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27. Mai 2013 | Deutschland | 

Die Seele geht zu Fuß – Von Karlsruhe über Speyer und Mannheim Richtung Schönstatt


Auf dem Pilgerweg aus der Erzdiözese Freiburg nach Schönstatt (Foto: L.W.)

Auf dem Pilgerweg aus der Erzdiözese Freiburg nach Schönstatt (Foto: L.W.)

Lukas Wehrle. Vom 21. bis zum 24. Mai 2013 führte die erste Pilgeretappe auf dem Pilgerweg nach Schönstatt von Karlsruhe über Waghäusel und Speyer zum Schönstatt-Heiligtum nach Mannheim. Es trafen sich am ersten Morgen ca. 30 Pilger, die die gesamte Strecke mitgepilgert sind, dazu kamen täglich einige Tagespilger. Mit einer kurzen Statio im Diözesanheiligtum in Oberkirch begann unser Unternehmen. Ein Bus brachte die Pilger nach Karlsruhe, wo wir im Heiligtum der Vaterliebe uns unter den Segen des Vaters stellten. In Friedrichstal verließen wir den bequemen Reisebus und ab dann ging die Seele zu Fuß… In Speyer trafen wir mit der Pilgergruppe aus Herxheim zusammen und sind einen Tag gemeinsam gewandert. In Altrip brachte uns die Fähre über den Rhein, von dort führte der Weg am vierten Pilgertag nach Mannheim Gartenstadt zum Heiligtum. Hier einige Pilgererlebnisse.

„ER wird deine Wege ebnen…“

Beim Aufbruch am Morgen des Pfingstdienstags ist im Heiligtum schon alles für die hl. Messe gerichtet. Aus dem aufgeschlagenen Lektionar kommen uns die Worte der Tageslesung entgegen: „Mein Sohn, wenn du dem Herrn dienen willst, dann mach dich auf Prüfungen gefasst … Vertrau auf Gott, er wird dir helfen, hoffe auf ihn, er wird deine Wege ebnen“ (Sir 2,1f.). Mit dieser schönen Zusage beginnen wir den Weg und steigen zunächst in den Bus. Das Vertrauen wird uns die kommenden Tage begleiten und tragen. Wer vertraut, findet den Weg und wird in Prüfungen den Mut nicht verlieren. Pilgerwege sind immer eine Vertrauensschule.

Eucharistiefeier unterwegs in der freien Natur (Foto: L.W.)

Eucharistiefeier unterwegs in der freien Natur (Foto: L.W.)

Immer noch gut genug für einen Baustein im Altar Gottes

Unterwegs feiern wir am ersten Pilgertag am Weg die Eucharistie. Herrliche Laubbäume beschatten uns, Gottes „grüne Kathedrale“ ist wunderbar. Den Altar bauen und schmücken wir miteinander. Außer morschen Baumstümpfen und Ästen ist nicht viel zu finden. Aber sie sind immer noch tauglich, um in einen Altar eingebaut zu werden. Geschmückt sieht dieser Altar würdevoll und schön aus. Er ist uns eine Predigt in dieser Feier: Es gibt nichts, was nicht noch in den Altar eingebaut werden kann. Der Herr nimmt auch das an, was morsch ist und macht es zu einem Ort, an dem er sich selbst uns schenkt.

Die Seele fährt nicht im ICE

Unser Weg führt weite Strecken entlang an der Bahnlinie. Immer wieder wird das Reden, Singen und das Schweigen vom den durchrauschenden Zügen unterbrochen. Wir aber gehen zu Fuß, Schritt für Schritt. Viel langsamer als der ICE, aber so, dass die Seele nachkommt. Gott lässt uns diese Zeit, wir dürfen Schritt für Schritt gehen, an Wegkreuzungen stehen und Ausschau halten, wir dürfen uns Pausen gönnen und auch mal die Seele baumeln lassen. Wer weiß, wer früher ankommt, der ICE oder der Pilger …

Impulse unterwegs (Foto: L.W.)

Impulse unterwegs (Foto: L.W.)

