Nachrichten

27. Dezember 2009 | Menschen | 

Jere Ruiz: ein missionarisches Herz


Jere Ruíz mit seiner Freundin Mechu AliagaARGENTINIEN, Juan Barbosa. Der Abend des 16. Dezember war der schwerste in der ganzen Geschichte der SMJ (Schönstatt-Mannesjugend) von Córdoba: eines ihrer engagiertesten und beliebtesten Mitglieder, Jeremias Ruíz, "der Jere", wie er von allen genannt wurde und wird, wurde im Alter von 25 Jahren heimgerufen zu Gott. Sein Tod war ebenso unerwartet wie schnell. Ein zerebrales Aneurysma führte innerhalb von nur sechs Stunden zum Tod - in Frieden mit Gott, versehen mit den Sterbesakramenten und im Kreis seiner Angehörigen und engsten Freunde.

Jere Ruíz mit der Pilgernden Gottesmutter

Froh, nahe und pragmatisch

Mit diesen drei Worten, die seine Persönlichkeit umreißen, beschreibt Pater Marcelo Gallardo, sein geistlicher Begleiter, Jere Ruíz und fügt hinzu, dass Festigkeit und Einsatz zwei besondere Gaben waren, die in ihm vor allem in der Stunde apostolischen Einsatzes, für den er glühte, spürbar wurden.

Liebesbündnisfeier (Jere: 2. v.links) - Foto: JM CordobaSchon fest befreundet mit seiner Jugendliebe Mechu Aliaga schloss sich Jere der SMJ an, wo er seine zweite große Liebe entdeckte: Maria. Mit ihr schloss er am 22. November 2003 das Liebesbündnis, das zum Ausgangspunkt seines ganzen apostolischen Einsatzes wurde. Im Heiligtum des Lebens und der Hoffnung auf dem Rosenhügel von Córdoba versprach er der Gottesmutter von Schönstatt seine Treue, sein apostolisches Engagement und das Mühen um Werktagsheiligkeit. In seinem Weihegebet bat er die Gottesmutter um Licht, um auf allen Gebieten das Beste von sich zu geben, nach dem Willen und Wunsch Gottes.

"Jere hatte eine unglaubliche Gabe", so Pater Marcelo Gallardo, "wo er war, da war mit seiner ganzen Kraft. Er hat da, wo er war, Heimat geschaffen, weil er einfach eine starke Präsenz ausstrahlte. Und da konnte er auch seinen alten klapprigen R6 neben den tollsten Schlitten abstellen, ohne auch nur einen leisesten Anflug von Minderwertigkeitsbewusstsein. Er hatte ein starkes Selbstbewusstsein, das es ihm erlaubt hat, ganz einfach und ganz schlicht zu sein."

Eine Geschichte der Liebe

Liebesbündnis im HeiligtumIn den acht Jahren, in denen er mit Mechu zusammen war, haben beide nicht einen Tag lang versäumt, ihre gemeinsame Liebe zu Maria zu pflegen. "Sie haben Träume und hohe Ideale geteilt - für sich selbst und für ihre Beziehung, die sie mit hoher Verantwortlichkeit füreinander und für die anderen gestaltet haben. Sie sind nicht bei sich allein hängen geblieben, sondern haben ihre Liebe gepflegt und anderen gegenüber ausgestrahlt, in der Art, wie sie sich gegeben haben und im konkreten Tun. Beide waren missionarisch bis ins Mark; Jere hat erst vor einigen Wochen geäußert, er habe jahrelang davon geträumt, einmal Leiter der Misiones "Gaudium Mariae" zu sein. Gaudium Mariae, Freude Mariens, ist der Name der Misiones, die die Schönstattjugend von Córdoba jedes Jahr im Sommer durchführt, dieses Jahr zum siebten Mal und mit 180 Jugendlichen. Und dieses Mal, bei GM7, wäre Jere Leiter gewesen. Er hatte sich nicht selbst vorgeschlagen, sondern war vom Team mit großer Einmütigkeit gewählt worden. Er wollte einer missionarischen Gemeinschaft das Beste geben."

