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28. Oktober 2012 | Deutschland | 

Fünf steinerne Zeugen eines lebendigen, gelebten Glaubens


Die 5 Säulen der SMJ beim Taborheiligtum auf dem Marienberg (Foto: Brehm)

Die 5 Säulen der SMJ beim Taborheiligtum auf dem Marienberg (Foto: Brehm)

Hbre. 120 m³ bewegte Erde, 30 t verarbeitete Lava, knappe 20 t Steine, um den Hang abzufangen, fast 4 m³ Beton im Fundament, ein knapp 13 t schwerer Basaltblock, der in 5 Teile zersägt wurde, 600 gepflanzte Thymianpflanzen, 5 kg Grassamen, etwa 8,5 t Splitt und 5 Bodenleuchten, das sind die „harten Fakten“, die ein Projekt beschreiben, das am 27. Oktober 2012 aus Anlass des 100. Jahrestages der Vorgründungsurkunde Schönstatts mit der Enthüllung und Segnung der Säulen der SMJ seinen vorläufigen Höhepunkt findet. Zu dieser Feier beim Tabor-Heiligtum sind neben den etwa 180 Jugendlichen der Schönstatt-Mannesjugend SMJ etwa weitere 120 Gäste aus den Schönstatt-Gemeinschaften, vor allem auch eine größere Delegation der Schönstattbewegung Mädchen/Junge Frauen, auf den Marienberg gekommen.

Feier in der Hochschulkirche (Foto: Brehm)

Feier in der Hochschulkirche (Foto: Brehm)

Selbsterziehung lernt man durch Selbsterziehung (Foto: Brehm)

Selbsterziehung lernt man durch Selbsterziehung (Foto: Brehm)

Ein Imperativ der Zeit

Am frühen Nachmittag hat das Festprogramm mit einer Begegnung in der Kirche der Hochschule der Pallottiner begonnen, an dem Ort, wo vor genau 100 Jahren Pater Josef Kentenich vor Schülern des damaligen Studienheimes den Vortrag gehalten hat, der als Vorgründungsurkunde in die Geschichte Schönstatts einging und aufgrund dessen am 27. Oktober 2012 die Schönstatt-Mannesjugend ihren 100. Geburtstag feiert. In einem Rollenspiel, in dem die SMJ von heute mit allen technischen Errungenschaften des Jahres 2012 dem Gründer von Schönstatt damals begegnet, wird deutlich, dass seine Diagnose aus dem Jahr 1912 und sein damals vorgeschlagenes Programm auch heute volle Gültigkeit haben: „Selbsterziehung ist ein Imperativ der Zeit. Wir dürfen uns nicht mehr beherrschen lassen von unserem Wissen, sondern wir müssen unser Wissen beherrschen. Der Grad unseres Fortschritts in den Wissenschaften muss der Grad unserer inneren Vertiefung, unseres seelischen Wachstums sein.“

180 SMJler und etwa weit über 300 Gäste sind beim Gottesdienst in der Pilgerkirche  (Foto: Brehm)

180 SMJler und etwa weit über 300 Gäste sind beim Gottesdienst in der Pilgerkirche (Foto: Brehm)

Pater Thomas Jochheim (Foto: Brehm)

Pater Thomas Jochheim (Foto: Brehm)

... unter dem interessierten Blick des jungen Kentenich (Foto: Brehm)

... unter dem interessierten Blick des jungen Kentenich (Foto: Brehm)

Tobias Brehm: Aus einem kleinen „Bagger-fahr-Projekt“ wird der Funke einer Neugründung (Foto: Brehm)

Tobias Brehm: Aus einem kleinen „Bagger-fahr-Projekt" wird der Funke einer Neugründung (Foto: Brehm)

Lernraum der Selbstentfaltung

Solche Visionen im Ohr und mit der Frage konfrontiert, ob die 1999 veröffentlichten Grundsätze der SMJ, die 5 Säulen, für die heutige SMJ ebenfalls noch vollständig gültig sind, geht die Gemeinschaft zum Gottesdienst in der Pilgerkirche. In der Predigt spricht Pater Thomas Jochheim von der SMJ als einem Lernort des Glaubens. Die SMJ sei eine Gemeinschaft von Lernenden und sie biete Räume an, in denen der Einzelne sich erfahren und entfalten könne. Das Säulen-Dokument von 1999 und die heute zu enthüllenden Steinsäulen würden einen Lernraum aufspannen, an dem jeder SMJler mehr zu seinem eigenen Ursprung finden könne. Nach einer Statio am Urheiligtum mit der Erneuerung des Liebesbündnisses, nachdem Abschnitte aus der Vorgründungsurkunde unter dem interessierten Blick des jungen Kentenich aus dem Alten Haus heraus vorgetragen worden sind, geht es auf den Marienberg zum Säulenplatz am Tabor-Heiligtum.

