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11. Oktober 2013 | Deutschland | 

Mit Schwester Sonne und Bruder Regen unterwegs Richtung Schönstatt


Pilger aus dem Erzbistum Freiburg auf dem Pilgerweg nach Schönstatt (Foto: Wehrle)

Pilger aus dem Erzbistum Freiburg auf dem Pilgerweg nach Schönstatt (Foto: Wehrle)

Hbre. Vom 3. bis 5. Oktober 2013 setzte eine Gruppe von ca. 30 Pilgerinnen und Pilger aus der Erzdiözese Freiburg den Pilgerweg Richtung Schönstatt fort. Die Pilger waren unterwegs von Mannheim über Worms und Alzey bis nach Ober-Hilbersheim. Von dort wird der Pilgerweg im kommenden Frühjahr fortgesetzt. In zwei weiteren Etappen will die Schönstatt-Bewegung im Erzbistum Freiburg bis Pfingsten 2014 den Pilgerweg zum Urheiligtum in Vallendar Schönstatt fortsetzen. Pfarrer Lukas Wehrle berichtet von einigen Pilgererfahrungen der zurückgelegten Etappe.

Willkommen daheim – Start mit Kaffee und Kuchen

Lukas Wehrle. Früh brechen wir auf und treffen uns beim Heiligtum in Mannheim. Ein sonniger Tag der Deutschen Einheit lädt zum Pilgern ein. Viele kennen sich bereits von früheren Wegen, andere wagen den Weg zum ersten Mal. 

Bis Mannheim waren wir im Mai gekommen, hier beginnen wir. Und so herzlich wie damals verabschiedet, werden wir jetzt willkommen geheißen. Auf dem Tisch stehen Kaffee und Kuchen. Gute Menschen sorgen dafür, dass wir uns untereinander und bei der Gottesmutter daheim fühlen, noch bevor wir aufgebrochen sind. Diese Gemeinschaft wird uns in den kommenden Tagen tragen.

Die Seele geht zu Fuß – auch auf der Autobahn

Auf der A 6 bei Sandhofen überqueren wir den Rhein Richtung Ludwigshafen – auf dem Mittelstreifen der Autobahn. Ein Rad- und Fußweg führt mitten durch die vorbeirasenden Autos. Der Kontrast könnte nicht größer sein: Die Seele geht zu Fuß, Schritt für Schritt durch die vorbeirasenden Autos. Die Pilgertage auf der lauten Autobahn, am idyllischen Rheinufer und in den romantischen Weinbergen Rheinhessens helfen uns auf jeden Fall, dass die Seele nachkommt. Zu oft wird sie im Alltag unserer Geschäftigkeit getrieben und gejagt. Jetzt darf sie zu Fuß gehen. Pilgern heißt: Zeit haben für die Seele.

Ein Altar aus Rucksäcken am Rheinufer (Foto: Wehrle)

Ein Altar aus Rucksäcken am Rheinufer (Foto: Wehrle)

Ein Altar aus Rucksäcken am Ufer des Rheins

Wir feiern die Eucharistie am Tag der deutschen Einheit. Da es am Ufer keine größeren Steine gibt, schichten wir die Rucksäcke aufeinander und bauen einen wunderschönen Altar, dem der Schmuck mit Blumen und Fahnen nicht fehlt. Unsere Rucksäcke werden zum Tisch, unsere Last zu dem Ort, an dem der Himmel die Erde berührt und Gott ganz nahe ist. Das Evangelium berichtet von der Aussendung der 72 Jünger, die nichts mitnehmen dürfen auf ihrem Weg  - außer einem, der mitpilgert, denn der Herr schickt immer zwei zusammen. Wir sind keine 72, vielleicht ungefähr die Hälfte, aber wir wollen nicht auf halbem Weg stehen bleiben; wir übergeben unsere Vorräte auf diesem Altar dem Herrn und nehmen einander an als wertvollsten Proviant für die Pilgerreise.

Der Dom zu Worms – ein Ziel, das sich sehen lässt

Das erste Tagesziel ist weithin sichtbar: der Wormser Dom. Wir sind müde an diesem ersten Abend, es war ein langer Tag. Unsere Seelen atmen auf als sich vor uns majestätisch das Ziel präsentiert und der Dom sichtbar wird. „Lobe den Herrn meine Seele und seinen heiligen Namen…“ singend ziehen wir ein und stimmen im Dom das „Großer Gott wir loben dich“ an. In der Jugendherberge finden wir ein gutes Quartier. Es tut gut, eine Herberge zu haben. Ein Ziel, das man sieht, weckt neue Kräfte und lässt die müde Seele aufatmen.

Mit Franziskus unterwegs

Am Freitagmorgen feiern wir in der Nikolauskapelle des Domes die Eucharistie am Fest des hl. Franziskus. geistig verbunden mit einem anderen Pilger, der sich an diesem Tag auf den Weg nach Assisi macht, unserem Papst Franziskus. Die Texte der Liturgie sprechen von den Wunden Christi, die wir auch im eigenen Leben finden können. Davon wird auch Papst Franziskus in Assisi sprechen. Der Wetterbericht hat Regen angekündigt. Das Wetter ist aber dann doch besser als erwartet. Wir machen uns im Geist des hl. Franziskus bereit, nicht nur die Schwester Sonne, sondern auch den Bruder Regen zu umarmen.

