Nachrichten

13. Februar 2015 | Deutschland | 

„Segne auch, Höchster, meine Feinde!“ - Lebens-Chronik von Karl Leisner


Bischor Dr. Felix Genn bei der Vorstellung der Lebens-Chronik von Karl Leisner (Foto: Bühler)

Bischor Dr. Felix Genn bei der Vorstellung der Lebens-Chronik von Karl Leisner (Foto: Bühler)

Pfarrer Oskar Bühler. Ort und Ereignis passten zusammen: in der Aula des Priesterseminars, in dem der sel. Karl Leisner in den Jahren 1934-1936 und 1937-1939 sich auf den Priesterberuf vorbereitet hat, wird eine fünfbändige Lebens-Chronik über ihn der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Münsteraner Diözesanpriester Hans-Karl Seeger hat sich gut zwei Jahrzehnte lang intensiv mit den Tagebüchern und Briefen Karl Leisners beschäftigt und in dieser Arbeit, wie er selber bekannte, eine Berufung erkannt. Nun hat er zusammen mit Gabriele Latzel das Ergebnis dieser Arbeit als Lebens-Chronik in fünf Bänden herausgegeben. Etwa 80 Personen hatten sich am 10. Februar zur Vorstellung dieses einzigartigen Werkes im Collegium Borromaeum in Münster/Westf. versammelt.

Subregens Jochen Kosmann (Foto: Bühler)

Subregens Jochen Kosmann (Foto: Bühler)

Bischof Genn: Von Karl Leisner geht auch für heute ein Zeichen aus

Subregens Jochen Kosmann begrüßte die Gäste, unter denen sich auch zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Medien befanden. "Für uns ist es heute eine ganz besondere Freude und Ehre, dass dieser Abend hier stattfinden kann, um einen ehemaligen Bewohner unseres Hauses zu würdigen", ließ er die Zuhörer wissen.

Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, dankte zunächst Herausgeber Hans-Karl Seeger für sein langjähriges Engagement in der Karl Leisner-Forschung. Danach verwies er auf die bleibenden Werte, die das geistige und schriftliche Erbe Leisners gerade jetzt im aktuellen Licht erscheinen ließen. "In einer Zeit, in der wir in Europa vor der Bedrohung eines Krieges in der Ukraine stehen, geht von der Aussage Karl Leisners ‚Segne auch, Höchster, meine Feinde!‘ ein Zeichen aus", sagte der Bischof.

Markus Lewe, Oberbürgermeister von Münster (Foto: Bühler)

Markus Lewe, Oberbürgermeister von Münster (Foto: Bühler)

Dass Städte und Menschen warmherziger werden

Diesen Ausführungen schloss sich Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe an. "Wenn man die Gebete und Worte sieht, die auch in schlimmster Zeit bei Karl Leisner von Hoffnung geprägt waren, dann ist das ein wichtiges Signal in unsere Gesellschaften hinein, das auch Vorbild sein kann", führte Lewe aus. Wenn es gelinge, etwas von dem ‚Spirit‘ Karls Leisners in die Herzen und den Verstand der Menschen hineinzutragen, dann sei das vorgestellte Gesamtwerk etwas, auf das viele gewartet hätten. "Solche Zeichen der Hoffnung sorgen dafür, dass unsere Städte und die Menschen warmherziger werden", sagte Lewe.

Als Vertreter des Verlages Butzon & Bercker schilderte Seniorchef Dr. Edmund Bercker Erlebnisse aus seiner Jugendzeit in den Nachkriegsjahren, die ihn tief geprägt hätten. Besonders berichtete er von Begegnungen mit dem Jesuitenpater Otto Pies, der im KZ Dachau mit Karl Leisner in einer engen geistlichen Freundschaft verbunden war. Nicht nur unter diesem Hintergrund sei ihm die Weitergabe des Werkes Leisners an die kommenden Generationen eine Herzensangelegenheit.

Der Herausgeber der Leisner Lebens-Chronik: Pfarrer Hans-Karl Seeger (Foto: Bühler)

Der Herausgeber der Leisner Lebens-Chronik: Pfarrer Hans-Karl Seeger (Foto: Bühler)

