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18. Februar 2012 | Worte des Bewegungsleiters | 

Heiligtumserfahrung zugänglich machen


Liebe Leserinnen und Leser des Bündnisbriefes,
liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstattbewegung,

Eine erste „Runde“ begleitet uns unsere Jahresparole:

Ein Heiligtum in unserer Mitte!“

Weihnachten und Jahreswechsel haben mit dazu beigetragen: Wir „schwimmen“ gerne mit im Jahr der Heiligtumsströmung! Unsere Banner und Triptychen unterstützen uns dabei, unser Leben in und mit dem Heiligtum zu vertiefen und auszuweiten nach innen und außen. – Das Bild „ganz innen“ oder: „Maria –Herzensheiligtum Gottes in der Welt“ will uns und unsere kirchliche Umgebung neu aufschließen helfen, dass das Christentum im Kern eine Heiligkeits-Bewegung ist. Und diese ist nicht denkbar ohne Heiligtümer!

Bei jedem Heiligtum geht es ...

... um die Heiligung des Menschen; selbstverständlich gerade auch um die Verherrlichung Gottes. Aspekte, die sich gegenseitig bedingen und durchdringen. Pater Kentenich würde sagen: Gerade die Heiligtums-Atmosphäre hat die Gabe, den Menschen seelisch zu verwandeln und aufzuschließen für die Welt Gottes.
Nicht umsonst klingt in unserer Jahresparole das Motiv aus der Verkündigung des Propheten Ezechiel an:

„Wenn mein Heiligtum für alle Zeit in ihrer Mitte ist, dann werden die Völker erkennen, dass ich der Herr bin, der Israel heiligt.“ (Ez 37,28)

In der Gründungsurkunde Schönstatts heißt es: „Diese Heiligung verlange ich von euch.“ – Gemeint ist ein Heiligkeitsstreben, das danach trachtet, den Kontakt mit Gott zu halten und zu wahren in der Realität des normalen Alltags und der Welt.

„Maria, Herzensheiligtum Gottes in der Welt“, so die Bezeichnung des Banners, das uns die Gottesmutter nahebringt als die lebendige Monstranz. – Maria ist das Ur-Heiligtum des Neuen Bundes. Sie ist es – Christus, den Sohn des ewigen Vaters in ihrem Schoß tragend –, nicht zuletzt dadurch, dass sie in allen Lagen des Lebens im Gebetskontakt mit Gott gewesen ist. Jegliches Wirken Gottes, gerade auch im Geschenk des Messiaskindes, hat ihren Dialog mit dem Gott ihres Lebens intensiviert. Jede Spur Gottes in ihrem Leben und im Geschehen der Welt hat ihr Danken, Lob und Bitten entfacht und vertieft. Jede Spuren-Suche, die nicht ausmündet im Gebet, kommt nicht an ihr eigentliches Ziel; bleibt auf halbem Wege stecken.

Ziel jeder Spuren-Suche: Gebetskontakt mit Gott

Spuren-Suche als Sinnsuche (nach der Vervollständigung von Lebenslinien) geht bis zu einem gewissen Grade auch ohne Gebetskontakt mit Gott. Spuren-Suche letztlich als Gottsuche geht nicht ohne Suchen und Finden des göttlichen Du.
Unser Schönstattheiligtum ist deswegen so eminent fruchtbar für das religiöse Leben vieler Menschen geworden, weil sie an diesem heiligen Ort Heimat finden konnten in Gott, weil sie die persönliche Gebetskette mit ihm neu knüpfen konnten, wenn sie unterbrochen war. Im Jahr der Heiligtumsströmung geht es um Herzensheiligtümer in der Welt, welche die Belange des eigenen Lebens und der Welt für den lebendigen Gott tragen. Maria wird auf dem Weg nach Jerusalem zur Darbringung des Kindes (vgl. das Festgeheimnis vom 2. Februar) und zur jährlichen Tempelwallfahrt mit der Heiligen Familie inmitten einer größeren Pilgerschar „nichts“ anderes getan haben, als ihren Welt-Kontakt ausmünden zu lassen in Gebets-Kontakt.