Einen Wunsch frei haben – Zeugnisse wecken unseren Glauben

Jeden Tag gibt jemand aus der Pilgergruppe ein kurzes Zeugnis über seinen Glauben und sein Leben aus dem Liebesbündnis. An zwei Tagen pilgert Sr. Josegund aus Mannheim mit uns, von ihr und ihrer Freundlichkeit lernen wir das „Apostolat des Grüßens“. Sie erzählt von einer Begegnung, die sie als junge Frau mit Pater Kentenich hatte. Ganz unvermittelt wurde sie von ihm gefragt: „Haben Sie einen Wunsch?“ Sie wusste damals so schnell gar keine Antwort. Auch wir lassen uns Zeit und gehen im Schweigen. Im schweigenden Pilgern wachsen unsere Wünsche und werden unsere Hoffnungen konkret. Es ist gut in Pater Kentenich einen Mitpilger zu haben, der schon am Ziel ist. Er versteht unsere Wünsche, bei ihm sind sie gut aufgehoben

Auch Bruder Regen will angenommen sein

Ein langer Pilgertag, führt uns durch wunderschöne Weinberge. Auf dem Klausenberg finden wir bei der Michaelskapelle einen einladenden Rastplatz. Am Abend sind wir bei der Ankunft in Alzey alle recht müde. Gott sei Dank haben wir diesmal einen Kleinbus dabei, der es möglich macht, dass Einzelne ein Stück „Pilgerfahrt“ machen können. In der Nacht schon meldet sich der Bruder Regen und wartet auf die „Umarmung“ durch die Pilger. Und er weicht den ganzen Tag nicht mehr aus dieser Umarmung. Es scheint, als wolle uns der hl. Franziskus etwas vermitteln von der vollkommenen Freude. Es bleibt uns keine Wahl: der Regen muss angenommen werden. Erst wenn er angenommen ist, kann er zum Bruder werden.

"Die Seele geht zu Fuß": Panoramablicke (Foto: Wehrle)

"Die Seele geht zu Fuß": Panoramablicke (Foto: Wehrle)

Wunschkonzert im Regen – singen hilft weiter

Irgendwann, als die Nässe auch von den Füßen her langsam nach oben steigt, macht jemand  den Vorschlag für ein Wunschkonzert unterwegs. Lieder werden angestimmt, Strophen dazu gedichtet, mitgesungen so gut es eben geht… „Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte, die du geschaffen durch dein Allmachtswort…dann jauchzt mein Herz dir großer Herrscher zu, wie groß bist du…“ Ja, singen hilft weiter und hilft uns, auch bei Regenwetter das Schöne nicht aus den Augen zu verlieren.

Das Auge Gottes – „Vorsehung“ konkret

Wir machen Mittagsrast. Denn diesem Tag wird sie besonders ersehnt. In der Vorplanung hatte sich ergeben, dass wir uns in einem Weingut niederlassen können, wo es nicht nur einen guten Wein, sondern auch einen heißen Kaffee gibt. Wie aufmerksam hatte Gott vorgesorgt, wir hätten draußen kein trockenes Plätzchen gefunden. Der Weingutbesitzer zeigt uns voller Stolz die evangelische Kirche des Ortes, die – wie er sagt - etwas ganz Besonders zeigt: ein großes Auge Gottes über dem Altar. Gott schaut liebevoll auf uns, auch wenn es regnet. Er sieht immer voraus, er sieht vor. Seine Vorsehung macht keine Fehler.

Menschen am Weg  -  jeder wird geführt

Immer wieder treffen wir Menschen am Weg, die neugierig sind, oder berührt von dem was wir tun: den Fernfahrer, der am 3. Oktober Ruhepause hat und sich zum Gottesdienst am Rheinufer dazu gesellt; den alten Mann, der am Weg steht und dem die Tränen kommen beim Blick aufs Pilgerheiligtum, er war schon oft in Schönstatt und freut sich über diese Begegnung; den Besitzer des Weinguts, der uns voller Freude seine Kirche zeigt, auch wenn er kein großer Kirchgänger ist. Wir spüren, jeder hat seinen eigenen Weg, jeder wird geführt.

Die Jünger kehren zurück und feiern Erntedank

Wir sind froh, unser Etappenziel erreicht zu haben und feiern zum Abschluss in Ober-Hilbersheim die hl. Messe. Das Tagesevangelium erzählt von den 72 Jüngern, die zurückkehren und berichten, was sie unterwegs erlebt haben. Der Erntealtar der Kirche lädt ein, auch den Erntedank unseres Pilgerweges zu feiern. Wir legen auf den Altar nochmals alle Anliegen, die wir mitgetragen und für die wir gegangen sind. Sie alle kommen dann, wenn wir beim Urheiligtum ankommen, in den Krug. Auf dem Heimweg im warmen Reisebus tragen wir unsere Dankbarkeit zusammen. Bewegende Zeugnisse machen nochmals deutlich, wie kostbar es ist, dass wir einander haben, unseren Glauben teilen können und einander Weggefährten sind auf dem Pilgerweg des Glaubens. Wir  bringen unseren Dank vor den, der uns führt und bei Sonne und Regen für uns sorgt.

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