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18. Januar 2012 | Worte des Bewegungsleiters | 

Das Schönstattheiligtum ein Bethlehem für heute


Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitglieder und Freunde der Schönstattbewegung,

ich denke, wir haben das Weihnachtsfest und den Beginn des neuen Jahres, wie es nicht anders sein kann, auf recht unterschiedliche Weise erlebt. Der Gott unseres Lebens und der Gott unserer Heilsgeschichte hat sich uns auf verschiedene Weise neu mitgeteilt und das Herz unseres Glaubens dort erreicht, wo wir berührbar waren und sind.

Gemeinsam durften und dürfen wir neu innewerden: Was uns eint, ist
„Ein Heiligtum in unserer Mitte!“

In den weihnachtlichen Tagen durften wir wahrnehmen: Da war und ist ein Kreis von Menschen, in deren Gemeinschaft Jesus hineingeboren wurde: Die Heilige Familie, in welche der Erlöser der Menschen kam und die durch seine Gegenwart ihre „Mitte“ bekam.

Das Heiligtum in Bethlehem

Zum Heiligtum im weiteren Sinne wurde die Geburts-Höhle, eine von den Grotten in der Nähe von Bethlehem, in denen nach der Ortstradition sich die Geburt des Erlösers ereignete und in die sich Maria, das „Ur-Heiligtum“ des Neuen Bundes unter der Obhut des heiligen Josef begeben hatte.

Von einem Heiligtum im weiteren Sinne können wir sprechen im Blick auf das Haus von Nazareth, in welches die Heilige Familie zurückkehrte nach ihrem Aufenthalt in der „Stadt Davids“, nach der von Kaiser Augustus angeordneten Volkszählung.

Gemeinsam schauten wir in der weihnachtlichen Festzeit auf die Heiligtums-„Gemeinden“, die sich um die Krippe von Bethlehem versammelt haben: die Hirten, denen die Botschaft des Engels galt; die drei Weisen aus dem Orient, denen Sternkunde und Sterndeutung den Weg nach Bethlehem gewiesen hatten, die Konstellation der Gestirne, welche die Geburt eines neuen und wichtigen Herrschers anzukündigen schienen.

Beide Gruppen, Hirten und „Könige“, weisen uns hin auf das, was uns als Schönstattfamilie im Jahr der Heiligtumsströmung bewegt: die Vertiefung unserer eigenen Bindung an Ereignis und Ort des „Wunders der Heiligen Nacht“ – der Neugeburt Christi heute in uns und unter uns; bei allen, welche das Liebesbündnis mit Gott und der Gottesmutter im Heiligtum geschlossen haben. In den Hirten sind all die Einfachen und Armen des „Restes Israel“ gemeint, denen die Verkündigung des Engels gegolten hat und gilt. Bei den Weisen denken wir vor allem an die Heiden, welchen zunächst unerwartet die Kunde von einem neuen Herrscher zuteil wurde, der nicht nur für das „Volk Gottes“, sondern für alle Bedeutung habe. Die drei Weisen – gleichsam die Vorboten für die globale Welt, in der „chinesische Mauern“ immer mehr einem Miteinander weichen würden.

Maria, das Herzensheiligtum Gottes in der Welt, wird beide Gruppen, Hirten und Weise, zusammen mit dem heiligen Josef mit großer Offenheit und Zuneigung empfangen und ihnen das Kind gezeigt haben, in welchem das Licht und die Liebe des unendlichen Gottes erschienen war.

Beide, Maria und Josef, empfangen auch uns – nicht ohne die Frage, ob wir die „Armen“ und die „Weisen“ in unserer Umgebung und in der weiten, globalen Welt in irgendeiner Form dabei haben. Sie fragen uns deswegen, weil es ja beim Heiligtum und im Wunder der Heiligen Nacht um ein Bethlehem für heute geht.

Das Schönstattheiligtum ein Bethlehem für heute

Lassen Sie uns zunächst miteinander neu aufnehmen, was uns unser Gebetbuch „Himmelwärts“ darüber seit eh und je nahebringt:

Dein Heiligtum ist unser Bethlehem,
durch seinen Sonnenaufgang Gott genehm.
Dort hast jungfräulich du den Herrn geboren,
der dich zur Braut und Mutter auserkoren,
in deiner wunderbaren Fruchtbarkeit
gebracht die Sonne der Gerechtigkeit.
Du ließest Schönstatt gnädiglich erbauen,
dass unsere Zeit das Ewige Licht kann schauen;
als gottgesandte Christusträgerin
willst du von dort die dunkle Welt durchziehn.
Den Herrn senk jubelnd neu in meine Seele,
dass ich wie du ihm gleiche ohne Fehle;
lass Christusträger für die Zeit mich sein,
dass sie erstrahlt in hellstem Sonnenschein.
Die Ehre sei dem Vater froh erwiesen
durch Christus mit Maria, hochgepriesen,
im Heiligen Geiste voller Herrlichkeit
vom Weltall jetzt und alle Ewigkeit. (S. 49)

