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18. Juni 2011 | Worte des Bewegungsleiters | 

Das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit: Anlass zu Dank, Lobpreis und Anbetung


Liebe Mitglieder und Freunde der Schönstattbewegung,

unsere Bündnisfeier in diesem Monat Juni lädt uns unter anderem ein, zurückzuschauen auf die hinter uns liegende geprägte Zeit des Kirchenjahres - die wir ganz im Sinne unseres Jahresmottos in Verbindung gebracht haben mit „dem Gott des Lebens".

Wir denken dabei an die „Fastenzeit", samt den in diesen Wochen alarmierenden Nachrichten aus Japan, den Tsunami und seine Auswirkungen auf die Atomkraftwerke des Landes.

Das Osteifest und die beginnende osterliche Zeit - mit ihrem teilweise frühsommerlichen Wetter; ebenso mitdem besonderen kirchlichen Ereignis der Seligsprechung von Johannes Paul II. am Barmherzigkeitssonntag. Für viele Gläubige in der weiten Welt ein besonderes Geschenk und zusätzlicher Grund zur osterlichen Freude.

Das P?ngstfest mit der ihm vorausgehenden Novene, unserem Neuntagegebet im Anliegen des Dialogprozesses in der deutschen Kirche.

Vorbereitet durch den Maimonat, in dem wir eingeladen waren, uns tiefer mit der Gottesmutter Maria zu verbinden - dem Marienglauben der Kirche, der uns nahekommt im Liebesbündnis und der Wirksamkeit Mariens von unserem Heiligtum aus.

In und zwischen allem, was an Alltäglichem und Festlichem in Erinnerung gerufen werden kann: unser Bemühen, persönlich und in unseren Gemeinschaften den Gott des Lebens zu suchen, zu ?nden, um ihn in allem und über alles immer tiefer lieben zu lernen - die Kernaufgabe, weil Grundmöglichkeit und zentrales Geschenk unseres Glaubens überhaupt.

Das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit: Anlass zu Dank, Lobpreis und Anbetung

Das vor uns liegende Fest zur Ehre des dreifaltigen Gottes, das wir jeweils eine Woche nach dem P?ngstfest begehen, ist seit jeher gedacht, ein erstes Fazit des Kirchenjahres im Blick auf den weihnachtlichen und osterlichen Festkreis zu ziehen. Es hat den Sinn, alle Liebeserweise zu beantworten mit dem Lobpreis auf den dreifaltigen Gott, der „uns sein Erbarmen geschenkt hat" im Geheimnis der Menschwerdung, des Todes und der Auferstehung Christi sowie der Sendung seines Geistes in Kirche und Welt. Das Dreifaltigkeitsfest eine Art erstes Fazit oder ein Innehalten, welchem dann so am Ende des Kirchenjahres mit Allerheiligen und dem Christkönigsfest ein zweites, mehr de?nitives Innehalten entspricht.

Das Fest: Dank, Lobpreis und Anbetung vor allen Dingen für alle Gotteserlebnisse, die uns in der Begegnung mit dem Gott des Lebens geschenkt werden. Vor allen Dingen dann, wenn wir die Erfahrung machen durften: Im Achten auf die Führungen und Fügungen Gottes ist Gott uns nicht nur punktuell mehr nahegekommen. Mitunter dürfen wir ja auch erfahren, dass dabei unser Gottesbild stärker konturiert in Erscheinung trat; Gott für uns „plastischer" geworden ist - jedenfalls für unsere Vorstellung, mit der wir auf ihn schauen. Nicht selten dürfen wir dabei auch innewerden, dass sich unsere Sicht vom Menschen und von der Welt in dem ein oder anderen Punkt erweitert. - Ich denke dabei besonders an die Kerneigenschaften des unendlichen Gottes, welche Pater Kentenich, dabei dem heiligen Bonaventura folgend, immer wieder verdeutlicht hat in dem Dreiklang: Weisheit, Güte und Macht. Gemeint damit ist: Gottes allmachtiges „Können" kann nicht getrennt werden von seinem „Denken" (Weisheit) und seinem Liebeswillen (Güte), die sich in allem, was sie schafft und ins Dasein treten lasst, verschenken will - letztlich an uns Menschen, die er als Liebespartner gedacht hat.

Solche Grundeigenschaften Gottes können, wie gesagt, „plastischer" hervortreten, wenn wir sie in Verbindung bringen können mit konkreten Erfahrungen und Fragestellungen.

„Japan" - eine Spur Gottes?