Dieselben Wünsche, Grundwerte und Visionen wie 1912

Aus einem kleinen „Bagger-fahr-Projekt“ sei der Funke einer Neugründung geworden, sagte Tobias Brehm, verantwortlich im Kernteam des Säulenprojektes für die konkrete Umsetzung und Bauausführung in einer kurzen Rede vor der Enthüllung der Säulen. „Zuerst wollten wir etwas bauen, platt ausgedrückt, wir wollten Bagger fahren, doch je weiter das Projekt vorankam, desto tiefer haben wir uns mit der Vorgründungsurkunde und den Säulen der SMJ beschäftigt.“ Die Welt sei eine andere geworden in der Zeit seit dem 27. Oktober 1912, als Pater Josef Kentenich seinen heute als Vorgründungsurkunde bezeichneten Vortrag vor den Jungen im Studienheim der Pallottiner in Schönstatt gehalten habe. Und auch seit der Jahrtausendwende, auf die hin die Grundsätze der Schönstatt-Mannesjugend als die 5 Säulen der SMJ formuliert wurden, habe sich die Welt bis zum 27. Oktober 2012 weiter verändert. „Doch je mehr wir uns mit der Vorgründungsurkunde und den Säulen beschäftigt haben, desto klarer wurde, dass die Wünsche, Grundwerte und Visionen von damals dieselben geblieben sind“ betonte Tobias Brehm, „und auch die Sprengkraft, die noch immer darin steckt.“

Jede Generation muss Schönstatt neu gründen (Foto: Brehm)

Das Kernteam des Säulenprojektes: Jede Generation muss Schönstatt neu gründen (Foto: Brehm)

Jede Generation muss Schönstatt neu gründen

Immer deutlicher sei ihnen geworden, dass auch für ihre Generation gelte, was Pater Kentenich immer wieder herausfordere: „Jede Generation muss Schönstatt für sich neu gründen.“ Das tat die Generation, die die Säulen formuliert hat, „und auch wir haben hier und heute die Chance dazu, in einem anderen Maßstab zu denken.“ Es bestünde die Möglichkeit, es dabei zu belassen, hier 5 Steine aufgestellt zu haben und am Abend auf 100 Jahre Mannesjugend anzustoßen, sagt der Geographiestudent, „oder wir können wie damals vor 100 Jahren davon träumen, die Welt zu verändern, an etwas Besseres zu glauben und dafür zu arbeiten. Wir können heute beginnen, unseren Ur-Auftrag als Christen neu wahrzunehmen, hier auf Erden am Reich Gottes zu arbeiten.“ Jeder habe in das Projekt hineingegeben, was er geben konnte und wollte und daraus seien diese grundsoliden Zeugen eines gelebten Glaubens geworden, die der Schönstatt-Mannesjugend den Weg in die nächsten 100 Jahre und in eine neue Zeit weisen. Diese Säulen und den vor ihr liegenden Weg wolle die SMJ der Gottesmutter schenken, aber nicht ohne noch einmal inne zu halten „und diesen Auftrag, den jeder von uns in Schönstatt, in Kirche und Welt spürt, zu bedenken.“

5 Fackeln werden vor den Säulen aufgepflanzt (Foto: Brehm)

5 Fackeln werden vor den Säulen aufgepflanzt (Foto: Brehm)

Farbiges Licht strukturiert das Gelände (Foto: Brehm)

Farbiges Licht strukturiert das Gelände (Foto: Brehm)

Die Enthüllung ist geschehen (Foto: Brehm)

Die Enthüllung ist geschehen (Foto: Brehm)

Enthüllungs-Choreographie

In fünf kurzen Statements haben Mitglieder des Pars-Motrix-Kreises, die vor der Jahrtausendwende an der Formulierung des Säulendokumentes beteiligt waren, zuvor die fünf Säulen der Schönstatt-Mannesjugend in Erinnerung gerufen: Gemeinschaft, Lebensschule, Liebesbündnis, Apostelsein und Mannsein.

Und nun, nachdem es am ersten richtig kalten Herbstabend des Jahres 2012 auch ausreichend dunkel ist auf dem Marienberg, dauert es noch genau 10 Minuten und 8 Sekunden bis zur Enthüllung der Säulen. Genauso lange ist nämlich die von Michael Kessler ausgewählte, teils ruhige, teils dramatische Musik, die die Choreographie der Enthüllungszeremonie begleitet. Farbiges Scheinwerferlicht strukturiert das Gelände künstlerisch. Oberhalb der Säulen wird auf einer Videoleinwand noch einmal der geschichtliche Horizont präsentiert: Neben einem Bild des Gründers Schönstatts und zentralen Aussagen aus der Vorgründungsurkunde werden entscheidende Jahreszahlen eingeblendet. Ein Fackelträger entzündet auf dem Platz vor den Säulen ein Feuerbecken, von dem fünf weitere Fackelträger das Feuer nehmen, um es vor den Säulen aufzupflanzen. Die Jahresparolen seit dem Jahr der Formulierung der Säulengrundsätze werden eingeblendet und passend zum musikalischen Höhepunkt werden die 5 Basaltsäulen auf einen Schlag enthüllt. Nach einem Moment atemloser Stille entladen sich Bewunderung und Freude in anhaltendem Beifall, der sich mit dem Krachen eines Feuerwerkes vermischt, wie es der Marienberg noch nicht gesehen hat.

Ein gigantisches Projekt hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht (Foto: Brehm)

Ein gigantisches Projekt hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht (Foto: Brehm)

Mein Beitrag für den Weg Schönstatts

Dass anschließend jeder und jede eingeladen ist, seinen/ihren Beitrag für den Weg Schönstatts in das neue Jahrhundert auf einem Zettel festzuhalten und diesen dann im Feuer Gott und der Gottesmutter zu übergeben, erdet die ganze Gemeinschaft und verbindet das Ideal mit der Wirklichkeit. Beim anschließenden Sektempfang im total überfüllten Haus Tabor können sich die Jugendlichen und ihre Gäste aufwärmen und über ihren gemeinsamen Weg in die Zukunft austauschen.


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