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18. Dezember 2012 | Worte des Bewegungsleiters | 

Im Jahr der apostolischen Strömung: „Geht, ich sende euch“


Jahresmotto der Schönstatt-Bewegung

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung!

Im Jahr der „apostolischen Strömung“ …
Wir sind nun bereits einige Wochen „unterwegs“ in und mit dem dritten Vorbereitungsjahr auf unser Jubiläum 2014 – für uns als deutsche Schönstattfamilie mit dem Motto: „Geht, ich sende euch“ (Lk 10,3)

Mit Recht denken wir dabei zunächst an die Aussendung der Jünger während des öffentlichen Lebens Christi und ihren Auftrag, die Menschen zu sammeln und zu gewinnen für die Jesus-Bewegung. – Nicht zuletzt denken wir bei unserer Parole auch an die junge, pfingstliche Kirche, welche die Botschaft des Auferstandenen in die Welt trägt. – Indessen: Die Aufforderung, sich senden zu lassen, hat eine alles entscheidende Vor-Geschichte, die wir (wie alljährlich!) in diesen adventlichen und weihnachtlichen Tagen betrachten und auch im Sinne des Schwerpunkts unserer Jahresarbeit unter dem Aspekt der Sendung betrachten wollen. –

Ich lade Sie deswegen ein, bei der Bündnisfeier dieses Monats, aber auch darüber hinaus, zu verweilen beim Geheimnis der marianischen Sendung und der Sendung Jesu Christi durch den Vater in diese Welt, die wir letztlich an Weihnachten jedes Jahr feiern.

Zur Sendung Mariens

Über Auftrag und Sendung der Gottesmutter gibt uns zunächst und entscheidend der Verkündigungsbericht des Lukas-Evangeliums Aufschluss: Maria erschrickt, als der Engel bei ihr eintritt und ihr den Ratschluss Gottes übermittelt. Das Erschrecken gehört offensichtlich nicht selten mit dazu, wenn es, zunächst ganz allgemein, um Botschaften und Aufträge an uns Menschen geht. Warum wohl? Ich denke, weil es sich bei beiden meist um unverhoffte Mitteilungen handelt, die dazu noch von außen kommen. – Wir Menschen (vielleicht die Natur überhaupt!) sind darauf eingestellt, dass sich Leben, Entwicklung und Geschichte mehr in einer Art organischer Abfolge vollziehen. Der sogenannte gewöhnliche Alltag bringt nicht nur eine oftmals beklagte Eintönigkeit mit sich, sondern, und das ist die positive Kehrseite, auch eine gewisse Sicherheit: Man weiß einigermaßen, was kommt, und man kann sich darauf einstellen! –

Ganz anders, wenn es gerade anders kommt. Und das ist, wie die Heilsgeschichte ausweist, gerade oft bei späteren Sendungsträgern der Fall gewesen. Denken wir etwa an den jungen David, den Samuel von der Herde seines Vaters wegholt; oder den Propheten Jesaja, für den plötzlich deutlich wird, die Herrschaft Gottes umfasst wirklich Himmel und Erde – sichtbares Symbol dafür: die Schleppe, welche vom Thron Gottes bis auf die Erde reicht. Er selbst wird vor die innere Frage gestellt, ob er sich in den Dienst der Herrschaft Gottes stellen will oder nicht.

Maria wird zunächst einmal darauf eingestellt gewesen sein, nicht nur die, sondern eine der Töchter Israels zu sein und Jahwe, dem Bundesgott ihres Volkes, aus ganzem Herzen zu dienen – etwa in der Weise, wie es gerade die Psalmen (das Gebetbuch Israels!) oder die Weisheitsbücher der Heiligen Schrift beschreiben. – Wie sehr muss der Antrag Gottes ihr gesamtes Lebensgefühl gesprengt haben, und gerade darauf scheint es anzukommen in jeder Form von Sendung: die geschlossene „Welt“ eines Menschen oder einer Zeit aufzusprengen und in die Weite einer neuen Etappe der Zukunft Gottes zu führen.

