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16. September 2014 | Kirche | 

„Dynamik, Selbstbewusstsein, Ehrlichkeit!“ - Absschluss des vierten Gesprächsforums der Deutschen Bischofskonferenz


Schriftmarke: Im Heute glauben (Foto: dbk.de)

(Wortmarke: dbk.de)

Hbre. Am 12. und 13. September hat in Magdeburg das vierte Gesprächsforum „Im Heute glauben“ der Deutschen Bischofskonferenz mit 300 Teilnehmern unter dem Leitwort „Ich bin eine Mission“ stattgefunden. Dieses Zitat von Papst Franziskus aus seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ war gewissermaßen das Vorzeichen für die Diskussion über die Frage, wie Verkündigung heute gelingen kann. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigte die bisherigen Etappen des Gesprächsprozesses als wichtige Momente im Leben der Kirche, die der Selbstvergewisserung über den weiteren Weg der Kirche dienten.

Für eine hörende, pilgernde und dienende Kirche

Bei einem Rückblick auf den bisherigen Verlauf des Gesprächsprozesses betonte Kardinal Marx, dass die Wiedergewinnung von Vertrauen nur über mehr Offenheit und über einen substanziellen Dialog gelingen könne. Daher sei der überdiözesane Gesprächsprozess in Gang gesetzt worden und auch in vielen Diözesen präsent. „Wir haben eine gute Gesprächsatmosphäre erreicht und ein neues Zueinander von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Laienvertretern, Frauen und Männern geschaffen. So kann Schritt für Schritt ein besseres, konstruktiveres Miteinander gefunden werden, das Voraussetzung ist für eine missionarische Kirche, die mit Mut in die Zukunft geht.“ Marx dankte in diesem Zusammenhang seinem Vorgänger im Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, für das Engagement, mit dem er den Gesprächsprozess als „geistlichen Erneuerungsprozess der Kirche“ angestoßen habe, um verstärkt eine „hörende, pilgernde und dienende Kirche“ zu sein.

Echte und tragfähige pastoralen Lösungen gesucht

Kardinal Marx machte am ersten Tag des Treffens deutlich, dass auch Papst Franziskus bereits eine Reihe von Impulsen gesetzt habe, die für den Gesprächsprozess wichtig seien. „Der Papst zeigt eine besondere Sensibilität für die schwierigen Lebenslagen von Menschen, für ihre Nöte und Sorgen.“ Deshalb wolle Franziskus, dass die Kirche nach „echten und tragfähigen pastoralen Lösungen sucht. Dieser Papst betreibt keine Veränderung der kirchlichen Lehre. Aber die Lehre soll so in die menschlichen Lebenssituationen hineingesprochen werden, dass hier wirklich eine Berührung stattfindet – und die Lehre sich als heilsam erweist.“

Ergebnissicherung mit nachprüfbaren Folgen

Kardinal Marx bekräftigte eine Ergebnissicherung des Prozesses: „Die Offenheit des Prozesses bedeutet nicht, dass auch am Ende alles offen bleibt.“ Vieles sei in Bewegung gekommen, so Kardinal Marx. Dazu gehörten auch die Themen „Frauen in der Kirche“, „Kirchliches Arbeitsrecht“ und „Wiederverheiratete Geschiedene“: „Wir werden alles tun, dass der Gesprächsprozess nicht folgenlos bleibt. Wir sind in eine Bewegung gekommen, diese Bewegung wird mit einer weltweiten Dynamik durch Papst Franziskus unterstützt. Jetzt geht es darum, wie wir die Ergebnisse festhalten und weiter voranschreiten wollen. Deshalb wird es eine Ergebnissicherung geben, die nachprüfbare Folgen hat. Das werden wir im Laufe des Jahres weiterentwickeln.“

