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18. April 2013 | Worte des Bewegungsleiters | 

Licht und Wärme der österlichen Sonne zu den Menschen tragen


Jahresmotto 2013 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Jahresmotto 2013 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung!

den Leitartikel für den Bündnisbrief April diesen Jahres schreibe ich in einem für unsere Kirche bewegenden Zeitpunkt: den des Rücktritts von Papst Benedikt XVI. und dem Beginn des Konklaves zur Wahl des neuen Papstes, dessen Namen wir alle kennen dürften, wenn wir zur Bündnisfeier kommen oder uns darauf vorbereiten. Diese Zwischenzeit erinnert mich in nachhaltiger Weise daran, dass wir in der Gemeinschaft der Kirche immer aufs Neue das Pascha-Mysterium Jesu, das Geheimnis von Tod und Auferstehung, auf originelle Weise nachvollziehen dürfen.

Österliche Hoffnung nötig

Der jetzige Zeitpunkt lässt mich besonders an das Geheimnis des Karsamstags denken: Das Weizenkorn ist in den Acker des Reiches Gottes gefallen – Benedikt XVI., der sich kräftemäßig für das Leben der Kirche verzehrt hat und nun betend in der Zurückgezogenheit seines neues Status seinem persönlichen Ostermorgen entgegengeht …

… Die Wahl eines neuen Papstes, dem wir uns als Volk Gottes für eine neue Etappe unseres geschichtlichen Weges anvertrauen in der Hoffnung, dass es mit der Kirche österlich weitergeht. Ja: die Lage unserer Kirche in der weiten Welt und nicht minder der Kirche in Deutschland – in beidem braucht es österliche Hoffnung.

Von Licht und Wärme durchflutet

Für mich verbindet sich diese immer wieder mit einem Bild von Andreas Felger. Es zeigt eine Grabkammer, eher breit angelegt, sodass man einen Leichnam gleichsam waagerecht hineinlegen kann. Sie ist leer, man sieht eigentlich „nichts“, aber sie ist ganz erfüllt von einer intensiven Helle, einem weiß-gold-farbenen Licht, wie wenn der Engel der Auferstehung sie gerade betreten würde oder sie im Moment verlassen hätte. Der Engel der Auferstehung, dem die Frauen begegnen durften und der ihnen versicherte: Er ist nicht hier, er lebt und geht euch voraus nach Galiläa. Das Bild der lichtdurchfluteten Grabkammer von Andreas Felger erinnert mich an das Zeugnis Pater Kentenichs während seiner Haft im Koblenzer „Karmel“. Er bekennt: In seiner Gefängniszelle sei so viel Licht und Wärme, dass er davon reichlich weiterschenken könne; gedacht sowohl an den ein oder anderen Mitgefangenen wie an Menschen draußen, mit denen er sich nach wie vor eng verbunden weiß.

Ein Heiligtum unbesiegbaren Lichtes und Leben weckender Wärme

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Schwestern und Brüder bei der Bündnisfeier, wir stehen als Gesamtfamilie im Jahr der apostolischen Strömung. Unser Motto: „Geht, ich sende euch“, ist zutiefst ein Wort, das aus dem Mund des Auferstandenen an unser Ohr und unser Herz dringen will. Es setzt voraus: Der Morgen des Auferstehungstages macht aus einer moderigen Grabkammer ein Heiligtum unbesiegbaren Lichtes und Leben weckender Wärme. –

Darf und kann das nicht gerade gelten von unseren Herzensheiligtümern? Das Herz des Menschen: „Grab seines müden Ersterbens und Fokus aller Erneuerung und Auferstehung“. Es scheint mir wichtig, dass wir das Doppelgeheimnis von Tod und Auferstehung, Karfreitag und Ostern nicht zeitlich voneinander trennen. Immer gehören sowohl die Untergänge wie auch Neuanfänge zu unserem menschlichen Weg als Einzelne und dem Weg der Geschichte im Ganzen. Aber der österliche Sieg Christi, seine Heimkehr zum Vater und sein Aufgenommensein in die Herrlichkeit Gottes sind das Entscheidende, stärkere Moment. Im „Stirb und Werde“ des Pascha-Mysteriums handelt es sich um mehr als ein abwechselndes Auf und Ab diesseitiger Geschichte. Das Licht des Ostermorgens ist das frühe Leuchten des Ewigen über unserer vergänglichen Welt.

