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13. November 2009 | Priesterjahr | 

„Gott selbst vollende das gute Werk“


Priesterweihe von P. Frank Riedel - Fotos: FischerAm 20. September 2009 wurde Pater Frank Riedel in Schönstatt zum Priester geweiht. Hier schildert er einige seiner ersten Eindrücke als Priester. Ein Beitrag zum Priesterjahr, das Papst Benedikt ausgerufen hat.

 

Bei der Priesterweihe„Werden Sie nicht hart! Bleiben Sie zerbrechlich!" Die Worte von Weihbischof Karl Borsch in seiner Predigt bei meiner Priesterweihe sind mir nachgegangen. Immer wieder einmal kommen sie mir in den Sinn. Die Aufforderung, zerbrechlich zu sein, überrascht. Die üblichen Appelle klingen oft so anders: Sei ein Mann! Sei stark! Sei perfekt!

Aber gerade darauf kommt es nicht an. Es ist als Priester nicht nur erlaubt, auch mal an seine Grenzen zu stoßen, es ist geradezu gewollt und notwendig. Zerbrechlich zu bleiben gehört sozusagen zum Anforderungsprofil, denn „so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt" (2 Kor 4,7).

Bei all den Anforderungen, die gerade heute auf einen Priester zukommen, tut es gut, sich bewusst zu machen, dass es nicht nur auf eigene Kräfte ankommt, sondern dass letztlich Gott am Werk ist. Er ist der Hauptakteur. Ihm gilt es einen Platz freizuhalten.

Staunen vor dem Geheimnis des Altares

Besonders bewusst wird mir das am Altar, wenn ich die Eucharistie feiere. Immer wieder stehe ich staunend vor dem Geheimnis, das sich in meinen Händen vollzieht. Da wird deutlich, dass es nicht auf mich selbst ankommt, sondern dass ich Christus meine Stimme leihen darf.

Die Dramaturgie jeder Heiligen Messe sieht sozusagen den Himmel offen. In der Präfation, dem großen Dankgebet, mit dem das Eucharistische Hochgebet beginnt, betet der Priester, dass wir gemeinsam „mit den Chören der Engel" einstimmen in das Lob der Herrlichkeit Gottes. Und dann ertönt jenes Lied der himmlischen Mächte: „Heilig, heilig, heilig...".

Was die Liturgie in ihrer Bildsprache ausdrückt, macht deutlich, dass hier etwas geschieht, das an sich nicht menschlich verfügbar ist: Himmel und Erde kommen sich nahe Wir dürfen sozusagen in die „Atemnähe" Gottes treten.

Wer bin ich, dass ich mir das, was hier geschieht, auf meine eigenen Fahnen schreiben könnte?

Kooperationen mit Gott eingehen

Auch bei vielem, was ich sonst tue, wird mir deutlich, dass mich manches übersteigt. Ich bringe mich ein. Ich weiß, wo meine Stärken liegen. Aber manchmal fühlt es sich so an, als ob das Ergebnis nicht nur ein Produkt meiner eigenen Gedanken wäre. Es kommt mir vor, als würde Gott noch eins draufsetzen, als würde er mitwirken bei dem, was ich tue.

In der Liturgie der Priesterweihe heißt es in Anlehnung an eine Stelle aus dem Philipperbrief: „Gott selbst vollende das gute Werk, das er in dir begonnen hat." Ich habe den Eindruck, dass Gott seine Zusage ernst nimmt. Er vollendet, er rundet ab, was er mir ohnehin schon als Gaben und Fähigkeiten geschenkt hat.

Vielleicht kann ich das an einem Beispiel etwas verdeutlichen: Hin und wieder bekomme ich Rückmeldungen auf meine Predigten. „Das war eine richtig gute Idee, die Sie da hatten", sagte kürzlich jemand zu mir und meinte, dass er einiges von der Predigt für sich mitnehmen werde.

Nun habe ich schon das ein oder andere in der Predigtausbildung gelernt. Außerdem kann ich sagen, dass ich im Auftreten vor größeren Menschenansammlungen seit meiner Jugend eine deutliche Entwicklung gemacht habe. Wer mich schon länger kennt, wird das bestätigen können. Aber gute Ideen zu haben, kann man letztlich nicht lernen. Passende Einfälle sind immer ein Geschenk. Wenn eine Predigt gelingt, vor allem, wenn ein Funke auf die Gemeinde überspringt, dann sehe ich das nicht nur als meinen Verdienst an, sondern ich bin dankbar, dass ich wieder ein bisschen mit dem lieben Gott zusammenwirken durfte.

Gottes Geschenke annehmen

Ich will nicht verschweigen, dass manche Tage auch richtig anstrengend sein können. Vielfältige Eindrücke strömen auf einen ein. Es gibt vieles, das vorbereitet werden muss. Manchmal wird die Zeit eng und man muss schauen, dass man alles rechtzeitig fertig bekommt. Das Faszinierende für mich ist, dass es in all den Anforderungen aber auch immer wieder Begegnungen gibt, die mehr Kraft schenken als sie kosten. Und das kann dann den ganzen Alltag in ein anderes Licht tauchen.

Vor kurzem hatte ich zum Beispiel ein Gespräch, mit dem ich vorher überhaupt nicht gerechnet hätte. Irgendwie entstand nach kurzer Zeit ein Glaubensgespräch, das richtig in die Tiefe ging und mich beeindruckt hat. Interessanterweise waren es gerade Leute, die nicht katholisch waren und die man eher als kirchlich distanziert bezeichnen würde. Aber sie sind eben doch auf der Suche und offen für religiöse Erfahrung. Bei dem Vertrauen, das in solchen Momenten in kürzester Zeit wächst, werde ich ganz klein und ehrfürchtig. So etwas zu erfahren, ist ein echtes Geschenk, ist Gnade.

Zum Schluss möchte ich noch einmal Weihbischof Borsch zu Wort kommen lassen: „Sie werden zum Priester geweiht, nicht damit der Service klappt. Sie werden Priester, damit sie dort sind, wo Jesus ist." In seiner Nähe lässt es sich gut leben.


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