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17. Oktober 2014 | 2014 | 

Kinder stark machen – Ein Podium am Auftakttag der Jubiläumswallfahrt


Podium: Kinder stark machen (Foto: Brehm)

Podium: Kinder stark machen (Foto: Brehm)

Wolfgang Fella. Wo finden sich die Spuren der Pädagogik Pater Kentenichs im akuellen Bildungsalltag verschiedenster Schulen in Europa und Südamerika? Auf diese Spurensuche nahmen vier Pädagoginnen aus Chile, Spanien und Deutschland die Zuhörer mit beim ersten Podium im Bündniszelt Pädagogik am Donnerstag 16. Oktober 2014 in der Aula der Marienschule. Zunächst führte Pater Fransico Sobral, Portugal, ins Thema dieser Stunde ein, bei der es sehr konkret um Kentenichs Vorstellung von Erziehung zu festen und freien Persönlichkeiten gehen sollte.

Pater Francisco Sobral, Portugal (Foto: Brehm)

Moderator: Pater Francisco Sobral, Portugal (Foto: Brehm)

Alejandra Garcia-Huidobro (rechts), Santiago de Chile (Foto: Brehm)

Alejandra Garcia-Huidobro (rechts), Santiago de Chile (Foto: Brehm)

Simultanübersetzung in Englisch, Spanisch und Deutsch (Foto: Brehm)

Simultanübersetzung in Englisch, Spanisch und Deutsch (Foto: Brehm)

Interessiertes Publikum (Foto: Brehm)

Interessiertes Publikum (Foto: Brehm)

Identitätsfindung in globalisierter Welt

Alejandra Garcia-Huidobro von der Monte Tabor und Nazareth-Schule in Santiago de Chile stellte dann die drei Säulen ihres Konzepts vor, das im Wesentlichen dazu beitragen soll, dass junge Menschen ihre eigene Identität in dieser globalisierten Welt finden können. Sie wies darauf hin, dass sich Jugendliche heute häufig selbst noch nicht kennen und es deshalb wichtig ist, dass die Schule einen Beitrag leistet, damit sich junge Menschen von innen heraus entfalten können. Als konkrete Methode ihrer Schule stellte sie die sehr individuelle Begleitung der Jugendlichen dar, denen die Erzieher mit großer Ehrfurcht entgegen treten müssten. Während die Schülerinnen und Schüler sich selbst zu schätzen und anzunehmen lernen, wird ihnen beispielsweise auch die Wahl gelassen, verschiedene Fächer nach eigenem Lerninteresse selbst auszuwählen. Im nächsten Schritt sei es dann wichtig eine Verbindung zu finden zwischen der inneren Welt der Lernenden und der Außenwelt. Dabei sind starke Erlebnisse genauso wichtig wie etwa eine gute Begleitung der Eltern. Die letzte Säule umschrieb die Referentin aus Chile dann mit „Verantwortung übernehmen“. Dabei wird die soziale Dimension sehr vielfältig in den Lehrplan aufgenommen, sodass die Schülerinnen und Schüler animiert werden, selbst Aufgaben für die Gemeinschaft zu übernehmen und dies nicht als Pflicht zu empfinden.

Worte zerstören wie Kugeln

Das nächste Statement von Sr. M. Daniela Rodriguez vom Colegio Mariano ebenfalls aus der chilenischen Hauptstadt Santiago, nahm das Thema Mobbing in den Blick, das in Südamerika unter dem Begriff „Bullying“ bekannt ist. In ihrer ersten Videoeinblendung wurde für die Zuschauer sehr eindrucksvoll dargestellt, wie falsche Worte und Gesten zerstörerisch wie eine Gewehrkugel treffen können. Nach einem groben Blick auf Opfer, Täter und Zuschauer stellte sie Interventionsstrategien vor, die sowohl auf der Ebene der Gruppe als auch auf Schulebene ansetzen. Sie berichtete von einer Diagnosephase zu Bullying in Chile und einem landesweiten Vorbeugungsprogramm. Auch wenn Pater Kentenich 1951 noch nicht von Mobbing gesprochen hätte, so habe er doch immer wieder auf die Einzigartigkeit der Kinder hingewiesen und wie man starke Persönlichkeiten aus ihnen machen könne. Gerade dies stellte Sr. Rodriguez als zentrales Anliegen ihrer Schule dar und der abschließende Film mit Zeugnissen von Schülerinnen bestätigte diesen Ansatz, denn dort bedankten sich diese für die individuelle Begleitung im Colegio Mariano, die es ihnen ermöglicht hätte zu freien und starken Persönlichkeiten zu reifen.