Eine andere Leidenschaft war das Singen, und zwar traditioneller Folklore. Er gehörte zu der bekannten Folk-Gruppe Los Nogales, worauf er mächtig stolz war. Fotos und CDs seiner Freunde umgaben ihn im Leben wie auch auf seinem letzten Weg.Gnadenkapital für die Misiones GM7

Seine Freunde berichten von seinem aufmerksamen, aktiven Zuhören. Seine natürliche Anlage zum Tun, sein offenes Herz für die anderen (darum der Titel dieses Artikels: Jere Ruíz - ein missionarisches Herz) drängten ihn immer zur Lösung jeglicher Angelegenheiten, seien es die seiner Freude oder seiner Misiones-Gruppe.

"Es ist wohl kein Zufall dass zwei Gruppen, zu denen er gehörte Namen haben, die gut beschreiben, wer Jere war", so Pater Marcelo Gallardo weiter. "Cor unum (ein (missionarisches) Herz), der Name seiner Gruppe bei den Misiones, und Magis (Mehr), das Ideal seiner Lebensgruppe."

Heimwärts zum Vater

Am Morgen des 16. Dezember hatte Jere bei der Arbeit (die er demnächst aufgeben wollte, um sein Studium als Agraringenieur abzuschließen) plötzlich heftige Kopfschmerzen; als diese nicht besser wurden, bracote man ihn in die Notaufnahme und von dort direkt auf die Intensivstation des Krankenhauses, wo sein Vater als Neurochirurg Chefarzt (Spezialgebiet: Aneurysmen) ist.

Bei vollem Bewusstsein empfing Jere seine Angehörigen und Freunde und Pater Marcelo Gallardo. Nach einem tiefen Gespräch zwischen den beiden spendete der junge Pater ihm die Krankensalbung, und Jere konnte noch ein "schönes Treffen der SMJ" erleben; während die Jugendlichen das Liebesbündnis erneuerten und zum letzten Mal mit Jere das Motto der Misiones wiederholten - "Königin von Chilecito, wir brennen für deine Mission" -, verlor Jere das Bewusstsein. Er sollte nicht mehr erwachen..

Heiligtum des Lebens und der Hoffnung, Córdoba - Foto: BarbosaSeine geliebte Gottesmutter von Schönstatt zeigte sich als seine Königin durch ein Angebot, das Pater Marcelo Gallardo spontan seinem Vater machte: die Verabschiedung im Heiligtum, diesem Heiligtum, das Jere so sehr geliebt hatte. Die SMJ übernahm die Gestaltung der Feier, um so "ihre Ikone" zu begleiten. So bezeichnete P. Marcelo Gallardo den Vorgang: "Ich danke der lieben Gottesmutter dafür, dass sie uns in diesem Jahr der Krönung die Zuvorkommenheit besessen hat, uns eine Ikone zu schenken: eine wahre und wirkliche Verkörperung der missionarischen Jugend, in der Gestalt von Jere. Er hat ganz ohne Zweifel einen beständigen Kampf geführt um Heiligkeit und um andauernden Dienst an den Menschen; das war es, was er für sein Leben ersehnt hat." Bei seinem letzten Besuch im Heiligtum ruhte Jere vor dem Altar, unter dem Blick seiner Königin und vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, dauernd von mehreren Dutzend Jugendlichen begleitet - einige Hunderte insgesamt, eine ganze Nacht lang.

