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27. Juni 2014 | Deutschland | 

Die Seele geht zu Fuß und kommt ans Ziel


Fuß-Pilgergruppe aus Freiburg auf dem Weg durch Koblenz (Foto: Wehrle)

Fuß-Pilgergruppe aus Freiburg auf dem Weg durch Koblenz (Foto: Wehrle)

Lukas Wehrle. Vom 9. bis zum 13. Juni 2014 pilgerte eine Gruppe aus der Erzdiözese Freiburg von St. Goar nach Schönstatt. Dieser letzte Abschnitt eines langen Pilgerwegs aus dem Bistum Freiburg, der in sechs Etappen gegangen wurde, führte die Gruppe am Rhein entlang und auf dem Rhein-Burgen-Weg über Bad Salzig, Boppard, Koblenz und Urbar zum Gnadenort der Dreimal Wunderbaren Mutter. In Schönstatt feierten die Pilger einen festlichen Gottesdienst im Urheiligtum, übernachteten im Priesterhaus Berg Moriah und besuchten zum Abschluss des Pilgerweges die Anbetungskirche mit dem Grab von Pater Josef Kentenich. Erfüllt und gesegnet mit vielen schönen Erfahrungen kehrten die ca. 40 Pilger nach Hause zurück.

Ankunft der Pilgergruppe aus der Erzdiözese Freiburg in Schönstatt

Ankunft nach 6 Etappen am Ziel: dem Heiligtum der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt in Vallendar (Foto: Wehrle)

Ankunft nach 6 Etappen am Ziel: dem Heiligtum der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt in Vallendar (Foto: Wehrle)

Einige dieser Erfahrungen sind hier zusammengefasst: 

Maria ist immer dabei! (Foto: Wehrle)

Maria ist immer dabei! (Foto: Wehrle)

Gib mir zu trinken!   -  Wer gibt, wird selber reich

Das Wetter ist angenehmer zum Pilgern, als nach den heißen Pfingsttagen erwartet. Über Mittag kommt aber dann doch die Sonne und trocknet unsere Kehlen. Auf einem Bauernhof bitten wir darum, unsere Wasserflaschen füllen zu dürfen. Gerne dreht man den Wasserhahn für uns auf. Am Abend feiern wir die Eucharistie in der Bartholomäuskirche in Hirzenach. In der Tageslesung hören wir die Bitte, die Elija an die Witwe von Sarepta richtet: „Bring mir in einem Gefäß ein wenig Wasser zum trinken!“ Obwohl sie selbst wenig hat, erfüllt sie die Bitte und erlebt: Der Mehltopf wurde nicht leer und der Ölkrug versiegte nicht … Zum Pilgern gehört beides: der Mut zu bitten und der Mut zu geben. Wer großzügig gibt, den lässt Gott niemals ärmer werden. 

Bitte mehr davon – halt ein mit deinem Segen

Gegen Abend des ersten Pilgertages ziehen Wolken auf, erste dicke Tropfen fallen, sie tun uns nach einem anstrengenden Tag ganz gut. Eine Pilgerin öffnet die Hände und ruft: Ja, mehr davon! Und schon wird diese Bitte erfüllt, ein Platschregen mit entsprechendem Wind lässt uns pudelnass und trotzdem glücklich ans erste Quartier kommen. Wer bittet darf sich nicht wundern, wenn seine Bitten erhört werden.

Im Sessellift des Vertrauens

Am zweiten Tag lädt ein Sessellift ein, die Höhe zum Gedeonseck mit dem „Vierseenblick“ in einem Sessellift zu überwinden. Einige sind froh um dieses Angebot und winken erleichtert denen zu, die unter der Seilbahn zu Fuß den Berg erklimmen. Jemand erinnert an die hl. Theresia von Lisieux, die einmal davon spricht, dass das kindliche Vertrauen zum Vater doch der beste Lift im Leben ist, durch den wir mit Leichtigkeit den Berg der Vollkommenheit hinaufgelangen und Gott näher kommen können.

Kein Durchgang - Hindernisse kurz vor dem Ziel

Der dritte Pilgertag lässt uns dem Ziel schon ganz nahe kommen. An einem wunderbaren Sonnentag mit herrlich frischem Wind ziehen wir auf dem schönen Uferweg dem Rhein entlang durch Koblenz. Nach der Mittagspause am Ufer des Rhein, der uns so lange und so treu begleitet hatte, stehen wir auf einmal vor einem Sperrschild: Baumfällarbeiten. Durchgang verboten! Das Verbotsschild zwingt uns, den Uferweg früher als geplant zu verlassen. Jetzt „eiern“ wir ein wenig durch Urbar und es dauert bis wir den ursprünglichen Pilgerweg wieder unter den Füßen haben. Mit Hindernissen ist immer wieder zu rechnen, auch wenn das Ziel schon greifbar nahe ist. Hindernisse führen aber erst dann auf Umwege, wenn sie uns den Frieden, die innere Freude und das Vertrauen auf Gott nehmen.

