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18. September 2013 | Worte des Bewegungsleiters | 

An die Schwelle treten …


Jahresmotto 2013 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Jahresmotto 2013 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung!

In diesem Monat werden hier in Ur-Schönstatt wiederum viele Menschen von fern und nah um den 15. September herum die Gründerkapelle besuchen und besinnlich verweilen an dem Ort, an dem Pater Kentenich die Schwelle zur Ewigkeit betrat und sich für ihn persönlich das Motto einlöste: Heimwärts zum Vater geht unser Weg. – („Muss man nicht knien, wo ein Herz seine letzte Richtung findet“, heißt es in einem der Dichtwerke Reinhold Schneiders.)

Jenseitsgerichtet – diesseitsmächtig, hat Pater Kentenich unter anderem das katholische Menschenbild gekennzeichnet in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, für diese Umbruchszeit überhaupt.

An die Schwelle der Jubiläumszeit treten …

An die Schwelle treten, liebe Schönstattfamilie, dürfen auch wir, wenn wir zur Bündnisfeier in diesem Monat September zusammenkommen. Denn diese Bündnisfeier ist die letzte vor der Eröffnung des Jubiläumsjahres am 18. Oktober 2013.

Wenn es stimmt, dass unsere Jubiläumszeit dadurch gekennzeichnet ist, dass wir mit einem besonders geöffneten Himmel rechnen dürfen, dann betreten wir in diesen Wochen gleichsam eine innergeschichtliche Schwelle, welche aber in gleicher Weise ermöglichen will, dass erneut „der Himmel die Erde berührt“ (Pater Kentenich).

„Mensch an der Schwelle“

„Mensch an der Schwelle“, damit meinte Rudolf Schwarz, einer der großen Kirchenbaumeister des 20. Jahrhunderts, die Bestimmung des Menschen, immer neu an den Rand der Ewigkeit zu treten, und er fasste sein Lebenswerk als Architekt und Baumeister als Dienst auf, durch die von ihm entworfenen Kirchen und Kapellen dem Menschen zu ermöglichen, die Schwelle der Ewigkeit immer neu aufzusuchen und gerne zu betreten.

Das Liebesbündnis – Schwelle zum andern …

An die Schwelle treten dürfen wir als Schönstatt-Bewegung nicht nur im Blick auf die Jubiläumszeit, sondern auch, wenn wir das Liebesbündnis schließen für die Menschen in unserem Land. Wir lassen uns vom „Himmel“ gleichsam die Menschen geben, auf die uns Gott und die Gottesmutter aufmerksam machen, um sie mit den Augen Gottes sehen zu lernen (und darum „groß“), um so ein Gespür geschenkt zu bekommen, worin ihnen die mütterliche Zuwendung Mariens hilfreich sein kann. Dass wir für sie das Liebesbündnis mit der Gottesmutter Maria schließen, hängt sicher mit unserer Glaubenserfahrung als Schönstatt-Bewegung zusammen, in welcher sich das Liebesbündnis mit ihr als wirksame Kontaktstelle zwischen Diesseits und Jenseits erwiesen hat.

Unsere sich abzeichnende Pilgerbewegung, quer durch die verschiedenen Regionen Deutschlands Menschen einzuladen und mitzunehmen auf einem elementaren Glaubensweg, hat auch etwas mit dem Schwellenmotiv zu tun. Wer mit uns aufbricht, tritt über die Schwelle seines regulären Alltagslebens in ein vielleicht größtenteils neues Miteinander ein; aktiviert seine Bereitschaft aufzubrechen, um sich auf den Weg zu machen, die Nähe Gottes und Mariens in ihren Heiligtümern zu suchen und letztlich vorzustoßen zum Gott seines Lebens und seiner Lebensgeschichte.

Welt an der Schwelle

Das Motiv von der Schwelle begegnet uns in dieser Zeit gerade auch im Raum von Wirtschaft und Politik. Wir hören (und sprechen) von „Schwellenländern“, Länder, welche dabei sind, die herkömmlichen Industrieländer einzuholen und ihre inzwischen gewachsene Wirtschaftskapazität ins internationale Kräftespiel einzubringen. Wir wissen, dass aus den sogenannten G8 in der Zwischenzeit G20 geworden sind, zu denen insbesondere die Gruppe der sogenannten „BRICS“ (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) gehören, welche dabei sind, die wirtschaftliche und politische Entwicklung immer mehr mitzusteuern und die globale Weltentwicklung mitzubestimmen, wiederum ein Zeichen dafür, dass sich neue Horizonte aufgetan haben für die Menschheitsfamilie bei der Überfahrt an neue Ufer.

Nochmals: „Schönstatt“ an der Schwelle?!

Vor uns liegt nicht nur die Jubiläumszeit, sondern mit ihr der Beginn des zweiten Jahrhunderts seit der Gründung unserer Familie. – Mitunter frage ich mich, ob wir bislang dazu gekommen sind, gerade diese Schwelle miteinander in genügender Weise auf uns wirken zu lassen. Oder aber, ob uns die Planung und Durchführung unserer Jubiläumsveranstaltungen teilweise den Atem nehmen (gut dass sie mit erfülltem Tempo vorangehen!). Sicher dürfen wir damit rechnen: Je mehr uns die innere Einstellung und ein guter äußerer Verlauf unserer Feiern gelingt, dürfen wir damit den besten Start auch für den Beginn des zweiten Jahrhunderts schaffen.

Aus der Geschichte des Jesuitenordens ist bekannt, dass die Gemeinschaft des heiligen Ignatius im zweiten Jahrhundert ihres Bestehens nicht jene Kraft entfalten und Fruchtbarkeit gewinnen konnte, welche ihr im ersten Jahrhundert geschenkt wurden. So heißt es, dass sie sich in den ersten Jahrzehnten engagierter und fruchtbarer mit den Zeitherausforderungen auseinandergesetzt haben, als es in der darauffolgenden Zeit gelungen ist.

Was auf unsere Schönstattfamilie, landesweit und international im Einzelnen zukommt, werden wir nur im Mitgehen mit dem Vorgehen der Vorsehung Schritt für Schritt erkennen dürfen. Was sich indessen bereits jetzt abzeichnet: Nachdem in verschiedenen Regionen der Erde die Einwurzelung Schönstatts in einzelnen Ländern und Kontinenten im Vordergrund stand (was nach wie vor im Werden begriffen ist), wird nicht zuletzt gerade auf die Frage hinauslaufen, wie wir zu gemeinsamen global wirksamen Akzenten gelangen. – Programmatisch sprechen wir von „Bündniskultur“. Wie diese lokal und global im Einzelnen aussehen mag, wird zu erarbeiten sein. – Unsere bisherigen Erfahrungen und Projekte werden unsere fünf Zelte in den Wochen um den Oktober 2014 widerspiegeln!

Mit herzlichen Grüßen von der Schwelle des Urheiligtums,

Ihr
P. Dr. Lothar Penners
Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

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