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18. Januar 2013 | Worte des Bewegungsleiters | 

Als Christen hineingezogen in den Lebens- und Arbeitsstrom Jesu


Jahresmotto 2013 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Jahresmotto 2013 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Bewegung!

Ein neues Jahr hat begonnen ...Wie seit alters her mögen die frommen Westfalen sich an seinem Beginn zugerufen haben: Glückselig Neujahr! Sie brachten damit zum Ausdruck, dass das neue Jahr „Glück“ bringen möge, aber auch Seligkeit, das heißt: Es möge gerade auch ein Jahr der Gnade werden!
Im Sinne des apostolischen Jahres, das wir als internationale Schönstattfamilie begehen, könnte das heißen: Möge es nicht nur ein gutes Jahr werden, sondern auch ein Jahr, in dem das Bemühen um die Weitergabe des Glaubens Spuren des Gelingens trägt.

Ich möchte Sie einladen, im Umkreis der Feste von Epiphanie und Taufe Jesu unser Jahresmotto: „Geht – ich sende euch“ besonders zu betrachten im Licht des Christusgeheimnisses.

Bundes-Worte – Bundes-Zeichen

Alle Sendungen des Alten und Neuen Bundes sind ja zusammengefasst in der Sendung Christi durch den ewigen Vater, welche zutiefst das innere Einverständnis Jesu selbst voraussetzt: „Siehe, ich komme, deinen Willen zu tun“ (vgl. Hebr 10,7); die Bereitschaft Jesu, ganz Wort des Vaters zu sein und Zeichen seiner Liebe.

Lassen Sie uns hier bereits innehalten und uns fragen, was es für uns bedeuten kann: Wort sein – Zeichen sein?

Im Sinne unserer Bündnisspiritualität können wir sagen: Es gibt Bundes-Worte und Bundes-Zeichen. Ich denke dabei nicht nur an den „gehobenen“ Bereich der Sakramente unseres Glaubens, sondern auch gerade an den religiösen Alltag. Es gibt Worte der Bundesgeschichte, die mit uns gehen und die wir auch anderen mitteilen. Ich denke etwa an die kleine Formel, welche nach der biblischen Botschaft über die Jahrhunderte hinweg immer wieder einzelnen Menschen zugesprochen wurde: „Der Herr ist mit dir“ oder „Der Herr war mit dir“. Das Wort des Engels an Maria, um bei ihrer Gestalt stehen zu bleiben, wird in ihr ein tiefes Echo geweckt haben. Aus der Zusage des Engels: „Der Herr ist mit dir“ wird sie immer mehr und tiefer die persönliche Anrede herausgehört haben: Tecum sum – „Ich“ bin mit dir. (Nebenbei gesagt: Dieses Tecum lebte offensichtlich sehr tief auch im religiösen Empfinden Pater Kentenichs, und er hat es als verinnerlichte Umsetzung der biblischen Botschaft weitergeschenkt.)

Persönlich erinnere ich mich in diesem Zusammenhang gerne an eine besonders eindrückliche Predigt, in der es immer wieder geheißen hat: „Es geht einer mit bei Tag und bei Nacht!“ Das „Tecum“ – ein Bundeswort! Ich denke in diesem Zusammenhang auch gern an das Wort, das Papst Benedikt XVI. bei seiner Amtseinführung gesagt und seitdem vielen Menschen erschlossen hat: „Wer glaubt, ist nie allein.“ – Wer einem anderen auf dem Weg ins Krankenhaus, einer Prüfung oder sonst einem schwierigen Gang sagt: Du bist oder gehst nicht allein, sagt mit dieser Wendung nicht nur ein Wort, sondern setzt auch schon ein Zeichen. Im Grunde will man vielleicht sagen: Ich kann jetzt nicht für dich gehen, aber ich gehe ein Stück weit mit. Über die geäußerte Überzeugung wird aus einem solchen Wort in etwa schon ein Bundeszeichen.

Ob uns zum gegebenen Augenblick das rechte Wort einfällt, ein echt menschliches, das heißt einfühlsames Wort, das aber auch ein Wort des Glaubens sein will und kann, hängt wesentlich damit zusammen, ob in uns ein gewisses Bündnis-Bewusstsein lebt und sich deswegen auch spontan äußern kann; ja, ob unser Bündnis-Bewusstsein – und darauf kommt es uns ja in diesem Jahr besonders an! – zum Sendungsbewusstsein geworden ist und als solches „funktioniert“.

