Nachrichten

20. Oktober 2009 | Rund ums Urheiligtum | 

18. Oktober in Schönstatt: „Die Gründung Schönstatts ist ein kirchliches Ereignis“ – konkret in Raum und Zeit und eigener Dichte


Erzbischof Jean-Claude Périsset, Apostolischer Nuntius in Deutschland, am 18. 10. 2009 in Schönstatt - Foto: Cassio Lealmkf. „Der 95. Jahrestag der Gründung der Schönstattbewegung -, an dem Mitglieder aus der ganzen Welt teilnehmen, ist für uns eine ausgezeichnete Gelegenheit, in Dankbarkeit zurückzublicken und über den Einsatz der Schönstattbewegung in der Kirche nachzudenken", so der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, am 18. Oktober in Schönstatt vor gut 1500 Menschen, die nach Vallendar/Schönstatt gekommen waren, um den Gründungstag Schönstatts zu feiern. Nuntius Périsset bezeichnete den 18. Oktober 1914, den Gründungstag Schönstatts, „als ein Ereignis der Kirche, in der Kirche und für die Kirche. Die Gründung der Schönstattbewegung ist ein kirchliches Ereignis, d. h. als menschliches Geschehen oder menschliche Tat, beseelt durch die Gnade Gottes." Bei seinem ersten Besuch in Schönstatt zeigte Nuntius Périsset nicht nur eine tiefe Kenntnis Schönstatts, sondern auch große Erwartungen an seine Gestaltungskraft für die Kirche im Sinne seines ureigenen Charismas.

18. Oktober 1914 - 18.  Oktober 2009: auf dem Altar ein Faksimile der Gründungsurkunde - Foto: Cássio LealDer 18. Oktober, der „Tag der Tage" in Schönstatt, begann mit einer Vigilfeier der Delegierten der Oktoberwoche in der Pilgerkirche und einer nächtlichen Anbetung im Urheiligtum. Punkt Mitternacht, in der ersten Minute des Bündnistages, entzündete die Mädchenjugend vor dem Urheiligtum Wunderkerzen und sang dem Urheiligtum ein Geburtstagsständchen (Video ansehen)

Der Tag begann kalt und wolkenverhangen, aber immerhin ohne Regen. Von früh morgens an strömten Pilger aus allen Teilen Deutschlands und vielen anderen Ländern nach Schönstatt, um hier die Lebens- und Gnadenquelle zu feiern, die sie bewegt und trägt im missionarischen Einsatz: das Liebesbündnis. Eine größere Gruppe von Pilgern aus Chile und Mexiko, Familie Messi aus Argentinien, ein junges Ehepaar aus Kolumbien, junge Leute aus Peru,  Besucher aus Brasilien, Schönstätter aus Österreich, eine Gruppe Jugendlicher mit großen chilenischen Fahnen: alle kamen sie schon lange vor der Zeit in der Pilgerkirche zusammen, wo ab 10.00 Uhr Rektor Egon Zillekens, Schw. Kornelia, Schw. Angela, Schwester Damiana und Cassio Leal die anwesenden Pilger wie die vielen, die bereits zu dieser frühen Stunde am Internet die Liveübertragung verfolgten (im Lauf des Tages aus über 40 Ländern!).

Ehepaar aus Kolumbien - Foto: Josef HugHerzlicher, begeisterter Applaus galt nicht nur den einzeln begrüßten Gruppen in der Pilgerkirche, sondern auch den 60.000 Pilgern, die am Heiligtum in Tuparenda fünfzig Jahre Schönstatt in Paraguay feierten (samt Sondermarke), der Schönstattfamilie von Texas, die das Goldene Jubiläum des Confidentia-Heiligtums feierte, den Fußpilgern, die in Argentinien 90 km zum Heiligtum in La Loma bzw 40 km zum Bildstock in Pronunciamento marschiert waren, und allen, die zusammen mit dem Urheiligtum an diesem Tag ihren Geburtstag feierten!

Ein kirchliches Ereignis

Über 50 Priester zogen mit Nuntius Périsset, der bereits am Vorabend nach Schönstatt gekommen war, in die Pilgerkirche ein, der Chor der Marienschwestern - verstärkt durch einige weitere Mitglieder aus Frauengemeinschaften Schönstatts -, stimmte das Eingangslied an...

Chor: Marienschwestern und Mitglieder von verschiedenen Frauengemeinschaften Schönstatts - Foto: Cássio LealNuntius Périsset brachte zum Ausdruck, wie sehr es ihm eine Freude sei, den 95. Jahrestag der Gründung Schönstatts - den Jahrestag jenes 18. Oktober 1914, eines Sonntags wie auch in diesem Jahr - mit der Schönstatt-Bewegung zu feiern. Ausgehend vom 18. Oktober 1914 zeigte er ins einer Predigt die drei fundamentalen Dimensionen auf, in denen Schönstatt sich versteht und verstanden wird: die zeitliche - die der Gnadenzeit -, die geographische (Gnadenort) und die der Dichte (Leben).

