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24. Februar 2015 | Deutschland | 

Pilgerweg nach Freiburg - Ein Bild geht um die Welt


Mit dem Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt auf dem Pilgerweg (Foto: Gmeiner)

Mit dem Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt auf dem Pilgerweg (Foto: Gmeiner)

Hbre. Die Gründung Schönstatts war am 18. Oktober 1914. Aber erst im April 1915 bekommt die Marianische Kongregation in Schönstatt ein Marienbild angeboten, das seinen Platz in der Michaels-Kapelle, dem Treffpunkt der Kongregation in Vallendar-Schönstatt bekommen könnte. Ein Lehrer hatte in einem Trödlerladen in der Herrenstraße in Freiburg ein Marienbild entdeckt, das er den Jugendlichen anbot. Das Bild, eine von vielen Kopien der von Luigi Crosio gemalten „Refugium Peccatorum" Zuflucht der Sünder, wird in der Gnadenkapelle in Schönstatt angebracht und so zum Gnadenbild.

Ein Bild geht um die Welt

Im Vorfeld der Erinnerung an den 2. April 1915, an dem das heutige Schönstätter Gnadenbild erstmals ins Urheiligtum in Schönstatt kam, haben Mitglieder der Schönstatt-Bewegung im Erzbistum Freiburg, aus dem das Marienbild nach Vallendar-Schönstatt kam unter dem Motto „Ein Bild geht um die Welt – Wunderbar³“ unter anderem einen Pilgerweg in drei Etappen geplant, auf dem sie das Schönstätter Marienbild neu zu den Menschen tragen wollen. „Die Gottesmutter will hinausgetragen werden zu den Menschen“, schreibt Anna Gmeiner in ihrem Pilgerbericht. „Das ist uns zum Auftrag geworden. Sie will wirken – mit uns- und durch uns. Es ist Gnade, dass wir ‚SIE‘ tragen dürfen.“ Dabei sei ihnen wichtig, die Marienwallfahrtsorte ihrer Heimat zu verbinden und von jedem dieser Orte nicht nur die Anliegen der Menschen, sondern auch ein „Symbol“, etwas, was diesen Ort zu etwas Besonderem macht, mit zu tragen. Lesen Sie im Folgenden den Bericht von Anna Gmeiner über die erste Etappe des Pilgerweges während der Faschingstage.

1.Etappe: Pilgerweg von Oberkirch nach Haslach i. K.
vom 16.2. – 17.2.2015

Anna Gmeiner. Am 16.2. macht sich eine bunt gemischte Pilgergruppe von 41 Personen vom Schönstattzentrum Marienfried in Oberkirch aus auf den Weg Richtung Freiburg. Früh brechen wir auf und treffen uns beim Heiligtum auf Marienfried. Viele kennen sich bereits von früheren Wegen, andere wagen den Weg zum ersten Mal.

Goldene Rose (Foto: Gmeiner)

Goldene Rose (Foto: Gmeiner)

Eine goldene Rose für die Gottesmutter

Unser Weg führt uns zuerst in die Wallfahrtskirche Mariä Krönung nach Lautenbach. Wir werden herzlich empfangen und bekommen am Rosenmontag eine vergoldete Rose für unser Marienbild überreicht. Das tut gewöhnlich der Papst, wenn er einen großen Marienwallfahrtsort zum ersten Mal besucht. An diesem Wallfahrtsort,  wo Menschen seit vielen Jahrhunderten die zärtliche Liebe der Muttergottes erfahren, schenken wir ihr in diesem Zeichen auch unsere Liebe, unser Vertrauen und alles, was der Weg uns abverlangen wird. Vielleicht hat die goldene Rose für jede und jeden von uns heute einen anderen Namen.

Wenn wir dann das Bild mit der Rose durch die Straßen tragen, wird Maria, die wunderbare Mutter, uns begleiten. Und sie will durch uns den Menschen mit Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit begegnen. Sie hat für alle eine Rose…

Anschließend wurden wir von einem Engel verwöhnt mit Tee und Brezeln. Wie gut das tut bei diesen Temperaturen ...

Heute wie vor 100 Jahren

Maria zieht es offensichtlich –wetterbedingt- vor, nicht über den Mooskopf zu pilgern, sondern in die Stadt zu gehen … Wie vor 100 Jahren mit der Bahn von Freiburg nach Vallendar- möchte sie die kommende Wegstrecke wieder mit der Bahn zurücklegen. Dies ist für uns ein Zeichen -  wir fahren mit der Bahn nach Offenburg. Von dort pilgern wir entlang der Kinzig nach Gengenbach.

Tau-Kreuz (Foto: Gmeiner)

Tau-Kreuz (Foto: Gmeiner)

Weltweites Symbol für die christlich-franziskanische Lebensausrichtung und Friedenssendung. Der Hl. Franziskus verwendete das T als Unterschrift, als Meditations- und Segenszeichen. Es ist für die franziskanische Familie ein Vermächtnis des Ordensvaters und zugleich Auftrag „unseres Herrn Jesu Christi Lehre und Fußspuren zu folgen“ und täglich das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus zu tragen.