Auf dem Pilgerweg (Foto: Wehrle)

Auf dem Pilgerweg (Foto: Wehrle)

Das Schweigen bereitet uns vor und öffnet für die Geschenke

Den letzten Kilometer gehen wir im Schweigen, jede und jeder sammelt in Stille alles und alle ein, die er mitbringen möchte. So kommen wir ganz still durch das Wambachtal Schönstatt näher. Die Schweigezeiten gehören zu den kostbarsten Pilgererfahrungen, sie öffnen für Gottes Gaben; sie machen die Seele weit und lassen die Seele ankommen.

Das Glöcklein ruft: herzlich willkommen

Mit dem Liedvers, „Lobe den Herrn meine Seele…“ ziehen wir in Schönstatt ein. Seit der ersten Etappe zur Vorbereitungen des Papstbesuches begleitet uns dieses Lied. Das kleine Glöcklein des Heiligtums antwortet mit heller Stimme: Herzlich willkommen! Die Tür ist weit geöffnet, wir werden erwartet von den beiden Rektoren des Heiligtums und der himmlischen Mutter. Ein kräftiges Te Deum kommt aus dankbaren Herzen. Für einen Moment sind wir keine Pilger mehr: wir sind daheim!

Gottesdienst im Urheiligtum, in der Gnadenkapelle in Schönstatt (Foto: Wehrle)

Gottesdienst im Urheiligtum, in der Gnadenkapelle in Schönstatt (Foto: Wehrle)

Die Seele kommt heim - ins Liebesbündnis

Im Urheiligtum feiern wir den Pilgergottesdienst, bei dem eine Mitpilgerin das Liebesbündnis schließt. Am Morgen des letzten Pilgertages hatte sie uns in einem bewegenden Zeugnis den inneren Weg zu diesem Schritt erzählt. In diesem Moment ahnen wir: Das Geheimnis des Urheiligtums findet sich im Liebesbündnis. Die Gottesmutter macht immer den ersten Schritt. Bei ihr sind wir erwartet. Sie braucht uns. Unser Pilgerweg hat uns alle auf vielen Schritten ihr näher gebracht.

Weltmeister im Pilgern

Mit dem Abschluss des Pilgerweges beginnt in Brasilien die Fußballweltmeisterschaft. Wir spüren: wir dürfen uns mit dem Erreichen des Ziels nicht zur Ruhe setzen. Nach dem Pilgern ist vor dem Pilgern. Der Weg muss weiter gehen und ein neues Turnier eröffnet werden. In der Bereitschaft, neu aufzubrechen, uns führen zu lassen von der Vorsehung Gottes und den Weg mit allen seinen Mühen für andere zu gehen, müssen wir Weltmeister werden!

Drei Überraschungspilger melden sich am letzten Tag

Es tut gut, in Schönstatt noch durchatmen zu können. Neben denen, die am Ende des Weges zur Pilgergruppe gestoßen sind, kommen nun am letzten Tag nochmals drei Pilger und melden ihr Mitgehen an. Es ist Antonius, der Tagesheilige, der schon unterwegs angeklopft hatte. Er bringt die Erfahrung mit, durch das Pilgern das zu finden, was uns am meisten gehört und doch im Alltag so leicht verloren geht: nämlich geliebtes Kind Gottes zu sein! Dann werden wir im Priesterhaus Berg Moriah am Altar aus dem KZ Dachau vom seligen Karl Leisner und seiner leidenschaftlichen Liebe zu Christus berührt. Er spricht mit seinem Lebenszeugnis davon, dass Gott immer Möglichkeiten hat, auch dort wo wir am Ende sind. Im Zeugnis von Sr. Romelia und im stillen Gebet in der Gründerkapelle begegnen wir Pater Kentenich. Mit seinem Leben bezeugt er die Realität des Liebesbündnisses: Aus einem Waisenkind, das vaterlos aufgewachsen ist, hat die Gottesmutter einen wunderbaren Vater geformt, der uns an der Hand nehmen und mit uns gehen will.

Der Weg verbindet

Immer mehr setzt sich gegen Ende unseres langen Etappenwegs die Erfahrung durch, dass aus der Pilgergruppe aus ganz unterschiedlichen Menschen, verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft eine „Pilgerfamilie“ geworden ist. Die gemeinsame Richtung im Gehen, Glauben und Beten hat uns zusammenwachsen lassen. Das ist ein Geschenk, das bleibt.

Lukas Wehrle

 


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