Wir schauen auf Jesus, den der Vater gesandt hat

Von hier aus legt es sich im Rückblick auf die weihnachtliche Festzeit nahe, auf das Geheimnis Christi zu schauen, wie es sich in den Ereignissen der Epiphanie und der Taufe Christi am Jordan zeigt. Mit der altgriechischen Welt spricht die christliche Liturgie von der „Erscheinung“ des Herrn! Erscheinen und Erscheinung – ein für die Alten ganz gefülltes Wort. Im Blick auf die Welt des Glaubens soll darin zum Ausdruck kommen: Es geht zentral nicht nur darum, ob es Gott und Göttliches gibt, ob Gott in der Welt erscheint und damit erfahrbar werden kann. Von daher verbanden sich mit dem Fest Epiphanie vor allen Dingen die Begebenheiten: Besuch der drei Weisen, Taufe Jesu am Jordan und Hochzeit zu Kana. Gerade in diesen drei Begebenheiten sei das Geheimnis Gottes im Leben Christi aufgestrahlt.

Wenn heute immer wieder die Frage nach der religiösen Erfahrung gestellt und das gläubige Innewerden der Nähe Gottes gesucht wird, spüren wir, dass in der alten Bezeichnung von der Erscheinung Christi in ihrer Bedeutung für die gesamte Welt auch etwas Heutiges anklingt und an unser Ohr dringen will. Unsere Sendung als Christen besteht zentral darin, besorgt zu sein, dass Gott uns auch heute seine Spuren aufleuchten lassen kann in den Herzen der Menschen und im Geschehen der Zeit. Und dazu braucht er Zeugen und Werkzeuge, die dafür wach sind.

Aber nun zum Geheimnis Christi selbst! In dieser Hinsicht wird auch nochmals verständlich (und notwendig!), dass Jesus selbst nichts anderes sein wollte, als radikal transparent für die Güte, Weisheit und Macht des ewigen Vaters: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30).

 

Dieses Einheitsbewusstsein Christi mit dem Vater ist der Grund seines Sendungsbewusstseins, das ihn ganz ausfüllt. Es gibt bei Jesus kein anderes Interesse als das: „Zu uns komme dein Reich“, das Kommen der Herrschaft des Vaters. Er hat gleichsam kein Sendungsbewusstsein, sondern ist in gewisser Weise eins mit seiner Sendung.

Bei der Taufe Jesu am Jordan kommt zum Ausdruck, dass Jesus sozusagen hineingetaucht und „getauft“ wurde in dieses tiefgreifende Sendungsbewusstsein, in die „hirn- und herzverzehrende“ Hingabe an seinen Auftrag! Die Wortprägung hirn- und herzverzehrende Hingabe habe ich vor längerer Zeit bezeichnenderweise aufgenommen in einem Text Pater Kentenichs, in welchem es zunächst um dessen eigenes Existenzgefühl geht: jemand sein zu dürfen (und zu sollen!), der bis zu einem gewissen Grade ganz eins war mit seinem Auftrag – im Vergleich mit dem existenziellen Bewusstsein Christi selbstverständlich auf endlos niederer Ebene als das bei Christus selbst der Fall war.

Jesu „Wesen“ auch als Mensch war ganz erfüllt und getragen von seiner Sohnschaft dem ewigen Vater gegenüber. Aber in dieser Sohnschaft wusste sich Jesus nicht nur geliebt und getragen, sondern zutiefst auch gesandt. Dass es so etwas geben kann wie hirn- und herzverzehrende Hingabe – die Existenzweise Jesu Christi! –, ohne dabei ein menschlich verkürztes oder verkümmertes Dasein zu fristen, ist mir neu deutlich geworden an der Gestalt Pater Kentenichs. Er hat immer wieder darauf hingewiesen, dass wir als Christen hineingezogen werden in den Lebens- und Arbeitsstrom Jesu, in das Geheimnis, aus dem er schöpft, und den Auftrag, den er erhalten hat. Seine Sendung, die aus nichts anderem besteht, als für seine Sendung zu leben und zu arbeiten, nicht zuletzt auch zu leiden nach dem Plan des Vaters.

Die hinter uns liegenden Festgeheimnisse Christi schenken uns eine Besinnung auf das, woraus wir leben, wofür wir in diesem Jahr „schaffen“ und was wir im Sinne unserer persönlichen Aufgaben auch auf uns nehmen dürfen.

Jesus selbst ist es, der uns zuruft: Geht, ich sende euch – wer glaubt, ist nie allein; ihm ist die Gemeinschaft geschenkt und er darf mithelfen, Weggemeinschaft zu schaffen. Er darf bisweilen ein Wort sagen und er darf immer wieder wagen, auch über sein eigenes Leben hinaus zum Ausdruck zu bringen: Es geht einer mit bei Tag und bei Nacht!

Mit herzlichen Grüßen und guten Wünschen vom Urheiligtum aus

Ihr

P. Dr. Lothar Penners

Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

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