Zu dem, was hier in der Konzentration von Versmaß und Reim aufscheint, ließe sich, wie wir immer wieder feststellen, vieles anmerken. – Lassen Sie mich nur eines hervorheben, dass es im Zusammenhang mit dem (Ur-)Heiligtum um nichts anderes geht als um die Neugeburt Christi für heute. Bei dieser Neugeburt Christi geht es um wesentlich mehr als lediglich um eine vage Erinnerung daran, dass das zusammenhängt mit dem, was bei uns allen sakramental in der Taufe grundgelegt wurde. Es heißt auch „mehr“, als die oftmals beschworene „gute“ Weihnachtsbeichte (die durchaus heute auch noch entscheidend sein kann!). Es geht um nichts anderes, als dass das „Ewige Licht“ sich neu mit unserem zeitlich-geschichtlichen Menschsein verbindet; um nichts anderes, als um eine neue „Vermählung vom ganzen Göttlichen mit dem ganzen Menschlichen“, in einer ähnlichen Einigung, wie sich das auf einzigartige Weise in der Menschwerdung Christi ereignet hat. Es geht um nichts anderes als um ein „wiedergeboren werden aus Wasser und Geist“, wie das Johannes-Evangelium sagt (vgl. Joh 3,5); um die Wiedergeburt aus dem Heiligen Geist, dem Wasser der Taufe und allen belebenden „Wassern“, die uns in der natürlichen Realität der Welt mit Gott und allem Göttlichen in Verbindung bringen; mit allen Spuren, die uns aufmerksam machen, dass es Hinweise in unserer zeichenhaft-sprechenden Welt gibt, die uns aufmerksam machen auf das dreifaltige Geheimnis, das unsere Welt trägt. Die Erfahrung unseres Vaters und Gründers und seiner zunächst jugendlichen Gefolgschaft: Wo immer wir uns gläubig aufmerksam machen lassen und mit den Kräften unseres Herzens „binden“ an die Zeichen, die Gott uns schickt, da geschieht ein Stück weit Umwandlung in die Gestalt Christi, welcher sich in allem vom Vater führen ließ, was dieser ihm zeigen wollte (vgl. Joh 5,19).

Unter diesen, vom Gott des Lebens uns immer wieder geschenkten Zeichen, nahm das Heiligtum immer mehr einen besonderen Platz ein. In ihm wussten er und die frühen Sodalen sich dem Herzen Mariens besonders nahe; hier konnten sie sich versammeln; hier erhielten sie viel Inspiration und Ermutigung; von hier aus ließen sie sich immer neu senden in ihren Alltag in Schule und Internat, in die Kasernen und an die Schlachtfelder der damaligen Kriegszeit. Das Heiligtum wurde zum „Mutterschoß“ ihres geistlichen Lebens („Wiege der Heiligkeit“!); das Beten und Opfern füreinander („Beiträge“ ...) vertiefte ihre gegenseitige Solidarität und machte sie stark für ein religiöses Leben in einer großenteils nicht religiösen Atmosphäre. Dabei beseelte sie, wie wir wissen, nicht zuletzt auch die Überzeugung, dass Gott von diesem Heiligtum aus einen ähnlichen religiösen Ursprung werde wirken können, wie das in der Geschichte des Glaubens auch an anderen Orten und zu anderen Zeiten gewesen ist (Ingolstadt war dabei zunächst im Blick; später ebenso Assisi, Manresa und, wieder anders, die Aula des Zweiten Vatikanischen Konzils ...).

Halten wir Ausschau nach den „Armen“, den „Weisen“, unserem eigenen Armsein und Suchen, aber nehmen wir in unsere wirkliche und geistige Berührung mit unserem Bethlehem auch hinein alle Wandlungswunder, die wir erbitten für eine Christusgeburt in unserer Zeit ..., in der Kirche unseres Landes nach dem Besuch des Heiligen Vaters und allem Bemühen im Dialogprozess; nehmen wir hinein alles Ringen um den rechten Weg in der wirtschaftlichen Situation Europas; alle Umbrüche und beschleunigten Entwicklungen in der weiten Welt.

Mit herzlichem Segensgruß vom Urheiligtum aus,

Ihr

P. Dr. Lothar Penners
Leiter der Schönstattbewegung in Deutschland


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