Für Maria hatte dieses Ausgeweitetwerden sicher gerade auch damit zu tun, dass sich mit der Zeit erst zeigen würde, was es denn heißen könne: Mutter des Messias zu werden. Was könnte das überhaupt heißen: Messianität in der Spätphase der Geschichte Israels: Allmächtiger oder glanzvoller König, so wie David mächtig und Salomo „in all seiner Pracht“, oder aber eher jemand, der mit und für sein Volk zu leiden berufen sein könnte, wie das zweite Buch des Propheten Jesaja es in den Liedern vom Gottesknecht vorstellt. Mutter des Messias werden – so etwas kann tausend mögliche Fragen wachrufen, die aber letztlich zu keiner Vorstellung führen. Ich denke, gerade auch solche Ausmalungen ihres künftigen Schicksals werden der Gottesmutter eher fern gelegen haben. Ihr „Siehe, ich bin die Magd“ galt dem Plan Gottes und den immer größeren und zum großen Teil auch unbekannten Plänen Gottes – und ihm wollte sie dienen. Gerade im Hinblick auf die Verkündigungsszene ist die Gottesmutter ja immer wieder dargestellt worden: Das Buch der Heiligen Schrift in greifbarer Nähe. Sie wird es immer wieder aufgeschlagen und studiert haben in der Haltung: Ich möchte immer tiefer verstehen, was sein Wille ist und seine Planung. Es geht um ihn und nicht um meine Vorstellungen.

Eines aber, und das gehört wesentlich mit dazu, zeigt sich bereits beim Besuch Mariens im Haus von Elisabeth und Zacharias. Sie ist mit einem Kind – diesem Kind! – gesegnet für die Menschen, zu denen sie kommt, und für die Menschen darüber hinaus.
Sendungswege sind Segnungswege. Sie stehen unter einer Verheißung Gottes; sie sind nicht immer leicht, können es letztlich auch nicht sein, weil es in ihnen um den größeren Gott geht, der etwas Neues beginnen will.

Ich wünsche uns allen eine in diesem Sinn gesegnete Advent- und Weihnachtszeit, die uns teilnehmen lässt an der Stille und der Sammlung Mariens, welche nicht müde wird, nachzudenken über die Verheißungen Gottes – über genau das, was Pater Kentenich des Öfteren gemeint hat, wenn er von „neuen göttlichen Initiativen“ gesprochen hat. Deswegen gilt auch: Sendungswege sind Veränderungswege.

Geht, ich sende euch! – Unser Jahresmotto für die Jahre 2012/13 fordert uns dazu auf, wirklich wach die Situation sowohl unserer Kirche in Deutschland wie auch die Situation der Menschen in unserem Land wahrzunehmen. Selbstverständlich auch die Verhältnisse in unserer unmittelbaren Umgebung.

Die Sendung Jesu Christi

Im Sendungs-Jahr geht es aber vor allem auch darum, mit und wie Maria den zu erwarten, ihn zu uns sprechen zu lassen und uns mit dem zu verbinden, welcher der „Gesandte“ schlechthin ist. Von Jesus sagt uns die Welt der Offenbarung, dass er nicht nur eine Sendung gehabt hat, sondern in gewisser Weise so etwas wie Sendung in Person ist. Denn seine gesamte Existenz hatte keinen anderen Sinn, als gelebter Auftrag und damit realisierte Sendung des Vaters zu sein: seine Liebe und die Erfüllung seines Plans zu sein. Denn so sehr hat (hatte) Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, um durch ihn das Leben zu haben (vgl. Joh 3,16).

Schauen wir in diesem Sinne das Krippen-Kind an, es „ist“ ganz Sendung Gottes in die Welt. Sein Sendungsgeheimnis zu betrachten, mag uns dann vor allen Dingen in der Zeit zwischen Weihnachten, Epiphanie und dem Fest der Taufe Jesu beschäftigen – selbstverständlich mit dem Ausblick auf das neue Jahr und den Weitergang unserer regulären Geschichte. Aber und damit möchte ich schließen, schon das „Krähen“ des Neugeborenen kann uns verraten: Geht, ich sende euch!

Mit herzlichen Grüßen vom Urheiligtum zur Advent- und Weihnachtszeit –

Ihr

P. Dr. Lothar Penners
Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland


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