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22. Januar 2015 | Rund ums Urheiligtum | 

Eucharistiefeier zum Gedenken an den zweiten Meilenstein der Schönstattgeschichte am 20. Januar in der Dreifaltigkeitskirche


Gottesdienst am 20. Januar in der Dreifaltigkeitskirche, Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Gottesdienst am 20. Januar in der Dreifaltigkeitskirche, Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Hbre. Zum ersten Gedenktag des zweiten Meilensteines der Schönstatt-Geschichte im neuen Schönstatt-Jahrhundert versammelten sich Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung am Abend des 20. Januar 2015 in der Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt in Vallendar. Nach den großartigen internationalen Feiern im Oktober des vergangenen Jahres sei dieser 20. Januar eher ein stiller Tag ohne die Tausende von Pilgerinnen und Pilgern aus aller Welt, ohne Kameras und Übertragungsanlagen, machte Msgr. Dr. Peter Wolf in seiner Predigt deutlich. Doch der Tag habe von den Jubiläumserlebnissen her gesehen eine dreifache Botschaft: Er fordere die Schönstatt-Familie heraus, auf die Wirklichkeit des Liebesbündnisses, auf die Realität der Übernatur zu setzen. Die großartige Jubiläumserfahrung der familienhaften internationalen Verbundenheit mache deutlich, dass gelebte Solidarität und Opferbereitschaft die Vorbedingung sei für den Durchbruch des Schönstattcharismas hinein in die Kirche. Und das Jubiläum habe das zentrale Anliegen Pater Kentenichs neu ins Zentrum gestellt, die wunderbare Welt der Gotteskindschaft, die das Herzstück des Evangeliums ist, zu erschließen: Vater, Dein Reich komme! Schoenstatt.de dokumentiert nachfolgend die Predigt von Msrg. Dr. Peter Wolf.

Msgr. Dr. Peter Wolf

Predigt zum 20. Januar 2015

Anbetungskirche Berg Schönstatt

Liebe Schönstattfamilie, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

das große Jubiläum liegt hinter uns und ein neues Jahr, ja ein neues Jahrhundert der Schönstattgeschichte ist angebrochen. Wir haben uns entzünden lassen vom jugendlichen Feuer der Fackelläufer. Wir haben uns berühren lassen vom Einzug der MTA in die Arena und wurden bewegt von ihrem erneuten Weg ins Urheiligtum. Wir sind erfüllt von der Begegnung mit dem Heiligen Vater und dem großen Gottesdienst in Sankt Peter in Rom. Wir haben ein frohes Fest gefeiert und ein internationales und familienhaftes Schönstatt erlebt.

Heute ist für uns der erste 20. Januar nach dem großen Jahrhundert-Jubiläum. Es ist ein eher stiller Tag, ohne die Tausende von Pilgerinnen und Pilgern aus aller Welt, ohne Kameras und Übertragungsanlagen. Der heutige Tag kommt mir vor wie eine Einladung von Seiten unseres Vaters. Ich stelle mir vor, dass er uns auf die Seite nimmt wie einst Jesus seine Jünger nach Tagen des Ansturmes vieler Menschen, nach Zeiten voller Predigten und Wunder während seines öffentlichen Wirkens.

Er möchte uns einladen, an diesem denkwürdigen 20. Januar bewusst mit seinen Augen zurückzuschauen auf die großen Tage des Jubiläums und sie in das Licht des zweiten Meilensteines zu stellen. Die Meilensteine unserer Geschichte sind nicht nur, wie es vielleicht der Begriff nahelegt, unverrückbare Wegmarkierungen, sondern sie sind Bündelung von Lebensvorgängen und sie sind für kommende Zeiten Lebens- und Inspirationsquellen. Die Steine sind – um ein Bild unseres Vaters im Blick auf den Fels Petri abzuwandeln – pilgernde Steine, die nicht nur den vergangenen Weg Schönstatts markiert haben, sondern die mit uns pilgern, um uns ähnlich wie die Feuer- und Wolkensäule beim Auszug aus Ägypten den Weg zu zeigen. In jeder Phase unserer Geschichte sind sie also schon präsent. Wir dürfen sie vorsehungsgläubig neu entdecken und uns neu aneignen, so dass sie neu zu leuchten und zu wirken beginnen. Für unseren Vater und Gründer waren der 20. Januar und der zweite Meilenstein der Durchbruch für ein völliges Setzen auf die Realität der Übernatur und auf die Solidarität und die Schicksalsverwobenheit der Familie untereinander und mit dem Gründer. Darin hat er die Achse unserer Familiengeschichte gesehen und darauf gesetzt, dass die künftige Schönstattgeschichte sich immer um diese Achse drehen wird.

