Lagerstraße (Foto: Knoch)

Die ehemalige Lagerstraße (Foto: Knoch)

Kontrapunkte gegen Entwürdigung und Entpersönlichung

Schon seit dem 25. März 1945, dem Tag, an dem er auf geheimen Wegen erfahren habe, dass Vallendar-Schönstatt, der Gründungsort der Bewegung, von den Amerikanern eingenommen und das Urheiligtum unbeschadet geblieben sei, habe Kentenich damit gerechnet, bald frei zu kommen. Das vermittelte Sr. M. Elinor Grimm, Kentenich-Kennerin und offizielle Besucherführerin der KZ-Gedenkstätte Dachau den Teilnehmern, die zu diesem Tag des Dankes nach Dachau gekommen waren. Kentenich sei unter den widrigen Bedingungen der Lagerhaft für viele Häftlinge Vorbild und Halt gewesen und habe im Lager immer versucht, aus seinem tiefen Glauben an die liebende Vorsehung Gottes Kontrapunkte zu setzen gegen die entwürdigende und entpersönlichende Behandlung durch die Wärter des Konzentrationslagers, machte Schwester Elinor bei ihren Führungen deutlich.

Zeitzeugenberichte gegen das Vergessen

Im Rahmen der alternativ angebotenen Programmpunkte des Treffens fand der neue Film über Karl Leisner von Max Kronawitter „Christ aus Leidenschaft“, großes Interesse. Leisner war der einzige Theologe, der in einem Konzentrationslager heimlich zum Priester geweiht worden war.

Das per Video eingespielte Zeugnis des Zeitzeugen Rektor Heinz Dresbach, ein enger Vertrauter Pater Kentenichs, der einer seiner geheimen Schreiber gewesen war, weckte viel Aufmerksamkeit, Interesse und Bewunderung, wurde darin doch konkret miterlebbar, wie Kentenich mit den entwürdigenden Situationen und dem Versuch der Nazi-Wächter, den Häftlingen ihre Persönlichkeit zu nehmen, umgegangen ist. Dresbach, der einen Tag früher als Kentenich entlassen worden war, hatte dann auch am 6. April Pater Kentenich aus dem Lager abgeholt. Beide gingen zunächst zum Ortspfarrer in Dachau, um sich für dessen Unterstützung der vielen Geistlichen im KZ zu bedanken. Danach reisten sie weiter zu den Pallottinern in Freising und von da aus dann zu Pfarrer Kulmus in dessen Pfarrei in Ennabeuren auf der Schwäbischen Alb.

Eine weiteres Angebot versammelte interessierte Tagesbesucher um Fritz Königer, der als Kind neben dem KZ aufgewachsen war, da sein Vater im naheliegenden Elektrizitätswerk zwangs-beschäftigt gewesen war. Königer erzählte sehr lebensnah von den Strapazen und den unmenschlichen Bedingungen, unter denen die Häftlinge zu leiden hatten und den zahlreichen Versuchen seiner eigenen Familie heimlich Hilfe zu leisten. Aus diesen Erlebnissen heraus wurde Königer später Sozialarbeiter und kümmerte sich um ehemalige Häftlinge, die aufgrund ihres Lageraufenthaltes keine Lebensperspektive und Heimat mehr hatten.

Ein Pilgerweg vom Ende der Lagerstraße unter dem Klang der dumpfen Glocke der Todesangst Christi Kapelle, führte die Teilnehmer des Dankestages zur Dankesmesse in die Karmelkirche, die musikalisch von einem Chor und Ehepaar Hellmich mit Querflöte und Gitarre österlich festlich gestaltet wurde.

Meditationsangebot in der Karmel-Kapelle (Foto: Neudert)

Meditationsangebot in der Karmel-Kapelle (Foto: Neudert)

Begegnung mit Weihbischof Florian Wörner, Augsburg (Foto: Knoch)

Begegnung mit Weihbischof Florian Wörner, Augsburg (Foto: Knoch)

Gespräche über einen eindrücklichen Bischofsstab (Foto: Knoch)

Gespräche über einen eindrücklichen Bischofsstab (Foto: Knoch)

Weihbischof Wörner bei der Predigt in der Karmel-Kirche (Foto: Neudert)

Weihbischof Wörner bei der Predigt in der Karmel-Kirche (Foto: Neudert)

An der heiligen Schrift orientiert

In einer eindrucksvollen Predigt zog Weihbischof Florian Wörner Parallelen vom Tagesevangelium der Emmaus-Jünger, das er als einen „Lern- und Übungsort der Hoffnung“ empfinde, zu markanten Vorkommnissen im Leben Pater Kentenichs. „Brannte uns nicht das Herz, als er uns die Schrift auslegte“, diese Frage der „vernagelten“ Jünger mache deutlich, dass die Schriftlesung eine Eintrittskarte zum Leben mit Jesus darstelle. Pater Kentenich sei einer gewesen, der immer aus der Heiligen Schrift geschöpft habe.

Ein Mann des Gebetes

Die Bitte der Emmaus-Jünger „Herr, bleibe bei uns!“ sei ihr Gebet gewesen. Dieses Stoßgebet könne auch heute Menschen überallhin begleiten, so Weihbischof Wörner. Egal in welcher Situation könne es verlässliche Hilfe, Hoffnung und Zuversicht vermitteln. Wer immer Kontakt mit Josef Kentenich gehabt habe, habe gespürt: „Hier ist ein betender Mensch. Was er sagt und tut, kommt aus dem Gebet, aus der Verbundenheit mit Gott“, so der Bischof.

Brotbrechen und Eucharistie

Ein weiteres Merkmal des „Lern- und Übungsortes der Hoffnung“ sei das Brotbrechen, so Bischof Wörner. „Beim Brotbrechen gingen den Jüngern die Augen auf. Auch wir gehen aus der Eucharistie anders heraus als wir hinein gehen“, sagte Wörner. Gott wandle und verwandle Menschen. Dass Josef Kentenich, der zutiefst aus der Eucharistie gelebt habe, an einem Sonntag, unmittelbar nach der Feier der Eucharistie verstorben sei, und zudem noch an einem Marienfeiertag, das sei für ihn sehr eindrucksvoll, so Wörner.

Missionarische Sendung

Die im Evangelium erzählte Rückkehr der Jünger nach Jerusalem, noch am selben Abend, zeige, wie sehr es sie gedrängt habe, weiter zu sagen, dass der Herr auferstanden ist und lebt. „Das ist der Kern der missionarischen Sendung, von Christus Zeugnis geben!“, so der Weihbischof. Pater Kentenich habe dies schon Jahrzehnte vor dem Aufruf der Bischöfe zur Neuevangelisierung verstanden und sogar in Dachau lebensnah praktiziert.

„Jesus Christus selbst ist das Licht selber, die Sonne“, so zitierte Wörner zum Abschluss seiner Predigt den emeritierten Papstes Benedikt. „Aber wir brauchen, um ihn zu finden, auch die nahen Lichter, die Menschen, die von seinem Licht schenken und so Orientierung bieten auf unserer Fahrt.“ So ein Mensch sei auch Pater Kentenich gewesen. „Danken wir an diesem Tag, dass Gott uns Pater Kentenich geschenkt hat.“

Unter Verwendung von Material von Sr. M. Edith und Sr. M. Elinor

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