In diesem Zusammenhang freut es mich sehr, dass unser Leben in und mit dem Heiligtum in diesen Wochen angereichert wurde durch neues Liedgut. Wilfried Röhrig hat erneut zu Feder und Gitarre gegriffen und gleich drei Lieder komponiert zu: Ein Heiligtum in unserer Mitte. – Schwester M. Tabea Platzer hat in der Adventszeit die Nazareth- und die Bethlehem-Hore aus „Himmelwärts“ in meditativ-eindringlicher Weise neu vertont, in der es gerade um den Gebetsgeist „nach der Morgenröte des Heils“ geht. (Beiden herzlichen Glückwunsch und Dank!)

Heiligtumserfahrung zugänglich machen

Je mehr wir selber lebendiges Heiligtum sein dürfen, umso mehr gelingt es uns auch, das Heiligtum aufzuschließen für unsere Umgebung. Gemeint ist mit „Heiligtum“ der ganze Kosmos unserer Heiligtümer, seine Bandbreite zwischen Hausheiligtum und Urheiligtum. – Beim Jubiläum in Endel – eines unserer kleineren Zentren mit kleiner „Bewegung“ – wurde sehr schön deutlich, dass sowohl die Kirche wie die Zivilgemeinde das Heiligtum immer mehr als bereichernd erlebt: als Ort der Stille, des Zu-sich-selbst-Findens, des Zwischenhalts auf einem Spaziergang, des Sich-leichter-Tuns im Kontakt mit der „jenseitigen Welt“.

Bei unserem Bemühen, unsere Heiligtumserfahrung zugänglich zu machen, brauchen wir nicht Halt zu machen an den konfessionellen Grenzen unserer Kirchen: Beim Kennenlernen Schönstatts vor ein paar Jahren konstatierte der Moderator im Netzwerk „Miteinander für Europa“ (G. Pross): Wenn bei euch Schönstättern ein Heiligtum die zentrale Rolle spielt, dann seid ihr als Laienbewegung zutiefst eine priesterliche Bewegung, und er meinte damit: Dann geht es „Schönstatt“ zentral um die Versöhnung von Gott und Welt. Eine Mitschwester von Schwester Christamaria Schröter, der Malerin des Motivs „ganz innen“ aus der Christusbruderschaft Selbitz schrieb, nachdem sie das Motiv auf unserem diesjährigen Triptychon entdeckte: „Es berührt mich, dass ‚unsere Maria’ bei euch aufleuchtet. Wie kostbar: Maria eint!“

Liebe Schwestern und Brüder im Liebesbündnis, ich denke, in diesem Monat Februar sind wir besonders eingeladen, gelegentlich bei der zweiten Nazareth-Hore zu verweilen. Sie kreist um das Miteinander der Heiligen Familie im Alltag und eben auch bei der gemeinsamen Wallfahrt nach Jerusalem zum Heiligtum des auserwählten Gottesvolkes. Die Heilige Familie als lebendiges Hausheiligtum kann hineinleuchten in das tägliche Leben von uns allen: Es geht darum, ein gläubig-seelisches Miteinander anzustreben und zu ermöglichen in unserem Alltag und in diesem Abschnitt des Kirchenjahres zwischen der weihnachtlichen Festzeit und der österlichen Zeit, die auf uns zukommt.

Dein Heiligtum ist unser Nazareth,
in dem die Christussonne wärmend steht.

Sie formt mit ihrem klaren, hellen Lichte
die heilige Familiengeschichte,
weckt stille, starke Werktagsheiligkeit
in seliger Familieneinigkeit.

Im Nazareth für heimatlose Zeiten
will den Familien Gott Heil bereiten
und gnädig Werktagsheiligkeit verleihn,
wo Menschen sich dem Schönstattwerke weihn.

Lass, Mutter, Christus heller in uns schei­nen,
in heiliger Gemeinschaft uns vereinen,
zu jedem Opfer jederzeit bereit,
wie's unsere heilige Sendung uns gebeut.

Die Ehre sei dem Vater froh erwiesen
durch Christus mit Maria, hochgepriesen,
im Heiligen Geiste voller Herrlichkeit
vom Weltall jetzt und alle Ewigkeit. Amen. („Himmelwärts“, S. 50)

Mit herzlichen Grüßen vom Urheiligtum aus

Ihr

P. Dr. Lothar Penners,
Leiter der Schönstattbewegung in Deutschland


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