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9. August 2014 | Deutschland | 

Überall sehen wir deine Spuren oder - Es ist wie ein Nachhausekommen


Auf dem Pilgerweg (Foto: Schulte)

Auf dem Pilgerweg (Foto: Schulte)

Hbre. “Ende Juli wurde es endlich wahr: Der Pilgerweg vom Heiligtum der barmherzigen Vaterliebe in Borken hin zum Urheiligtum ist gegangen“, berichtet Schw. M. Hanna-Lucia über die dritte Etappe des Pilgerweges aus dem Bistum Münster zum Gründungsort der Schönstatt-Bewegung in Vallendar-Schönstatt. Führten die ersten beiden Teiletappen im Jahr 2013 von Borken über Bottrop nach Bergisch Gladbach, so ging im Juli die letzte Etappe von Bergisch Gladbach über Rösrath, Bonn, Bad Honnef, Waldbreitbach nach Schönstatt. Von den vielfältigen Erfahrungen dieses Weges erzählt der folgende Bericht von Schw. M. Hanna-Lucia.

3. Pilgeretappe von Borken nach Schönstatt

Schw. M. Hanna-Lucia. Zwölf Pilger erlebten, geführt zu werden vom Gott des Lebens. „Wir machen die Erfahrung, dass Maria mitten unter uns ist“, so formulierte ein Pilger an einem Abend. SIE war mittendrin – sichtbar im Zeichen des Pilgerheiligtums, das durch alle Höhen und Tiefen des Weges dabei war. Ob bei einer Pause, angelehnt an einen Baum, umgeben von Walking-Stöcken, oder beim nicht ganz ungefährlichen Abstieg an einem Steilhang, Maria machte auf sich aufmerksam! So auch in einem Übernachtungsquartier, wo eine Frau das Pilgerheiligtum sah, am Blick der Gottesmutter „hängen blieb“ und wir ihr das Bild bis zum nächsten Morgen überließen. Sie war dabei, als jeder Pilger morgens und mittags ein neues Gebetsanliegen zog, das Menschen mit auf den Weg gegeben hatten.

Auf idyllischen Wegen (Foto: Schulte)

Auf idyllischen Wegen (Foto: Schulte)

Ganz unterschiedlich und bunt sind die Erfahrungen, die jeder Pilger auf solch einem Weg macht. Doch gibt es Erlebnisse, die zur Gesamtatmosphäre werden, die beeindrucken, aus denen man schöpfen kann – nicht nur für die 150 Kilometer der letzten Etappe.

Impuls unterwegs (Foto: Schulte)

Impuls unterwegs (Foto: Schulte)

Gemeinsam gehen, singen, beten, schweigen, ... (Foto: Gehling)

Gemeinsam gehen, singen, beten, schweigen, ... (Foto: Gehling)

Gottesdienst unterwegs: Redemptoristenkloster in Bonn (Foto: Schulte)

Gottesdienst unterwegs: Redemptoristenkloster in Bonn (Foto: Schulte)

Plötzlich ein MTA-Bildstock unterwegs ... (Foto: Schulte)

Plötzlich ein MTA-Bildstock unterwegs ... (Foto: Schulte)

Rheinüberquerung mit dem Schiff (Foto: Gehling)

Rheinüberquerung mit dem Schiff (Foto: Gehling)

Wegerfahrungen

Da ist der Damm, der wegen Bauarbeiten eigentlich gesperrt ist. Umdrehen ist nicht möglich, und so wird er unter die Füße genommen. Bei brennender Sonne ohne Schatten wird der Weg schweigend zurückgelegt, das spart Kraft. Es scheint, als wenn ein Gewitter aufzieht. „Wir werden es hoffentlich noch rechtzeitig schaffen“, denkt ein jeder. Endlich das Wegstück ist geschafft! Und was steht dort, ganz unerwartet am Ende? – ein MTA-Bildstock. Eine Wegerfahrung, die jeden beeindruckt. Baustellenwege und Wegstrecken ohne Schatten, die gibt es auch im wirklichen Leben. Wir gehen sie nicht allein, auch wenn es zunächst so scheint. Da ist jemand, der auf uns wartet und sagt: Ich bin doch da, ich geh mit.

