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18. November 2012 | Worte des Bewegungsleiters | 

Start ins Jahr der apostolischen Strömung


Liebe Leserinnen und Leser des Bündnisbriefes,
liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung,

wir sind also gestartet – ins Jahr der apostolischen Strömung; hier am Ort Schönstatt durch den diesjährigen Schönstatt-Tag und die Delegiertentagung. An unseren Zentren mit entsprechenden Veranstaltungen oder denen, die wir für die nächsten Wochen und Monate geplant haben. Den Schwerpunkt unserer weltweiten Schönstattfamilie aufgreifend, möchte ich in meinen Leitartikeln besonders in diesem Jahr einzelne Aspekte unseres Jahresmottos aufgreifen und beleuchten:

Geht, ich sende euch (Lk 10,3)

In der vorliegenden Überlegung möchte ich stehen bleiben bei der Frage nach dem Zustandekommen oder Werden von dem, was beispielsweise die Heilige Schrift unter Sendung versteht. Dazu möchte ich zunächst hinweisen auf Person und Sendung Pater Kentenichs. Manche von uns werden in diesem Monat November, wie in jedem Jahr, an seinen Geburtstag denken (16.11.1885). Dazu soll allerdings einleitend jetzt nicht seine gesamte Biografie resümiert werden, die in Grundzügen den meisten von uns auch bekannt ist. Ich nenne lediglich die Orte seines frühen Werdegangs: Gymnich, Oberhausen, Ehrenbreitstein, Limburg und Schönstatt. In Leben und Auftrag Pater Kentenichs kann man insgesamt ein Doppeltes unterscheiden: eine originelle Sendungsgestalt und ein ganzes Bündel von einzelnen Sendungsaufträgen.

Mit einem Seitenblick auf weitere Gründergestalten können wir sagen: Es gibt bei Benedikt, Franziskus, Franz von Sales, Maria Ward, Hildegard von Bingen so etwas wie unverwechselbare Sendungsprofile. Bei ihnen zeigen sich ebenso einzelne Sendungsaufträge.

Eine Sendungsgestalt wächst im Fadenkreuz von Ideal und Berufung durch Gott

Es lohnt sich, liebe Schönstattfamilie, am Beginn und im Verlauf dieses Jahres darüber nachzusinnen, wie so etwas entsteht oder entstanden ist bei uns selbst, in unseren Kreisen und Gemeinschaften, in unseren Initiativen und Projekten, was wir eine Sendung nennen. –
Grundsätzlich können wir sagen: Eine originelle Sendung wächst „von unten“ und sie wächst „von oben“.

  • „Von unten“. Eine Sendung wächst nicht immer, aber doch sehr häufig zunächst durch die Originalität eines späteren „Sendungsträgers“. Verdeutlicht an der Lebensgeschichte Pater Kentenichs: Bei ihm gab es in seinen frühen Jahren eine tiefgreifende „heilige“ Unzufriedenheit mit dem Erziehungsstil seiner Zeit und dessen Wirkung auf ihn selbst und andere junge Menschen, mit denen er in verschiedenen Erziehungseinrichtungen gelebt hat.
    Diese Erfahrung war nicht ohne Wirkung auf das, was anklingt in seinem Ideal vom „neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft“.
    Aber, so müssen wir im Blick auf das Religiöse sagen: Ein wie immer geartetes Ideal, wodurch es auch motiviert sein mag, ist noch keine Sendungsgestalt im eigentlichen Sinne.
  • Ein Ideal wird zur Sendung erst durch einen Ruf „von oben“. Eine Sendung geht immer zurück auf Gott. Die Heilige Schrift berichtet uns zumal im Blick auf die Berufung der Propheten, dass diese gerade ihren Auftrag nicht selbst gewählt haben, sondern eben von Gott gerufen und damit berufen wurden: „So war es auch ... beim anonymen Propheten der Verbannung, der von Gott zum ‚Knecht’ berufen und mit seinem (Sendungs-)Namen benannt wird: ‚Gott hat mich gerufen vom Schoß meiner Mutter an, vom Mutterleib an nannte er meinen Namen’ (Jes 49,1), in direkter Anrede: ‚Mein Knecht bist du’ (49,3), und dies mit ausdrücklicher Bezeichnung seines (universalen) Auftrags (45,6). Und so ist es nochmals bei Paulus, dessen spektakuläre Sendung bei Damaskus schon längst vorbereitet war: ‚Doch als es dem, der mich von meiner Mutter Schoß an ausersehen und durch seine Gnade berufen hat, gefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren ...’ (Gal 1,15 f.): Da erwies sich, dass Saulus immer schon als Paulus gedacht war.“ (Hans Urs von Balthasar)

Das „vom Mutterleibe an“ bei einzelnen Propheten, bei Paulus und Johannes dem Täufer macht nochmals aufmerksam auf eine tiefere Dimension: Jede Berufung gründet in der Erwählung. In diesem Sinne heißt es im Brief des heiligen Paulus an die Epheser: „Denn in ihm (in Christus) hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn ...“ (Eph 1,4-6)

Noch vor der Berufung gibt es das Geheimnis der Erwählung im unvordenklichen Ratschluss Gottes. Ihr folgen Berufung und die Antwort des Menschen, sei es, dass dieser dem Ruf Gottes folgt oder nicht. Es geht also in einer Sendung um eine dreifach gestufte Folge von Erwählung, Berufung und Antwort des Menschen. Im Ganzen schaut Gott bei seiner erwählenden Gnade auch schon auf das Ende oder die Vollendung der Sendungsgestalt oder auf den Beitrag, den der Träger einer Sendung zum Gesamten des Reiches Gottes in Schöpfung und Erlösung beitragen darf. Hierauf zielt die erwählende Liebe Gottes. Nicht die Heiligung oder Heiligkeit eines Menschen ist sein letztes Ziel. Diese stehen im Dienst dessen, was Gott durch einen Sendungsträger und seinen originellen Beitrag verwirklicht haben will.