Entzifferung von Decknamen und getarnten Ausdrucksweisen

Herausgeber Hans-Karl Seeger wies zunächst auf Fakten und Ereignisse hin, die ihn schon früh mit Karl Leisner in Verbindung brachten, besonders die Tatsache, dass er wie Karl Leisner in Kleve aufgewachsen ist. Sodann verdeutlichte er anhand einzelner Beispiele aus den Textquellen, dass der vorgestellten Publikation jahrelange Recherchen, Befragungen von Zeitzeugen und aufwändige Archivarbeiten vorausgegangen seien. Eine besondere Herausforderung empfand er, als es darum ging, die vielen Decknamen und getarnten Ausdrucksweisen in den Briefen aus dem KZ zu entziffern, wobei ihm in einem Fall sogar ein Traum geholfen habe. Dass er bei den Pallottinern in Limburg zur Schule gegangen sei und dabei etwas von Schönstatt kennen gelernt habe, sei ihm ebenfalls hilfreich gewesen, Karl Leisner zu verstehen. Von den vielen, denen er für die Mitarbeit an diesem Werk Dank schuldet, nannte Seeger Rektor Hermann Gebert (vom Schönstatt-Institut Diözesanpriester). Besonders durch die Kenntnis des persönlichen Nachlasses von Bischof Heinrich Tenhumberg, der der Gruppenführer der Schönstattgruppe Karl Leisners war, habe Gebert ihm wichtige Hinweise für die Interpretation des Nachlasses von Karl Leisner geben können. "Die Lebens-Chronik bietet nun eine Grundlage zur weiteren Forschung über Karl Leisner", sagte Seeger.

Die Leisner-Chronik im Schuber (Foto: Bühler)

Die Leisner-Chronik im Schuber (Foto: Bühler)

Etwa 80 Personen kamen zur Vorstellung der Chronik übder das Leben von Karl Leisner (Foto: Bühler)

Etwa 80 Personen kamen zur Vorstellung der Chronik übder das Leben von Karl Leisner (Foto: Bühler)

Weite und Offenheit gegenüber Andersgläubigen und anderen Nationalitäten

Mitherausgeberin Gabriele Latzel zeigte sich durch die Auseinandersetzung mit der Person des Seligen begeistert: "Mich hat vor allem Karl Leisners kritische Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus – ‘An Hitler glaube ich nicht’ -, seine Weite und Offenheit gegenüber Andersgläubigen und anderen Nationalitäten, sowie sein Traum von einem christlichen Europa beeindruckt.", ließ Latzel die Zuhörer wissen. Die Priesterweihe im KZ Dachau durch einen französischen Bischof unter Anteilnahme von Mitbrüdern aus etwa 20 Nationen bezeichnete sie als ein Zeichen der Versöhnung. Karl Leisner sei ein Vorbild für Einheit und Frieden in der Welt.

Christa Bockholt, die bei der Erstellung der Gesamtausgabe mitgewirkt hat, lud schließlich mit einem Tagebuchauszug vom 30. Januar 1939 dazu ein, die Gedankenwelt und Sprache des Seligen kennenzulernen, die in Abschnitten auch durch ihren poetischen Charakter auffällt.

Fünfbändige Lebens-Chronik von Karl Leisner

Die im Verlag Butzon & Bercker erschienene, fünfbändige Veröffentlichung macht erstmals als Ganzes die Tagebücher und Briefe des sel. Karl Leisner der Öffentlichkeit zugänglich. Die ersten drei Bände, die den Zeitraum von 1928 bis 1946 darstellen, werden im vierten Band durch eine Chronologie familiärer und gesellschaftlicher Ereignisse aus dem Leben Karl Leisners sowie durch mehrere Verzeichnisse und Register ergänzt. Ein Glossar, das weitergehende Informationen zum Lebensumfeld enthält und die prägenden Zeitumstände näher beleuchtet, gehört im fünften Band zur vorgestellten Sammlung, die insgesamt 4.400 Seiten umfasst. Die "Lebens-Chronik" ist zum Preis von 139 Euro im Buchhandel erhältlich.

(Unter Verwendung eines Berichts der Bischöflichen Pressestelle Münster)
Leisner-Lebens-Chronik Rollup (Foto: Bühler)

Leisner-Lebens-Chronik Rollup (Foto: Bühler)

Karl Leisner - Tagebücher und Briefe / Eine Lebens-Chronik

  • Seeger, Hans-Karl / Latzel, Gabriele [Hg.]
    Umfang (Seiten): 4368
    Format: 21,0 x 17,8 x 24,0 cm
    Ausstattung: 5 Bänder im Schuber
    Inhalt: gebunden, mit Fadenheftung, mit Lesebändchen - 16,5 x 23,5 cm
    ISBN-13:978-3-7666-1881-8
    Preis: 139,00 EUR

Hinweis

  • Anlässlich des 100. Geburtstages von Karl Leisner findet am
    Mittwoch, 4. März, 19.30 Uhr
    in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt
    ein feierlicher Gottesdienst statt.
    Hauptzelebrant und Prediger ist Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg/Br.

Weitere Informationen zu Karl Leisner

 


Top