Aufgenommen vom „gütigen und wagemutigen Herzen“

Das erste Tagesziel heißt Waghäusel, der Wallfahrtsort zur „Mutter mit dem gütigen Herzen“ und das Kloster der Brüder vom „Gemeinsamen Leben“. Das „gütige Herz“ bekommen wir sofort zu spüren: Da sind Menschen, die uns in Kirche und Kloster herzlich willkommen heißen, uns ein köstliches warmes Abendessen bereiten und die Herberge organisieren. Einige finden Platz im Kloster, andere übernachten im Hotel. Es taucht die Frage auf: Welche Unterkunft hat die meisten Sterne? Die „Klosterpilger“ sind sich einig und antworten mit einem Lied: „Me(h)erstern ich dich grüße…“ Das Herz der Gottesmutter ist die beste Herberge, es hat die meisten Sterne… Pater Stefan, ein Mitpilger bei früheren Pilgerwegen, erzählt uns von den Ursprüngen der Wallfahrt: Ein Schäfer habe bei einem Gewitter eine Stimme aus einem Baum gehört und dort eine Marienfigur gefunden, die ihm zurief: Wage es, wage es! Der Titel, „Mutter mit dem gütigen Herzen“ ist aus der Erfahrung der Pilger herausgewachsen. Das können wir nur bestätigen. Das gütige Herz der Mutter schlägt in guten Menschen. Ihre Güte zeigt sich darin, dass sie uns zutraut, aufzubrechen und weiterzugehen.

Am Dom zu Speyer (Foto: L.W.)

Am Dom zu Speyer (Foto: L.W.)

Unerwartete Geschenke im Schatten des Domes

Singend ziehen wir in den mächtigen Kaiserdom von Speyer ein. In ihm hat einst Bernhard von Clairvaux dem „Salve Regina“ den Satz hinzugefügt: „O clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria!“ (O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria). Unerwartet treffen wir auf Bekannte, ein Bischof aus Südafrika gibt uns den Segen. Auch wenn ein kalter Wind um den Dom pfeift, erleben wir in seinem Schatten wunderbare Geschenke: Die Begegnung mit dem Lebenszeugnis von Edith Stein im nahegelegenen Magdalenenkloster. Eine der Schwestern erzählt von ihrem Leben in Speyer, wir betreten ehrfürchtig ihr Zimmer, wo uns die Schwester eine Strophe vorbetet von „Ich weiß, dass du mein Vater bist…“ Zum Schluss singen wir voller Dankbarkeit miteinander in der Klosterkirche das „Großer Gott“. Zu den unerwarteten Geschenken kommt am Abend die Nachricht, dass die Pallottiner das Urheiligtum, das ja das Ziel unseres Weges ist, zum Jubiläum der Schönstatt-Bewegung schenken wollen. Unser Pilgerziel ist auf einmal ganz nahe gekommen. Zum dritten Mal singen wir an diesem Abend „Großer Gott, wir loben dich!“

Pfälzer und Badener - eine erfolgreiche Mischung

In Speyer treffen wir mit den Pilgern aus Herxheim zusammen. Am Abend sitzen wir gemeinsam im Priesterseminar, sammeln unsere Erfahrungen ein und beschenken einander damit. Die Speyerer bewundern an uns die gute Organisation und Vorbereitung des Weges, wir dagegen kommen auf dem Pilgerweg in den Genuss von Kaffee nach Wahl aus einem Speyerer Rucksack und genießen die Fröhlichkeit und die Musik unserer Mitpilger. Auch wenn das „Badnerlied“ anders klingt als die „Pälzer Krischer“, wir ergänzen uns bestens, miteinander sind wir ein erfolgreiches Pilgerteam.

Altrip: Die benediktinische Gastfreundschaft ist geblieben

Am Nachmittag des dritten Pilgertages holt uns erstmals so richtig der Regen ein. Betend ist er aber ganz gut zu ertragen. Wir lassen uns die gute Laune nicht nehmen. In Altrip angekommen wartet eine Überraschung: Michael Hergl, der dort früher einmal Pfarrer war, führt uns geradewegs zu einer Familie, die Wohnzimmer und Garage geöffnet hat, und uns bewirtet mit Kaffee und Kuchen und besten Pilgerschnäpsen. Hier, wo einst Regino geboren wurde, der spätere Abt des Klosters Prüm, finden wir zwar keine Klostermauern, dafür aber etwas von der benediktinischen Gastfreundschaft, die allen gut tut.

Am Ufer erwartet

Der letzte Pilgertag beginnt mit einem besonderen Erlebnis: Nach dem Morgenlob setzen wir den Weg auf der Rheinfähre fort, die uns an das andere Rheinufer hinüberbringt. Am Ufer werden wir erwartet: Ortskundige Pilger aus der Schönstattbewegung von Mannheim nehmen uns in Empfang und führen die Gruppe sicher durch die Stadt. Bis dahin eher seltene Sonnenstrahlen heißen uns willkommen, und nach der letzten Kurve Richtung Heiligtum läutet uns das kleine Glöckchen die Worte der Gottesmutter ins Herz: „Ihr seid angekommen und werdet erwartet. Schön, dass ihr da seid!“ Die Schönstattfamilie von Mannheim übersetzt diese Botschaft: sie verwöhnt die Pilger mit einem schön gerichteten und herzhaften Imbiss.

Bereits beim Abschied melden sich die ersten für die nächste Pilgeretappe vom 3. bis 5 Oktober 2013 an.


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