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18. Dezember 2013 | Worte des Bewegungsleiters | 

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit …“


Jahresmotto 2014 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Jahresmotto 2014 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung!

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit …“ haben wir in den vergangenen Wochen erneut gesungen und tun es weiter bis auf Weihnachten hin. – In einem eindrucksvollen Ritus hat bei der Eröffnungsfeier des Jubiläumsjahres der Präsident des Laienrates drei Mal an die Tür des Urheiligtums geklopft. Viele von uns haben es, wenn nicht live miterlebt, im Fernsehen mitverfolgen können. Die Tür des Heiligtums hat sich geöffnet, um alle Pilger der Jubiläumszeit einzulassen, möglichst viele Pilger aus aller Welt, welche kommen, um die Gnade des heiligen Ortes zu empfangen.

„Die Tür des Heiligtums steht offen für alle“, heißt es in unserem Weihegebet vom 19. Oktober, mit dem wir das „Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land“ geschlossen haben. –

In einem Echo, das mich auf unseren Weiheakt hin erreichte, heißt es, dieses Liebesbündnis sei ein pro­phetischer Vorgang gewesen. – Gemeint wohl: In der jetzigen Situation unseres Landes, Europas und der Welt, ist das vorbehaltlose Ja der Menschen zueinander die entscheidende Voraussetzung, um mit den gegebenen sozialen und kulturellen Spannungen hilfreich umzugehen. –

Keine Bündniskultur ohne ein solches Einholen des Göttlichen Ja zu allem, was er geschaffen hat, vor allem natürlich zum Menschen, von Ewigkeit her im göttlichen Wort erkannt und im Heiligen Geist geliebt.

Wer zog ein durch das Brandenburger Tor vor 25 Jahren?

Als vor 25 Jahren zu Weihnachten 1989 sich in Berlin das Brandenburger Tor öffnete – zentrales Symbol für Wende und Gelingen der gewaltlosen Revolution –, war bei vielen Gläubigen in Deutschland eine ge­wisse Erwartung, die Botschaft des Christentums möge neu Einzug halten in unser Land, das unterwegs war zu seiner Vereinigung im kommenden Jahr 1990. An der Stelle einer atheistischen Diktatur solle die Botschaft des Evangeliums neu aufleuchten. Wie immer eine gläubige Sicht der Ereignisse vor einem Vierteljahrhundert gegriffen hat und weiterwirkte, bleibe für den Augenblick dahingestellt. – Eines können wir jedoch mit Sicherheit sagen: Christus selbst ist in vielen Menschen gleichsam durch das Brandenburger Tor eingezogen in unser Land. Zunächst im Bemühen der Menschen aus West und Ost, aufeinander zuzugehen und mit den unterschiedlichen, gewachsenen Lebenseinstellungen zurechtzukommen, nachdem die erste Freude über den Fall der Mauer zurücktrat und der Alltag hüben und drüben sein Recht forderte. Aber nicht nur dies. In der Zwischenzeit sind nochmals viele Menschen auch aus an­deren Ländern und Kulturen zu uns gekommen.

Seit der Eröffnung des Jubiläumsjahres und unserem Liebesbündnis für alle, die sich in unserem Land aufhalten, mag gelten: Mehr noch als das Brandenburger Tor soll ihnen die Tür unseres Heiligtums of­fenstehen, gleichgültig, ob sie es kennen oder nicht. Advent und Weihnachten laden uns ein, das Lie­besbündnis für die Menschen in unserem Land zu konkretisieren. – Gerade in diesen Wochen mögen uns vor allen Dingen die Menschen nahe sein und nahekommen, an die wir ausdrücklich zu den Fest­tagen denken. Unser Austausch von Grüßen und Gaben mag uns aber auch daran erinnern, dass es in unserem Land mehr als früher so etwas gibt wie eine große Herberg-Suche, vergleichbar jener der Heili­gen Familie, die in Bethlehem ein Obdach suchte für die Geburt Christi.

Allein im vorigen Jahr sollen es ca. 1 Million Menschen gewesen sein, welche in unser Land gekommen sind – mit welchen Ursachen und Absichten auch immer. Im Sinne des „Liebesbündnisses für die Menschen …“ könnte das heißen: Wir sehen dabei nicht nur willkommene Arbeitskräfte – worauf ja in den Mitteilungen mitunter recht deutlich abgehoben wurde –: Es geht darum, in ihnen vor allem die Menschen zu sehen, die ihr „gan­zes Menschsein“ mitbringen; zum Beispiel die Flüchtlinge aus Afrika, welche über die Insel Lampedusa versuchten und es weiterhin tun, nach Europa zu kommen, um in unserem Kontinent eine neue Existenz aufzubauen.

Unsere Nachbarbewegung Sant‘Egidio würde sagen: Erst wenn wir zur Bereitschaft finden, sie an eine unserer weihnachtlichen Tafeln zu bitten, haben wir kapiert, was christliche Antwort auf die vielfältige Migration – die Völkerwanderung unserer Zeit! – bedeutet.

Weihnachtsgnaden im Jubiläumsjahr

Was immer uns in diesen Wochen beschäftigt: Wir wissen uns im Liebesbündnis mit Maria, ihrer Offen­heit für Gott und seine Pläne mit dieser Zeit und für jede Zeit, und der Bereitschaft unserer Lieben Frau im Advent, sich aller Belange der Menschen anzunehmen. –

Uns selbst, unsere Schönstattfamilie, möge sie an diesem Weihnachtsfest im Jubiläumsjahr unserer Be­wegung beschenken mit ihrer Konzentration auf das Kommen des Heilandes in unsere Welt; mit ihrer Sehnsucht nach der Erlösung des Menschen. Die Heilige Familie möge uns teilnehmen lassen an ihrer Sensibilität für alles Geheimnisvolle im Wunder der Heiligen Nacht und ihrem Umkreis: dem Kommen der Hirten und dem Lobgesang der Engel; dem Aufbrechen der drei Weisen aus dem Morgenland und dem Hinweis auf die Regierungszeit des Kaisers Augustus – die dankbare Erwähnung der momentan gewährten Zeit des Friedens im Lukas-Evangelium und dessen immer neuer Bedrohung im Fortgang der Geschichte. Ich denke, unsere weltweite Schönstattfamilie wird sich gerade zum kommenden Weih­nachtsfest und in der weihnachtlichen Festzeit stärker als sonst dem Urheiligtum zuwenden und jene Gnaden erbitten, welche unsere Familie, Kirche und Welt benötigen, damit – in je unterschiedlicher Art und Weise – das Geschenk des neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft und damit eine Neugeburt Christi sich ereignen kann.

Mit herzlichem Gruß zum Advent und zu Weihnachten vom Urheiligtum, dem Bethlehem für unsere Zeit,

Ihr
P. Dr. Lothar Penners
Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

 


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