Die Dreifaltigkeitskirche, oder wie sie auch genannt wird, die "Anbetungskirche", bei Nacht (Foto: Brehm)

Die Dreifaltigkeitskirche, oder wie sie auch genannt wird, die "Anbetungskirche", bei Nacht (Foto: Brehm)

Setzen auf die Realität der Übernatur

Das Zentralerlebnis unseres Jubiläums war ohne Zweifel die spürbare Gegenwart der Gottesmutter im Heiligtum. Eine sichtlich emotionale Bewegung ging durch die Reihen, als das MTA-Bild auf vielen Schultern in die große Arena getragen wurde und dann wieder begleitet von vielen zum Urheiligtum zurückgebracht wurde. Es war ein geradezu heiliger Augenblick, der die Herzen erreichte – durch TV und Internet selbst über Meere und Kontinente hinweg. Das Liebesbündnis ist eine überwältigende Wirklichkeit. Das ist nicht nur eine Aussage gleichsam aus dem Schönstatt-Katechismus, sondern wurde eine Erfahrung, die sich im Ereignis des Jubiläums verdichtet hat.

Die Liebesbündnisfeier war für viele der eigentlich Höhepunkt des Jubiläums und ist wohl die bleibende Wegmarke für den Weg in Zukunft. In dieser Erfahrung spiegelt sich die Aussage unseres Vaters vom 20. Januar 1942, dass sein Vorgehen nur aus der „Realität der Übernatur“ verständlich sei. Darauf hat er gesetzt von Anfang an und dies ist für ihn in seinem Schritt vom 20. Januar 1942 ganz offenkundig geworden. Und er fordert uns als seine Familie heraus, auf die Wirklichkeit des Liebesbündnisses zu setzen.Das Liebesbündnis muss unsere Mitte bleiben, „unser Ceterum censeo“, wie es unser Vater gern nannte.Auf diese übernatürliche Realität bauen wir mit dem Gründer alle Planungen und Unternehmungen in der Zukunft; von dieser Mitte her erhalten wir eine unüberwindliche Kraft und Zuversicht.

Schicksalsverwobenheit der Familie untereinander

Viele Mitfeiernde des Jubiläums benennen als beglückendes Erlebnis dieser Tage die Erfahrung der internationalen und familienhaften Gemeinschaft von Jung und Alt. Alle waren von der gleichen Mitte angezogen und inspiriert, alle erlebten sich in der gleichen Gnade stehend. Und unzählige Menschen haben sich eingebracht und haben die großen Krüge, das Gnadenkapital gefüllt. Das wurde nicht nur äußerlich mit großen Krügen zum Ausdruck gebracht, sondern das war mit Händen zu greifen. Junge Menschen haben viele Monate ihres Lebens verschenkt für die Gottesmutter in ihrem Heiligtum. Wie viele haben freiwillig auch ganz unscheinbare Dienste getan und dafür Urlaub und Geld geschenkt. Wie viele haben bis an die Grenze des Möglichen in der Vorbereitung gearbeitet – und manche darüber hinaus. Andere haben geschenkt, nicht dabei sein zu können. Sie haben ihre Krankheit aufgeopfert, und nicht wenige wurden im Umfeld des Jubiläums heimgerufen. Der Himmel hat sich wunderbar gezeigt und diese Beiträge angenommen und in Segen gewandelt. Und all das nicht nur hier in Deutschland und Europa, sondern wie in einem geheimnisvollen Netz, wie in kommunizierenden Röhren des Gnadenaustausches und der Ganzhingabe an die Gottesmutter in der ganzen Welt.