 Sr. M. Daniela Rodriguez, Santiago de Chile, (Foto: Brehm)

 Sr. M. Daniela Rodriguez, Santiago de Chile, (Foto: Brehm)

Maite Abollado, Madrid (Foto: Brehm)

Maite Abollado, Madrid (Foto: Brehm)

Sr. M. Theodore Klimpel, Vallendar (Foto: Brehm)

Sr. M. Theodore Klimpel, Vallendar (Foto: Brehm)

Starke Persönlichkeiten gefragt

Als nächste stellt Maite Abollado ihre Inklusionsschule aus Madrid vor, die jeden Schüler und jede Schülerin mit und ohne Behinderung ehrfürchtig aufnimmt. Schließlich würden Kinder mit Behinderung oft von klein auf die Erfahrung machen, dass sie gemieden werden und vor allem nur ihre Beeinträchtigung gesehen werde. In ihrer Schule, an der Kinder mit unterschiedlichsten Behinderungen gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung lernen, würde man sich zunächst daran orientieren, wie man Kindern sehr individuell am besten helfen könnte. Alles Lehrmaterial sei darauf ausgelegt und die Lehrkräfte eigens qualifiziert. Schließlich käme noch eine eigene Werteerziehung dazu. Als schwierig beschrieb aber auch sie die Phase der Pubertät, in der die Akzeptanz der Mitschüler immer wichtiger wird. Damit hier keine ernsthaften Probleme in der Klassengemeinschaft entstünden, würde man auf jene bereits von den Vorrednerinnen mehrfach erwähnten starken Persönlichkeiten in der Schülerschaft zurückgreifen, die speziell geschult würden, sodass im kritischen Situationen vordringlich Gleichaltrige und nicht Erwachsene eingreifen würden.

Bäume pflanzen zur Selbstentfaltung

Abschließend stellte als letzte Rednerin Sr. M. Theodore Klimpel das Konzept der Identitätsstärkung der Schönstätter Marienschule dar. Eine Befragung der neu aufgenommenen Schülerinnen würde sehr direkt deren Sehnsucht nach Geborgenheit und Erfolg wiederspiegeln. In den einzelnen Jahrgangsstufen würde man versuchen hierzu einen Beitrag zu leisten. In der Oberstufe würde man z. B. sogenannte Schülersprechtage anbieten, bei denen die Schülerinnen die Möglichkeit haben, vorher einen Selbsteinschätzungsbogen auszufüllen, der dann mit der Einschätzung des Lehrers abgeglichen würde. An Geburtstagen erhalten die Schülerinnen einen Brief von der Lehrkraft, in der beschrieben wird, was man an dieser besonders schätzt. Daneben gäbe es unzählige Möglichkeiten zur Selbstentfaltung in Form von Arbeitskreisen, die von Baumpflanzungen bis zu Cheerleading reichen. Schließlich würde man durch Gemeinschaftsmomente in der Schönstätter Marienschule mit Maria auch eine weitere Erzieherin mit ins Boot holen. Dadurch bestünde für die Schülerinnen das Angebot, sich besonders zu stärken, in dem sie sich mit einer starken Persönlichkeit, nämlich Maria, verbünden könnten.

In den Schlussworten wurde noch einmal daran erinnert, dass Pater Kentenich 1914 seine Schüler stark machen wollte. Dies sei heute so wichtig wie damals und bleibe deshalb wesentlicher Bestandteil der Erziehung Heranwachsender. Aus allen vorgestellten Konzepten war der Geist Pater  Kentenichs deutlich spürbar, der Kinder und Jugendliche stets mit großer Liebe und Ehrfurcht begegnet ist.


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