Entscheidend: das personale Glaubenszeugnis

Bischof Dr. Franz-Josef Bode hob in seinem Impulsvortrag „Heute Gott bezeugen in persönlicher Martyria“ hervor: „Heute von Gott reden, heute Gott bekannt machen, kann nur persönlich und mit Herzblut geschehen.“ Papst Franziskus mache aus dem „grauen Vorgang“ Glaubensvermittlung oder Glaubensweitergabe eine „lebendige Begegnung unter Menschen, eine neue Kommunikation, die wir Evangelisierung nennen, in einem positiven Sinn Mission, Sendung“. „Die schon fast sprichwörtlich gewordenen Worte des Papstes reißen uns aus einem theologischen, spirituellen und pastoralen Narzissmus heraus und ermutigen uns zu einem Zeugnis in einer Welt, an der man sich die Finger schmutzig machen kann, aber doch das Herz für Gott und die Menschen bewahrt“, so Bischof Bode. Entscheidend sei das personale Glaubenszeugnis, die Sprache, die eigene Bereitschaft aufzubrechen, um selbst Mission zu sein.

Suche nach einem neuen Miteinander

Zum Abschluss des vierten Gesprächsforums betonte Marx, dass es nicht die Pädagogik Jesu gewesen sei, zu sagen, was alles nicht klappe. Jesus habe den Menschen viel mehr Mut gemacht zum Glauben. „Der Glaube kann alles! Deshalb müssen wir an die Ressourcen appellieren, die vorhanden sind, in der Kraft des Geistes, im Miteinander, eine Mission für die Welt zu sein und so zu evangelisieren“, sagte Kardinal Marx. Er warb um Vertrauen für den weiteren Weg, den man nur gemeinsam im Glauben bewältigen könne: „Wir bleiben verbunden und gemeinsam auf dem eingeschlagenen Weg. Der Gesprächsprozess ist die Suche nach einem neuen Miteinander und das Finden der Themen, die in der Kirche offen und angstfrei angesprochen werden müssen. Am Ende des Prozesses im kommenden Jahr muss gut überlegt werden, was der Dialog gebracht hat. Wir werden uns damit in der Bischofskonferenz befassen“, so Kardinal Marx.

„Dynamik, Selbstbewusstsein, Ehrlichkeit!“

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Essen), der mit Kardinal Reinhard Marx und Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) zur Steuerungsgruppe in der Vorbereitung und Durchführung des Gesprächsprozesses gehört, würdigte in einer Zusammenfassung den bisherigen Verlauf des Prozesses als „dynamisches Geschehen in der Kirche. Diese Dynamik müssen wir weitertragen, das gelingt nur gemeinsam. Wenn es wahr ist, dass der Glaube eine Gnade ist und wir daran mitwirken können mit allen Kräften, dann soll die Kirche das Transportmittel dieser Gnade sein“, so Bischof Overbeck. Dabei – das hätten die Tage in Magdeburg deutlich gemacht – müsse man akzeptieren, dass es Verschiebungen im kirchlichen Handeln geben werde. Als Beispiele nannte Bischof Overbeck die Katechese, die Erwachsene neu in den Blick nehmen müsse, aber auch die Sprache, mit der man nach außen auftrete: „Verkündigung kann nur gelingen, wenn wir verständlich bleiben. Wir brauchen gemeinsam die neue Chance auf ein lebendiges Christsein.“ Es gehe darum, „mehr Transparenz, mehr Dynamik in die Institution Kirche zu investieren und ernst zu machen mit großem Selbstbewusstsein und Ehrlichkeit“. Bischof Bode zeigte sich dankbar für die Begegnung in Magdeburg. Offene Fragen müssten noch realistischer angesprochen werden: „Unsere Suche braucht den Mut, noch tiefer zu werden und unsere Hoffnung muss noch stärker werden. Wir haben viel zu tun bis in das Jahr 2015“, so Bischof Bode.

Das abschließende Gesprächsforum des Gesprächsprozesses der Deutschen Bischofskonferenz findet im kommenden Jahr am 11. und 12. September 2015 in Würzburg statt. Hier wurde vor 40 Jahren die Gemeinsame Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland beendet.

Quelle: Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz (www.dbk.de) vom 12. und 13. September 2014

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