Nuntius Périsset, Predigt - Foto: Cássio Leal„Das Ereignis, auf das der Gedenktag verweist, gehört zum „Chronos", d. h. es ist einem bestimmten Punkt im Ablauf der Zeit zugeordnet und ist in diesem Sinne ein historisches Geschehen. Vor genau 95 Jahren, am 18. Oktober, wurde hier in Schönstatt die erste Veranstaltung durchgeführt, in der P. Kentenich sich an junge Männer wandte, die er in einer marianischen Kongregation sammelte - wohl ohne sich der historischen Bedeutung des Geschehens voll bewusst zu sein. Das Geschehen von damals hat aber auch den Charakter eines „Kairos", einer Gnadenzeit: als ein Ereignis der Kirche, in der Kirche und für die Kirche. Das Historische erweitert sich zum Ewigen. Im Zweiten Petrusbrief lesen wir: „Beim Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind wie ein Tag" (2 Petr 3, 8). So viel zu der ersten Dimension der Schönstattbewegung: Die Gründung der Schönstattbewegung ist ein kirchliches Ereignis, d. h. als menschliches Geschehen oder menschliche Tat, beseelt durch die Gnade Gottes.

Schönstatt als Gnadenort

Die zweite Dimension sei eine geographische, eine lokale: neben der der Gnadenzeit trete die des Gnadenortes, „denn in besonderes Merkmal Schönstatts bestehe darin, „dass es an fast 200 Orten Marienkapellen als originalgetreue Nachbildungen des Urheiligtums von Schönstatt gibt. Für das hiesige Heiligtum gilt, was der Patriarch Jakob auf seinem Weg zu Laban nach seinem Traum am Rande der Stadt Lus sagte, die er Bet-El nannte - Gotteshaus -: „Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels" (Gen 28, 17)", so Nuntius Périsset.

Jugendliche mit Predigtübersetzung Er dankte der Schönstatt-Bewegung vor allem für ihren prägenden Einsatz in der Pädagogik des Glaubens: „Die Ausstrahlung der Bewegung erklärt sich aus dieser besonderen Prägung und verlangt deshalb auch eine vielfältige und angepasste Pädagogik in den verschiedenen Bereichen des eigenen Einsatzes. Dabei ist die Schönstattbewegung immer katholisch, d. h. den verschiedenen Kulturen angepasst und ihnen eingepflanzt, ohne die Einheit in der Grundhaltung zu verlieren."

Die Dimension der Dichte bezieht sich auf Leben aus dem Charisma: „Im Raum der Kirche hat die Schönstattbewegung ihre eigene Dichte, und deshalb hat sie ihren eigenen Platz gefunden. Es hängt deshalb jetzt von ihr ab, diese Dichte - das Eigenste ihres Wesens, ihr Charisma - zu halten und in den anderen kirchlichen Einrichtungen in je angepassten Formen zu fördern."

Weltweite

Fürbitten - Foto: Josef HugDie Fürbitten wurden in mehreren Sprachen - deutsch, englisch, spanisch, polnisch, tschechisch - vorgelesen; am Schluss der Messe fasste der Nuntius seine Predigt spontan noch einmal auf Französisch zusammen - zur großen Freude der anwesenden Priester und Schönstattpatres aus Burundi!

Nach dem festlichen Gottesdienst am Vormittag nahm sich der Nuntius Zeit zum Kennenlernen Schönstatts und feierte dann mit Pilgern aus ganz Deutschland und den angrenzenden Ländern sowie aus Südamerika, Afrika und von den Philippinen die Erneuerung des Liebesbündnisses am Urheiligtum, das den ganzen Nachmittag über von Hunderten von Menschen besucht wurde, die teils über eine halbe Stunde in der Kälte Schlange standen, um einige Minuten dort zu verweilen und den Segen zu erhalten. Nuntius Périsset war sichtlich bewegt, als Fanfarenstöße das Liebesbündnisgebet ankündigten, das nacheinander in elf Sprachen gebetet wurde.

Den Abschluss machte ein junger Priester aus Nigeria, der die Weiheworte „vor lauter Ergriffenheit nur singen, nicht sprechen" konnte.

Weltweit verfolgten Menschen die Übertragung des Gottesdienstes und der Bündnisfeier über Internet-Livestream.

Video der heiligen Messe: in der Mediathek, Datum 18.10.2009

Text der Predigt von Nuntius Périsset (pdf)

Fotoalbum


Top