All das hängt zusammen mit dem, was unser Vater am 20. Januar 1942 als zweites Schlüsselwort genannt hat: „die Schicksalsverwobenheit der Glieder der Familie“. Schönstatt ist ein Organismus, viel mehr als eine äußerliche Organisation: „In Christus Jesus sind wir eng verbunden“; Die „Familienliebe“ drängt uns, füreinander einzustehen und so das neue Gemeinschaftsbild zu leben, von dem unser Vater nach seiner Rückkehr aus Milwaukee gesprochen hat. Es ist das Bild der erneuerten, solidarischen Kirche. Ohne große Opfer, ohne brennende, ins eigene Fleisch schneidende Liebe kann Schönstatt und kann die Kirche nicht wachsen.

Ob wir diesen Weg der Ganzhingabe mitgehen? Damals war die Inscriptio die Vorbedingung für die Freilassung des Vaters aus Gefängnis und Konzentrationslager, heute ist diese gelebte Solidarität und Opferbereitschaft die Vorbedingung für den Durchbruch des Schönstattcharismas hinein in die Kirche. In diesem Zusammenhang darf ich auch das Matri Ecclesiae-Heiligtum und das Zentrum Belmonte in Rom nennen. Unser Vater hat es sich gewünscht und die Familie hat es ihm geschenkt zum 80. Geburtstag. Nur im Geist dieser Solidarität kann es vollendet werden und zum Zeichen dieses Durchbruchs hinein in die Kirche werden. Das kann nur gelingen, wenn wir auf den 20. Januar bauen.

Gleich- und Einschaltung in den Vater

Das Jubiläum war eine Familienerfahrung eigener Art. Da war die MTA als Mutter so real erlebbar und da waren die Geschwister aus der ganzen Welt und da war der Vater gegenwärtig. Aus seinem Herzen ist Schönstatt geworden. Die Bücher von Sr. Doria über die Frühgeschichte Schönstatts und die Vatertexte in den Bänden zum Triennium und zum Liebesbündnis lassen erahnen, wie sehr Pater Kentenich das auserwählte Werkzeug der Vorsehung war und ist, um der Welt das Liebesbündnis zu schenken. Er steht nicht am Rande, er ist nicht eine Zutat, sondern zwischen ihm und der MTA gilt in einer ganz einzigartigen Weise das „Nichts ohne Dich – nichts ohne mich“, eine unzertrennliche Zwei-Einheit. Schönstatt ist das erweiterte Herz des Vaters, von dem die Gottesmutter schon von Kindheitstagen Besitz ergriffen hatte.

Beim Jubiläum wurde zusammen mit dem MTA-Bild das Vater-Auge ins Urheiligtum getragen. Es ist ein bleibender Hinweis auf den himmlischen Vater, auf den alles hinausläuft. Es ist ein Zeichen für die Vollendung des Liebesbündnisses im Vatergott. Wer jetzt im Heiligtum betet, wird immer wieder die ganze Welt, den ganzen Kosmos des Liebesbündnisses vor Augen haben. Der Blick geht vom Bild der Mutter aus hin zu Kreuz und Tabernakel und hin zum Symbol des Heiligen Geistes und des Vatergottes. Die Gottesmutter hat uns zum Vatergott geführt und uns die wunderbare Welt der Gotteskindschaft erschlossen, die das Herzstück des Evangeliums ist: Vater, Dein Reich komme!

Das Werkzeug für diesen Weg und diese Gnade war und ist unser Vater und Gründer. Bei der jahrelangen Pilgerschaft des Vatersymbols haben unzählige Schönstätter in aller Welt dieses Symbol wie einen Besuch unseres Vaters gewertet und aufgenommen. Voller Dankbarkeit haben sie sich erinnert und eingelassen auf seine Führung zum Vatergott. Er fragt uns heute,ob wir uns mit seinem Weg in Gesinnung und Tat solidarisieren. „Gleich- und Einschaltung“ in die Person des Gründers hat er das oft genannt. Im Vaterbündnis geht der Weg in die Zukunft, der im 20. Januar 1942 seine Achse hat. Der heutige Tag will uns ganz frei machen für die Teilnahme an seiner Sendung. Er will Pater Kentenich in unserer Familie als Vater und als einende Mitte neu aufleuchten lassen.

Amen.

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