Er geht nicht weg, er geht mit uns in die Misiones

Zwei Eucharistiefeiern umrahmten den Abschied: am 16. Dezember abends fanden sich Hunderte von Menschen ein, um ihn zu verabschieden, und am folgenden Tag um 16.00 Uhr - bis dahin war seine Mutter von ihrer Reise nach Spanien zurück. "Die Beerdigungsmesse war eigentlich eine Aussendungsmesse", so Pater Marcelo. Als Rektor der Gaudium Mariae-Misiones übergab er die beiden Zeichen der Misiones - den Rosenkranz und das Evangelium: den Rosenkranz legte er in den Sarg von Jere, das Evangelium gab er seiner Verlobten Mechu Aliaga, damit sie es sei, die es ihrer großen Liebe reichte; und dann sandten alle gemeinsam Jere auf seine letzten Misiones, die nie mehr enden werden. "Vom Himmel aus wird er zusammen mit der Königin, die wir mit der Krone aus Schönstatt gekrönt haben, weiterwirken und für diese Gemeinschaft und jeden Misionero auf der ganzen Welt sorgen, dass sie ihre Herzen öffnen und mit der Gottesmutter pilgern, in der ganzen Fülle ihrer Herrlichkeit."

Bei dem großen Schild am Eingang des Pater-Kentenich-Zentrums auf dem Rosenhügel war der endgültige Abschied. Warum gerade hier? Weil es Jeres Verdient ist, dass dieses Schild dort hängt. Er hatte sich beharrlich und ausdauernd dahinter geklemmt, dass es angebracht würde - und hatte selbst mit großem Eifer die Verwaltung der Finanzen dafür übernommen. Dazu eine Geschichte, die so ganz zeigt, wie Jere war. "Jere hatte so eine ganz starke Verbindung von Natur und Gnade, was so notwendig ist, um Gott aus ganzem Herzen zu lieben und zu verstehen", erzählt Pater Marcelo Gallardo. "Als der Wunsch nach einem großen Schild aufkam, hat er als erstes eine Lotterie veranstaltet. Der erste Preis sollte anziehend sein, also etwas Technisches; der zweite sollte bewundernswert sein, also etwas Spirituelles - ein großes MTA-Bild. Jetzt fehlte noch der dritte Preis. Und Jere wie aus der Pistole geschossen: ein Spanferkel! Und denen, die aus Mangel an organischem Denken nichts kapierten, erklärte er geduldig: mit diesem Preis kommt die organische Verbindung von Natur und Gnade in die Lotterie, und damit ist sie schönstättisch. Die haben vielleicht immer noch nichts kapiert, aber: es war eine echte Schönstatt-Lotterie!"

Am Schluss dankte Pater Marcelo Gallardo im eigenen Namen und dem der ganzen Jugend "der Schönstattfamilie, die uns in diesen schweren Stunden des Abschieds von einem Freund so stark begleitet hat. Das hat deutlich gezeigt, dass Jere nicht bloß zur SMJ, sondern zur Schönstattfamilie gehört hat, und uns neu und mit größerer Überzeugung als je zeigt, dass jeder zur ganzen Schönstattfamilie gehört, ganz egal, in welcher Gliederung oder Gemeinschaft er ist." Darum war ein Stern mit dem Namen "Jere" am Heiligen Abend in der Krippe im Urheiligtum.

Pater, wer war dieser Junge?

Zum Schluss drei Kommentare aus vielen, die deutlich zeigen, dass Jere jemand Besonderes war:

"Es konnte nur Jere sein, den die Gottesmutter zu sich rufen würde, wegen seinem Mut und seinem bedingungslosen Ja." (Eugenio Méndez, Leiter der Studentenbewegung in Córdoba).

"Wir müssen sorgen, dass die ganze Welt von seinem Zeugnis erfährt. Unsere Helden sind in den Büchern, aber nicht nur dort. Sie leben mitten unter uns, heute." (Eine Marienschwester).

"Pater, wer war dieser Junge? Ich habe noch nie bei einer Beerdigung von einem Nicht-Promi so viele Leute gesehen und so viele Zeichen von Liebe und tiefem Leid." (einer der Fahrer des Beerdigungsinstituts).

Das große Schild am Eingang

Weitere Zeugnisse auf der Seite der SMJ Córdoba (spanisch) :www.jmcordoba.org.ar


Top