Wie gut ist es, ein Ziel zu haben

Das letzte Stück zur Jugendherberge in Bonn, die auf dem Venusberg liegt, wird wegen der weiten Entfernung mit dem Bus zurückgelegt. Unterwegs kommen wir ins Gespräch mit einer muslimischen jungen Frau, geschieden, zwei Kinder. „Ich fahre mit Ihnen bis zur Herberge“, bietet sie uns an. „Ah, Sie sind Pilger. Ich bin schon zweimal in Mekka gewesen“, erzählt sie, während wir auf den nächsten Bus warten. Als wir ihr zusagen, sie geistigerweise mit nach Schönstatt zu nehmen, bricht sie in Tränen aus. Sie sei sprachlos, meint sie und erzählt später im Bus „ Ich weiß gar nicht, wie das weitergehen soll, wenn ich älter werde. Ich kann doch nicht einfach nur immer Bus fahren.“ Auch jetzt ist diese Frau unterwegs, ohne Ziel. Dankbar und mit Ergriffenheit nimmt sie mehrere kleine MTA-Bildchen für sich und ihre Kinder entgegen. Pilgerwege berühren die Realitäten des Lebens. Pilgerwege verbinden verschiedenste Menschen miteinander, über Konfessionen hinweg, und uns wird bewusst: „Wir sind mit einem Auftrag unterwegs“ und „Wie gut es ist, ein Ziel zu haben.“

Behütet

Da ist die kleine Kapelle in Röhndorf, in der wir die hl. Messe feiern. Plötzlich hört man es krachen. Ein Gewitter ist aufgezogen, ganz unerwartet. Doch wir sind behütet. Bei Blitz, Donner und Regen lässt sich die Erfahrung auskosten, in Sicherheit zu sein. Eine weitere Wegerfahrung, am eigenen Leib erfahren und darum unvergesslich: Egal wie dein Lebensweg verläuft – wer bei Gott Zuflucht sucht, ist in Sicherheit, mögen die Stürme des Lebens auch rütteln.

Umweg wegen Bombenentschärfung

Wegen einer Bombenentschärfung muss die letzte Wegstrecke nach Schönstatt anders gegangen werden als ursprünglich geplant. Statt „Rheinsteig“ heißt es jetzt „Limes-Weg“. Wir müssen uns von geplanten Wegen entfernen und uns auf einen neuen Weg einlassen. Bei dieser letzten Wegetappe wird uns bewusst, was es heißt, nach einer Wanderkarte zu gehen (die wir für dieses Stück nicht hatten) oder sich von Wegzeichen zu Wegzeichen weiter zu orientieren. Auch hier wird der Pilgerweg zum sprechenden Zeichen des eigenen Lebensweges und lehrt uns: Es kommt nicht auf den Gesamtüberblick an. Wer die kleinen Zeichen, die Gott schickt, aufmerksam beachtet, kommt ans Ziel, auch ohne im Voraus zu wissen, wie der Weg verläuft.

In Stille über die Schwelle des Heiligtum treten

Die letzten Kilometer zum Urheiligtum sind eine besondere Erfahrung, und davon einige Blitzlichter: Jemand schreibt: „Endlich waren wir nach sechs Tagen fast am Ziel unsere Pilgertour. Wir entschieden uns, das letzte Wegstück in Stille zu gehen und auch bewusst in Stille über die Türschwelle ins Heiligtum zu treten. Das war ein bewegender Moment. Als Gruppe gemeinsam, aber doch ganz persönlich fühlte ich mich von Maria begrüßt und herzlich willkommen. Wirklich ein Nachhausekommen, wo die Mutter auf mich wartet. Es war einer der Momente wo man sich kneifen muss, um nicht los zu weinen … Und dann stimmten wir in das „Großer Gott wir loben dich“ ein. Ein berührender, unvergesslicher Augenblick.“

R.B. beschreibt die letzten Kilometer so: „Bei der Frage, wer das Bild der Gottesmutter bis zum Urheiligtum tragen möchte, meldete ich mich. Schnell gab ich einen meiner Walking-Stöcke ab, um unsere Mutter auch fest im Arm halten zu können … Als die ersten Gebäude sichtbar wurden, überkam mich das Gefühl, ganz alleine mit der Gottesmutter auf dem Heimweg zum Kapellchen zu sein. Der lange, streckenweise sehr beschwerliche Weg war fast zu Ende, und ich war so dankbar für die Erfahrung, nur mit der Gottesmutter meine Gedanken teilen und ihr dabei in die Augen sehen zu können.“

Ein Pilger drückt es bei der Runde am Abend so aus: „Als ich im Urheiligtum angekommen bin hatte ich das Gefühl: Die Gottesmutter nimmt mich hier in ihre Arme.“

Nach dem Pilgern ist vor dem Pilgern

Am Ende des Weges sagte jemand: „Ich dachte unterwegs: „Soll das unser letzter Pilgerweg gewesen sein“? Ganz bestimmt nicht. Darin sind sich alle einig. Nach dem Pilgern ist vor dem Pilgern. „Ich mach keinen Urlaub“, meint Herr S. „ich bin in einer Mission unterwegs.“ Und weil die Mission Schönstatts noch lange nicht erfüllt ist, kommt der nächste Pilgerweg bestimmt.


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