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22. August 2014 | Rund ums Urheiligtum | 

Reinisch-Gedenken – Ein Hoch auf die innere Freiheit und Würde des Menschen


Gedenkfeier am Todestag von Franz Reinisch (Foto: Brehm)

Gedenkfeier am Todestag von Franz Reinisch (Foto: Brehm)

Hbre. Etwa 140 Menschen versammeln sich am Abend des 21. August 2014 zu einer Gedenkstunde am Grab Pater Franz Reinischs, unmittelbar neben dem Urheiligtum, dem Gründungsort der Schönstatt-Bewegung, in Vallendar. Reinisch, „ganz Schönstätter und ganz Pallottiner“ wie Pater Theo Breitinger, Vorsitzender des Landespräsidiums der Schönstatt-Bewegung Deutschland, bei seiner Begrüßung betont, war am 21. August 1942 in Brandenburg durch das Fallbeil hingerichtet worden, weil er den Fahneneid auf Hitler verweigert hatte.

Pater Heribert Niederschlag SAC, Pater Ruedi Huppie ISch, Pater Theo Breitinger ISch (Foto: Brehm)

Pater Heribert Niederschlag SAC, Pater Ruedi Huppie ISch, Pater Theo Breitinger ISch (Foto: Brehm)

Grab von Pater Franz Reinisch bei der Gnadenkapelle in Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Grab von Pater Franz Reinisch bei der Gnadenkapelle in Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

„Hätte ich den Gnadenort nicht gehabt …“

Hätte ich den Gnadenort nicht gehabt, wäre ich diesen Weg entweder nie gegangen oder ich wäre sicher abgebogen oder verzweifelt.“ Diese Worte von Franz Reinisch, im Juli 1942 im Gefängnis in einem Lebensrückblick aufgeschrieben und vorgetragen von Pater Heribert Niederschlag SAC, Postulator für den Seligsprechungsprozess von Pater Reinisch, rücken die Gnadenkapelle der Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt an diesem Abend in ein besonderes Licht. Im Strahlungsfeld des Heiligtums habe sich im Lauf der jetzt 100 Jahre andauernden, gesegneten Geschichte vieles zugetragen, sagt Breitinger während der Feierstunde: „Das kleine Kapellchen hat großen Einfluss auf einzelne Menschen ausgeübt und ist auch heute eine entscheidende Kraftquelle für zahllose Menschen auf der ganzen Welt.“ Der Blick an diesem Abend auf Pater Franz Reinisch zeige, wie sehr er mit der Gottesmutter verbunden gewesen sei und gerade hier wichtige Entscheidungen seines Lebens getroffen habe.

„Den Eid, den Soldateneid auf die nationalsozialisti- sche Fahne, auf den Führer, darf man nicht leisten. Das ist sündhaft. Man würde ja einem Verbrecher einen Eid geben.“

Franz Reinisch (Tischgespräch 1939)

"Sooft ich auch mein Gewissen überprüfe, ich kann zu keinem anderen Urteil kommen. Und gegen mein Gewissen kann und will ich mit Gottes Gnade nicht handeln. Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten."

Franz Reinisch, 1942

Das Heiligtum – Ort natürlicher, geistiger und geistlicher Geborgenheit

Was war mir der Gnadenort Schönstatt geworden?“, fragt Reinisch in dem gehörten Abschnitt aus seinem Gefängnis-Tagebuch. Reinischs Antwort: „Heimstätte – Wegen der Geborgenheit, die ich dort erlebte. Zunächst natürliche Geborgenheit: ob der schönen Lage, angenehmen Lebensverhältnisse. Geistige Geborgenheit: ob der außergewöhnlich hochstehenden Persönlichkeit des H.H. Pater Kentenich, ob des hochgelagerten Milieus und der geistvollen Atmosphäre, ob der Sicherheit im Glaubensstoff, ob der Klarheit im Denken und Wollen. Endlich auch geistliche Geborgenheit: wegen der Liebe, die mich dort umgab …; endlich wegen des Kapellchens und seines Geheimnisses.“ Gerade im Gefängnis, in der letzten Phase seines Lebens habe ihm das Wissen um den Zusammenhang zwischen der Gnadenwirksamkeit der Gottesmutter im Schönstatt-Heiligtum und der freien, persönlichen, menschlichen Mitwirkung (das Schönstatt-Geheimnis) „die größte innere Ruhe, Freiheit, Zuversicht und Festigkeit“ gegeben. Und während seiner Gefängniszeit habe er, so Reinisch weiter, die weise Führung und Fügung der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt, der MTA, erlebt. Die MTA habe ihn in eine gewaltige und harte Leidensschule geführt. „Aber auch nur eine solche Schule konnte noch auf meinen Charakter Einfluss gewinnen. So will ich nur von Herzen danken dafür. Ich versetze mich fast dauernd ins Kapellchen: feiere geistigerweise das heilige Opfer, verrichte dort meine Gebete, …