Angekommen bei Franziskus

Unser Tagesziel ist die Begegnungsstätte „Haus La Verna“ auf dem Abtsberg. Kurz vor dem Ankommen begrüßt uns bereits das Glockengeläut. Das berührt uns sehr. Wir werden herzlich aufgenommen und mit heißem Tee verwöhnt. Gute Engel begleiten uns weiterhin.

Eine Pilgerin ist sehr glücklich. Nach einer kurzen, fast schlaflosen Nacht und ohne Kondition hat sie am Morgen den „Vater“ gebeten, sie doch zusammen mit der Gottesmutter zu „tragen“. Beim Ankommen tat ihr nichts weh und die Müdigkeitserscheinungen waren wie weggeblasen. „Mutter“ und „Vater“ haben geholfen.

Wir feiern die Hl. Messe in der Hauskapelle. Wir gehen der Frage nach, ob wir auf unserem Weg schon Gottes-Spuren entdeckt haben. Es ist ein ergreifender Gottesdienst. Die  wunderbare Verbindung von der Gottesmutter zu Franziskus wird uns näher gebracht.

Nach einem guten Abendessen hat uns die Schwester ihr „Symbol“- das Franziskus-Tau für unser Marienbild gegeben. Es wurde in Asissi gesegnet.

Mit bewegenden Worten hat sie uns die Entstehung der Portiunkulakapelle auf dem Abtsberg erzählt. Sie verstand die Zeichen der Gottesmutter und setzte sich mit Feuereifer und ihrem Gebet dafür ein.

Narri - Narro

Es ist ja Rosenmontag und die Fasent kommt natürlich nicht zu kurz. Unser Mitpilger Siegfried beschert uns  in alt bewährter Weise einen lustigen Abend, bei dem es viel zu lachen gibt. Die Freude des unbeschwerten Unterwegsseins kennzeichnet den Pilger, nicht nur am Rosenmontag.

Geh mit uns auf unserem Weg

In der Hauskapelle haben wir eine kleine Statio, die Schwester begleitet unseren Gesang mit der Gitarre und wir erhalten den Pilgersegen. Bei den ersten Pilgerschritten ist klar, Bruder Nebel wird uns erstmal begleiten. Er kann aber nicht verhindern, dass wir trotzdem die Spuren Gottes entdecken dürfen.

Maria zu den Ketten – die Kettenlöserin

Maria, mit allen unseren Ketten kommen wir in großem Vertrauen zu dir.

Ein Pater bringt uns die Legende – woher stammt der Name „Maria zu den Ketten“, der unter allen marianischen Wallfahrtsorten einmalig in der Welt ist - lebendig nahe.


Kettenlöserin (Foto Gmeiner)Vor 1000 Jahren stand an dieser Stelle ein „Rosenkirchlein.“ Es wurde gebaut, als Einwohner in einem Rosenbusch ein hölzernes Marienbild fanden. Sie nannten es „Maria zur Rose“. Die Gläubigen kamen, um dieses Gnadenbild zu verehren.

Es geschah zur Zeit der Kreuzzüge. Ein Schmiedegeselle aus Schuttern, der „Maria zur Rose“ in Zell sehr verehrt hatte, zog als Kreuzfahrer in das Hl. Land und geriet in Gefangenschaft. In Eisenketten gefesselt lag er in Jerusalem im Kerker. Weinend bat er die „Gottesmutter zur Rose“ um Hilfe und wurde auf wunderbare Weise aus seiner Gefangenschaft befreit. Nach seiner Rettung pilgerte er mit seinen Angehörigen und Landsleuten zur „Rosenkirche“ an den Harmersbach. Hier hängte er zur Erinnerung die Sklavenketten auf. Sie befinden sich heute im Chorbogen rechts und links der Wallfahrtskirche.

Ein weiteres Kettenwunder: Ein schwedischer Oberst wollte zur Zeit des 30-jähr. Krieges dem „Wallfahrtsspuk“ ein Ende bereiten. Er befahl aus den wundersamen Ketten Hufeisen für sein Pferd zu fertigen. Doch jedes Mal, wenn der Schmiedemeister die rotglühenden Ketten aus der Esse auf den Ambos legen wollte, verschwanden sie aus seiner Zange und hingen wieder an ihrem alten Platz in der Wallfahrtskirche. Während die Schweden die Zeller Stadtkirche und die Kirche in Gengenbach im Jahr 1643 zerstörten, verschonten sie aufgrund dieser Geschehnisse die Wallfahrtskirche. Heute ist die Wallfahrtskirche „Maria zu den Ketten“ die größte Marienkirche Badens.