Sendung als solche und Sendungsaufträge für uns als Schönstattfamilie hier und heute

Lassen Sie mich aber im Blick auf die geschichtliche Etappe, in der wir als Familie in dieser Jubiläumszeit stehen, etwas konkreter werden.

„Geht, ich sende euch“ – das hat für uns als deutsche Schönstattfamilie gerade auch einen zeitbedingten Charakter im Blick.

Unsere Delegiertentagung hat zwei Dinge signalisiert, für welche die Bereitschaft zu „gehen“ nunmehr eigentlich ansteht.

  • Es ist geplant: Als Schönstatt-Bewegung in Deutschland versammeln wir uns zu Beginn des internationalen Jubiläums zu einem Triduum (18.-20.10.2013) beim Urheiligtum. –Wozu? Es soll vor allen Dingen gehen um ein Adjournamento des „Liebesbündnis für unser Volk“, das wir zum Auftakt der Feier zum 100. Geburtstag Pater Kentenichs 1984 geschlossen haben. In den 30 Jahren haben sich sowohl Kirche wie Gesellschaft ungeheuer stark verändert. Im Zukunftsprozess der vergangenen Jahre haben wir Schwerpunkte signalisiert, mit denen wir in die kommende Zeit gehen wollen. Ebenso reifte der Entschluss, angesichts der starken Veränderungen um uns und bei uns dieses Liebesbündnis zu erneuern unter den veränderten Vorzeichen. Unser damaliges Liebesbündnis für soll dabei zu einem Liebesbündnis mit werden: mit den Menschen unseres Landes, mit der Kirche in ihren aktuellen Herausforderungen und in den Anliegen der Gesellschaft und dem, was sich um uns tut.
    Ebenso ist daran gedacht, zum Abschlusstag des Triduums (20.10.2013) unsere Freunde einzuladen und diejenigen, mit denen wir in den verschiedenen Bereichen unseres Lebens und unseres apostolischen Einsatzes zusammenarbeiten. Es geht also darum, dass wir selber dabei sind, und darum, andere „mitzubringen“. Sie sollen bei diesem Treffen nicht nur unsere Gäste sein, sondern diesen Tag („Schönstatt im Dialog“) mit uns gestalten.
  • Zudem ist die Initiative entstanden, Pilgerwege aus den verschiedenen Regionen und Diözesen ausfindig zu machen. Wir verbinden damit die Hoffnung, das Urheiligtum als Lebensquelle für weite Kreise zu erschließen und das Bedürfnis nach gemeinsamem Unterwegssein, einfachem Leben, Nähe zur Natur und Anliegen und Nöten der Zeit aufzugreifen (vgl. Prospekt „Die Seele geht zu Fuß. Pilgern nach Schönstatt“ – www.pilgerwege-schoenstatt.de).

Für beide Vorhaben gilt es bereits jetzt, Hirn, Herz und Hand zu öffnen. Jubiläumszeiten sind Sendungszeiten. Ohne den Anruf Gottes und der Gottesmutter: „Geht, ich sende euch“ bliebe es bei einer bloßen Gelegenheit, zu feiern ...!

Pilgerwege zum Heiligtum hin – Sendungswege vom Heiligtum aus ...

... bei „Pilgerwege zum Heiligtum hin“ und dem genannten Triduum geht es um Sendungsaufträge, die vor uns liegen. Bei Letzterem geht es um die Sendungsgestalt Schönstatts überhaupt. Für Schönstatt als Ganzes heute und morgen hat unsere internationale Planungstagung zur Vorbereitung des Jubiläums das weckende Motiv von der Bündniskultur signalisiert. In einer solchen verbindet sich die dreifache Zielgestalt Schönstatts mit unabweisbaren Erfordernissen in Kirche und Gesellschaft. Plurale Kirche und multi-kulti Gesellschaften, die sich für viele Länder und die Kontinente unwiderruflich abzeichnen, erfordern – freilich in unterschiedlicher Gestalt – nichts anderes als eine Kultur des Miteinanders in Freiheit, Verantwortungsbewusstsein und beseelten Lebensräumen! Die vorgesehenen fünf Bündniszelte während der Jubiläumszeit zu: Jugend, Ehe und Familie, Erziehung, Engagements in Kirche und Gesellschaft, welche es in den beiden nächsten Jahren vorzubereiten gilt, werden zeigen, was uns nach der Richtung in den vergangenen Jahrzehnten geschenkt und gelungen ist, und anregen, Hand anzulegen im Blick auf die Herausforderungen, die in den verschiedenen Ländern und Kontinenten auf uns zukommen.

Geht, ich sende euch – der Anruf Gottes und der Gottesmutter in dieser Jubiläumszeit.

Noch mal: Geht, ich sende euch. Ein Wort, das uns treffen soll im Jahr des Glaubens und der Zurüstung auf das Ziel einer Neuevangelisierung – dem Ziel, dem die hinter uns liegende Bischofssynode diente!

Mit herzlichen Grüßen vom Urheiligtum zur Bündnisfeier in diesem Monat,

Ihr

P. Dr. Lothar Penners

Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland


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