Reinischs Gesinnung und Haltung folgen

Dass sich Pater Reinisch bei seiner Entscheidung, den Treue-Eid auf ein verbrecherisches Regime und seinen Führer nicht zu leisten, nicht nur auf die Führung und Hilfe der Gottesmutter stützte, sondern auch auf seinen damaligen pallottinischen Mitbruder und geistlichen Begleiter Pater Josef Kentenich, wird an diesem Abend deutlich, als Pater Rudi Hüppi aus einem Brief Kentenichs an Franz Reinisch vom 14. Juli 1942 vorliest. Pater Kentenich schrieb: „Sie haben recht, wenn Sie schreiben, dass Sie sich ganz dem Liebeswillen des Vaters im Himmel überlassen. Und wenn Sie der lieben Gottesmutter treu bleiben, dann wird Ihnen die Letztentscheidung entweder jetzt oder im Augenblick des Todes glücken.

Etwa 140 Personen waren bei der Feierstunde und beim Abendsegen (Foto: Brehm)

Etwa 140 Personen waren bei der Feierstunde und beim Abendsegen (Foto: Brehm)

Wie sehr er sich in diese Letztentscheidung „hineingearbeitet“ und „hineingebetet“ hat, lässt sich aus dem sogenannten „Sterbelied“ erspüren, das Pater Reinisch in seiner Gefängniszelle in Berlin-Tegel am 9. August 1942, niederschrieb. Im Angesicht des Todes schaut Pater Reinisch auf die Gottesmutter, die die Freiheit und Würde des Menschen verkörpert und die er im Schönstatt-Heiligtum als Urbild des erlösten Menschen erfahren hat. Der Text ist ein an Maria gerichteter „Hochgesang“ auf die innere Freiheit und die Würde des Menschen, die jeder Verfolgung und sogar dem Tod trotzen. Bevor die Gedenkfeier mit dem Abendsegen im Urheiligtum endet ist es ein bewegender Moment, als die Versammelten diesen Text Reinischs miteinander singen und sich, wie Pater Breitinger es ausdrückt, dadurch einladen lassen, Pater Reinisch „in dieser Gesinnung und Haltung zu folgen.

"Sterbelied" von Pater Franz Reinisch

  • „Du bist das große Zeichen, / voll Licht im Sonnenglanz! / Umflutet und durchglutet / von Gottes Liebe ganz! / Ich möchte´ als Liebesflamme, / Maria, Jungfrau rein, / im kleinen Heiligtume / von Dir entzündet sein.
  • Du stehst als Leidensrose / beim Kreuz ganz groß und still, / und sprichst Dein Ja zum Opfer, / weil´s Gott so haben will! / Auch heute ruft Gott wieder / nach einer Heldenschar. / Drum bringe mich, o Mutter, / als Liebesopfer dar.
  • Königin der Welten, / gebiet´ dem Sturm der Zeit. / Die Satansbrut zertrete, / Du Siegerin im Streit! / Apostel lass mich werden! / Als Ritter steh´ ich da. / Und sterbend will ich lächeln: / O liebe MTA!“

Hinweis

  • Am Freitag, 22. August findet im Rahmen des Mittelrhein Musik Festivals 2014 ein „Konzert der Stille“ in der Pallottinerkirche in Vallendar-Schönstatt statt. Karten (zu 5 EUR) sind noch an der Abendkasse erhältlich.
  • Am Sonntag, 24. August lädt die Pallotinische Gemeinschaft um 10.00 Uhr zu einem Gedenk-Gottesdienst an Pater Franz Reinisch in die Pallottikirche ein. Predigen wird Pater Heribert Niederschlag, Postulator im Seligsprechungsprozess für Franz Reinisch.


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