Auch über diese Wallfahrtskirche hat der Pater uns vieles erklärt- man spürt, dass er in dieser Kirche tief verwurzelt ist. Als Symbol befestigt er uns eine Kette an unser Marienbild. Wie zuvor in Lautenbach und in Gengenbach können wir auch hier spüren, dass es für die Verantwortlichen vor Ort genauso bewegend ist wie für uns. Sie geben einen Teil ihrer „Glaubensmitte“  uns mit. Auf diese Weise entsteht ein gegenseitiges „Getragen werden“. Wir alle sind mit und durch die Gottesmutter verbunden. Wir können unsere eigenen Ketten in der Hl. Messe vor Gott und die Gottesmutter bringen.

Mit dem Vertrauen auf Maria, sie möge die Ketten, die wir uns selbst oder von anderen auf erlegt bekommen, lösen, ziehen wir weiter.

Unser Wegbegleiter – eine gute Gastfreundschaft

Herzlich werden wir aufgenommen. In der Klosterhalle sind heiße und kalte Getränke für uns bereit gestellt. Gute Menschen sorgen dafür, dass wir uns untereinander und bei der Gottesmutter daheim fühlen. Sie ist immer in unserer Mitte.

Tischlein deck dich

Unser Pilgerherz schlägt jeden Tag höher, als wir am Wegesrand von einem „Tischlein deck dich“ überrascht werden. Der Mann einer Pilgerin verwöhnt uns mit Energiekeksen, Fasentküchle, Kuchen, Tee, Kaffee, … Nichts ist ihm zu viel. Wie gut das tut! Bei dieser Kälte ist es ein großer Lichtblick am Horizont. Das Ehepaar will dadurch von der Liebe und der Güte der Gottesmutter an uns weitergeben. Welch ein Zeugnis des Glaubens!

Dreimal Wunderbare Mutter von Schönstatt (Foto: Gmeiner)

Dreimal Wunderbare Mutter von Schönstatt (Foto: Gmeiner)

Die Gottesmutter wirkt - auch hier ist es spürbar.

Im Anschauen deines Bildes

Im Anschauen deines Bildes,
im Anschauen deines Bildes,
da werden wir verwandelt,
da werden wir verwandelt,
da werden wir verwandelt in dein Bild.

Dieser Kanon begleitet unsere Pilgertage. Wir nehmen die Gottesmutter in unsere Mitte, bilden einen Kreis um sie und singen das Lied. Es tut einfach nur gut, den Blickkontakt mit ihr zu haben. Wie sie voll Liebe auf mich schaut, so als wolle sie mir sagen: „ Nimm Jesus bei dir auf. Schenke ihn weiter.“ Ja, Maria, du hast mich berührt. Du brauchst mich, um Zeugnis für ihn zu geben. Hier bin ich. Ich will dich und Jesus zu den Menschen bringen. Der Blickkontakt mit dir stärkt mich und lässt mich zuversichtlich und vertrauend den Weg weitergehen.

Es ist nur Gnade

Für alle Pilger ist es sehr bewegend, das Bild der Gottesmutter zu tragen. Mit ihr an der Hand fällt jeder Schritt leichter, auch die Mühen, die der Weg abverlangt. Wenn man der Frage nachgeht, warum es an diesen beiden Tagen frostige Temperaturen gibt und einen Tag später die Sonne rauskommt? Vielleicht, um zu sagen, der Weg muss was abverlangen, diese Gnade „Sie“ tragen zu dürfen, müssen wir uns erst verdienen. Wir erregen Aufmerksamkeit, werden angesprochen. Autofahrer fahren hupend und winkend vorbei. Gerne winken wir zurück.

Gemeinsam auf dem Pilgerweg (Foto: Gmeiner)

Gemeinsam auf dem Pilgerweg (Foto: Gmeiner)

Die Pilger kehren zurück

Während der Zugfahrt von Haslach nach Oberkirch werden die letzten Süßigkeiten verteilt und verspeist - der Aschermittwoch ist in greifbarer Nähe. Im Heiligtum auf Marienfried angekommen, begrüßt uns Sr. Elena herzlich und wir geben die wunderbaren Tage zurück in Gottes Hände.

Erfüllt durch die Spiritualität, nette Begegnungen, gute Gespräche und, und, und, kehren wir in den Alltag zurück.

Pilgerfamilie

Es ist berührend, wie wir mit jedem Pilgerweg mehr zusammenwachsen. Jeder Einzelne ist wichtig. Einer trage des Anderen Last. Es sind viele Stammpilger dabei, aber auf diesem Pilgerweg sind auch einige „Neue“ dabei. Bereits nach kurzer Zeit haben wir das Gefühl, wir kennen uns alle schon lange. Auch die Tagespilger am Montag sind eine große Bereicherung für unsere „Familie“.

Manche „Aufgaben“ erledigen sich wie von selbst – ein Pilger fühlt sich verantwortlich, dass alle immer gut über die Straße kommen und  regelt den Verkehr, andere richten sich gegenseitig Lunchpakete , oder fühlen sich als „Schlusslicht“ verantwortlich, dass keiner verloren geht und so weiter.

Es ist ein unglaublich guter Zusammenhalt zu spüren und die Vorfreude wächst auf die nächste Etappe im Mai.

 


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