Hören wir deswegen in diesen Wochen und künftig das Wort Jesu: „Geht, ich sende euch“ gerade auch aus dem Munde dessen, dem nunmehr die oberste Leitung der Kirche anvertraut ist. Es mag noch eine gute Weile dauern, bis wir ein ausdrückliches Wort des neuen Papstes vernehmen und Begegnungen mit Vertretern unserer Kirche in Deutschland, Bischöfen und Laien, sich ereignen mögen. In jedem Fall dürfen wir uns gesandt wissen mit dem Weisungswort des Auferstandenen in die Situation in unserer Kirche hierzulande.

Heiligtumserfahrung weitergeben

Mit dem Motiv aus dem Leben Pater Kentenichs gesagt: Als seine Gründung geht es darum, Licht und Wärme unserer Heiligtumserfahrung weiterzugeben an unsere Kirche, unsere Mitchristen und Gemeinden. 

  • Wir nehmen in diesen Jahren insbesondere wahr, dass eine jahrhundertelange soziale Struktur unserer Kirche nicht nur zu Ende geht, sondern bereits zu Ende gegangen ist, wie es vor einiger Zeit Bischof Genn von Münster auf den Punkt gebracht hat; eine Struktur, in der „Kirche“ flächendeckend in Stadt und Land, in jedem Dorf und Wohngebiet antreffbar ist. Dies war die Frucht einer Evangelisierung, welche zumeist weit über 1.000 Jahre zuvor stattgefunden hat und nun zu Ende gegangen ist.          
    Dies bedeutet unter anderem, dass die Kirche ortsbezogen bleibt, aber nicht mehr ausschließlich ortsbezogen leben kann. Es bedeutet wohl auch, dass in ihr, der Kirche, nicht alles mehr einheitlich geregelt werden kann und vielleicht auch soll. Wenn wir als Schönstattfamilie in den letzten Jahrzehnten, nicht zuletzt in den Jahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, von der „Kirche am neuen Ufer“ gesprochen haben: um diese Kirche geht es heute – mit einem Mehr an Beweglichkeit und Bewegung, von Pluralität und Dezentralisierung; von hierarchischer Leitung (von oben!) und charismatischer Inspiration (von unten!). Letzteres selbstverständlich in einem vertrauensvollen und solidarischen Zusammenwirken von „Amt“ und Lebensaufbrüchen.
  • Tragen wir das Licht und die Wärme der österlichen Sonne zu den Menschen unserer Umgebung. Wir machen uns ja auf, das Liebesbündnis für sie zu schließen und zu einem Bündnis mit ihnen werden zu lassen: zu einem Miteinander mit jenen, mit denen wir tagtäglich zusammenleben und -arbeiten, mit denen, die punktuell oder dauernd unsere Solidarität brauchen: Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, Anteilnahme und Weggemeinschaft suchen …
  • Lassen wir Licht und Wärme unserer österlichen Heiligtümer einfließen in die Verrichtungen unseres Alltags, seiner grauen Stunden der Pflicht, der Ermüdung und der Bewältigung scheinbarer Sinnlosigkeiten; Minuten und Stunden flacher Information oder schmeichlerischer Unterhaltung und aufdringlicher Werbung und Beeinflussung; immer wieder sich ereignender geschickter Manipulation und Meinungsmache im Raum wirtschaftlicher und politischer Interessen; gezielter Einschüchterung und versuchter Zurückdrängung genuin menschlicher und christlicher Grundwerte … Mögen in dieser österlichen Zeit und darüber hinaus immer wieder bei uns allen „Fesseln“ von Ängstigung, Initiativlosigkeit und Verzagtheit „fallen“, wie es im österlichen Lied unserer Familie („Die Fesseln sind gefallen …“) heißt.

Mit herzlichem Gruß vom Urheiligtum aus,

Ihr

P. Dr. Lothar Penners

Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland


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