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31. August 2014 | 2014 | 

Therese Bongartz feiert 100. Geburtstag im 100. Jubiläumsjahr Schönstatt


Herzlichen Glückwunsch (Foto: Brehm)

Therese Bongartz und Schönstatt werden 100 Jahre alt (Foto: Brehm)

Michael Defrancesco / Hbre. 100 Jahre wird die Schönstatt-Bewegung im Oktober alt – an diesem 31. August 2014 feiert ein Mitglied der Bewegung bereits den 100. Therese Bongartz gehört zu den „Frauen von Schönstatt“ und wurde am 31. August 1914 geboren. Aufgewachsen ist sie in der Nähe von Krefeld, ihre geistige Heimat hat sie in Schönstatt – und ihren Lebensabend verbringt sie im Altenzentrum auf dem Reginaberg in Schönstatt / Vallendar.

„Mein Vater war an der Front des Ersten Weltkriegs, als ich geboren wurde“, erzählt die rüstige 100-Jährige. „Ich habe ihn nur bei Fronturlauben kennengelernt. 1918 wurde er als vermisst gemeldet und 1920 erhielt die Mutter die Todesnachricht. Aber meine große Schwester hat viel von ihm erzählt.“ Die Großeltern unterstützten die Mutter und kümmerten sich rührend um die drei vaterlosen Kinder. „Mein Opa hatte einen großen Garten. Wir durften alle Früchte essen – mit einer Ausnahme. Opa hatte ein neues Bäumchen gepflanzt, das gerade nur einen einzigen Apfel trug. Den sollten wir hängen lassen.“ Ihre Augen blitzen. „Nun hatte es mir aber genau dieser Apfel sehr angetan ...“ Was tat die kleine Therese? „Ich habe ihn brav hängen lassen – aber herzhaft reingebissen.“

Therese Bongartz, Mitglied im Säkularinstitut der "Frauen von Schönstatt" (Foto: Brehm)

Therese Bongartz, Mitglied im Säkularinstitut der "Frauen von Schönstatt" (Foto: Brehm)

Ihre Mutter sei eine wunderbare Frau gewesen, erinnert sich Therese Bongartz. „Ihre Devise war: Man muss anderen helfen“. Allerdings habe sie auch sehr auf Gehorsam Wert gelegt. „Wenn ich Widerworte gab, rügte sie das. Also sagte ich beim nächsten Auftrag: ‚Ich werde Ihrem Befehl nachkommen, allerweiseste Mutter‘.“

Nach der Volksschule durfte sie weiterlernen, 1935 machte sie das Abitur – außergewöhnlich in der damaligen Zeit. Sie bewarb sich in Krefeld bei den „Vereinigten Seidenwebereien“ als Personalerin. Die Dame, die das Vorstellungsgespräch leitete, gehörte zu einer jungen Bewegung – den Schönstättern. „So kam ich mit Schönstatt in Kontakt.“ Als sich die Gemeinschaft der „Frauen von Schönstatt“ bildete, war sie Mitglied in einem der ersten Kurse, später war sie viele Jahre Regionaloberin der Gemeinschaft. Ähnlich wie die Schönstätter Marienschwestern leben auch die Frauen von Schönstatt ehelos. Aber sie bleiben in ihren jeweiligen Berufen und tragen auch keine Tracht. Sie treffen sich in Kursen, die lebenslang zusammenbleiben, und stärken sich so gegenseitig im christlichen Glauben.

"Aus heutiger Sicht war das unklug, aber ich habe einfach Wut auf diesen Mann gehabt" (Foto: Brehm)

"Aus heutiger Sicht war das unklug, aber ich habe einfach Wut auf diesen Mann gehabt" (Foto: Brehm)

Mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs wollten die jungen Frauen eine Weihe an die Gottesmutter machen und fuhren daher nach Schönstatt. „Einige Schönstätter fingen uns am Bahnhof in Vallendar ab und warnten uns, dass wir nicht zum Urheiligtum gehen könnten – es wäre überall Gestapo“, erinnert sich Therese Bongartz. „Also gingen wir zu Fuß nach Koblenz zum Bahnhof und fuhren mit dem ersten Zug zurück. Und wir stiegen in Köln aus und machten unsere Weihe an die Gottesmutter im Dom.“

Einmal sei ein Angestellter der Firma, der gleichzeitig stellvertretender Gauleiter gewesen sei, zu ihr gekommen, um sie für parteiliche Aktionen zu gewinnen. „Es gelang ihm nicht!“, erzählt Bongartz mit Nachdruck. „Er drückte mir aber den ‚Stürmer‘ in die Hand. Als ich an meinem Arbeitsplatz ankam, schämte ich mich, dass ich ihn angenommen hatte.“ Am nächsten Morgen habe der Parteivertreter sie nach dem Blatt gefragt: „Der Stürmer ist sofort in den Papierkorb geflogen. Und dass sie es wissen, ein anständiger Mensch liest keinen Stürmer!“ Aus heutiger Sicht war das unklug, so Therese Bongartz, aber sie habe einfach Wut auf diesen Mann gehabt.

In eine ähnlich gefährliche Situation brachte sie sich, als sie nach dem Tod von Pater Albert Eise (Verantwortlicher Mitarbeiter von Pater Kentenich) im KZ Dachau den Text der Predigt der Begräbnisfeier, den sie sich vom Pfarrer hatte geben lassen, zusammen mit ihrer Freundin mehrfach abschrieb und verteilte.

Therese Bongartz mit ihrer Generaloberin Irmgard Classen (Foto: Brehm)

Therese Bongartz mit ihrer Generaloberin Irmgard Claßen (Foto: Brehm)

An den Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich, erinnert sich Therese Bongartz noch sehr gut. „Ich habe ihn auf vielen pädagogischen Tagungen erlebt oder war im Urheiligtum, wenn er Gottesdienste gefeiert hat.“ Sie erinnert sich an eine Situation im Urheiligtum, in der Zeit, als Schönstatt besonders von der Gestapo beobachtet wurde. Während der Predigt klopfte es zweimal an die Türe: „Herr Pater, die Gestapo ist hier herum.“ Ohne darauf zu achten habe er weitergemacht. Nach dem zweiten Klopfen habe er sie gefragt: „Wer von Ihnen hat jetzt noch den Mut, sich das Kreuz überreichen zu lassen?“ Von Pater Kentenich sei ihr vor allem seine Pädagogik in Erinnerung: „Mich hat an ihm besonders begeistert, wie er stets aufs Leben blickte und daraus gläubig seine Lösungen zog.“

Was für sie persönlich zum Jubiläum wichtig ist? „Pater Kentenich sagte uns immer, dass wir treu bleiben sollen.“ Das wünscht sich die Jubilarin auch von der Bewegung.

Unter Verwendung eines Artikels aus der Rhein-Zeitung, RZ Koblenz und Region, vom Samstag, 30. August 2014, Seite 21. Mit freundlicher Genehmigung der RZ.

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