Denken wir zum Beispiel an die öffentliche Diskussion über die friedliche Nutzung von Atomkraftwerken zur Energiegewinnung im Anschluss an die Reaktorgefährdungen in Japan aufgrund von Erdbeben und Tsunami. Eine Diskussion, die, wie mir scheint, in unserem Land mit einer besonderen lntensität stattgefunden hat. Zu welchen Folgerungen man dazu im Einzelnen und für die Zukunft kommen mag, wenn wir die Fragestellung im Glauben anschauen, ohne dabei zu einem kompetenten Urteil über die langfristige Brauchbarkeit von Atomenergie zukommen (wozu es unter anderem wohl Fachkompetenz braucht, die nicht jedem von uns erreichbar ist): ln jedem Fall kann uns die Abgründigkeit der Realitaten von „Macht", Gewalt und Energie neu aufgehen; sei es die unendliche Macht Gottes, die ein solches Ausmaß an entbindbaren Kräften in seine Schöpfung hineingelegt hat; die Achtsamkeit vor all dem, was der Schöpfer in seine Schöpfung hineingelegt hat; der Sinn für das Ausmaß der Entscheidungsfreiheit, die in die Hand des Menschen gelegt ist. Frage: Was könnte diese Frage, herausgenommen aus dem Rückblick auf die hinter uns liegenden Monate mit einem Fest wie dem zur Ehre des dreifaltigen Gottes zu tun haben?

Zunachst: Auf jeden Fall gilt: Der geheimnisvolle Urgrund unserer Welt und Wirklichkeit ist in jedem Fall der dreifaltige Gott. Aber es scheint um mehr zu gehen als nur um eine verstandesmäßige Vergewisserung. Jegliches Staunen oder aber auch Erschrecken über das, was in der Weit geschieht und geschehen kann, sucht nach einem„Ort", wo es auskiingen und ankommen kann. Dieser „Ort", an dem unser Denken und Fühlen einen gewissen Ruhepunkt ?nden kann angesichts von innerweltlicher Abgründigkeit oder unvorstellbarer, weil unvergleichlicher Mächtigkeit, ist die Unendlichkeit Gottes. „Denn das Unendliche mindert sich nicht, wenn das Endliche wächst und das Geheimnis bleibt", hat der Schriftsteller und Dichter Werner Bergengruen einmal resümiert. Mag dies gelten von der „Größe" und, wie wir mittlerweile wissen, auch der „Gefährlichkeit" der Schöpfung, gilt Ähnliches auch von den Wegen der Heimholung der Welt zu ihrem Schöpfer im Gang der Geschichte. lm Blick auf das Ausmaß mancher Katastrophen, von denen wir wissen, und der vielen, die sich unserer Kenntnis entziehen und nur geahnt werden können, mag unser Ausschauhalten nach einem neuen Himmel und einer neuen Erde wachsen, von der uns die Botschaft der Heiligen Schrift kündet. Einem neuen Himmel und einer neuen Erde, dessen Unterpfand die Auferstehung Christi oder, besser gesagt, die Realitat des Auferstandenen selbst ist. Abgründigkeit des Schöpfers und seiner Schöpfung im Blick auf „Macht" und Mächtigkeit. Abgründigkeit der geschichtlichen Führungswege Gottes im Blick auf seine Weisheit und Güte.

Vor allem aber „mein Herz"

Dieses lVlotiv aus der „Vorgründungsurkunde" hat in der letzten Zeit unsere Familienbewegung besonders beschäftigt. Darin sagt Pater Kentenich, dass er sich vor allen Dingen mit seinem Herzen und damit seiner Liebesfahigkeit 1912 den jungen Menschen zur Verfügung gestellt hat. Unsere Familien haben sich gesagt, dass es in der Familie und der Gestaltung des familienhaften Lebens auf das Herz und damit auf die Liebe ankommt. ln unserem Zusammenhang mag es heißen: Nicht nur unser „Denken" muss angesichts der realen Erfahrungen in unserer Welt mit dem „Gott des Lebens" zurechtkommen; es ist vor allen Dingen das Herz, das herausgefordert ist durch den Gott des Lebens. lm Blick auf die speziell religiösen „Kammern" unseres menschlichen Herzens können wir sagen: lm Lobpreis ?ndet unser Herz den Ort, an dem ihm die über alles vergleichbare Größe Gottes aufgehenund bejaht werden kann. lm Danken holt es die in einem Zeitabschnitt geschenkten Gaben Gottes ein und freut sich an seiner Gesamtheit. ln der Anbetung wird uns deutlich, wie wichtig es ist, dass in den Gefahrenmomenten der Schöpfung und den Entscheidungsprozessen unserer Geschichte nicht letztlich der Wille des Menschen entscheidend ist, sondern der Wille Gottes und seine Maßstäbe. Den zu entdecken, um sich ihm dann auch beugen zu können, mag, wie wir wissen, nicht selten eine Etappe langer oder aber auch heftiger Dispute und Meinungsverschiedenheiten durchlaufen.

Das Dreifaltigkeitsfest ist eine Einladung, die jeweils verschiedenen Spuren Gottes, die wir im Suchen nach dem Gott des Lebens ?nden durften, zu sammeln und bis zu einem gewissen Grade einzuordnen im Blick auf unser persönliches Gottes-, Menschen- und Welt-„Bild". Letztlich auch unsere persönliche Sicht anreichern zu lassen durch Gotteserlebnisse und die Sichtweise anderer. Wie immer die beieinander oder aber auseinander liegen: unsere persönliche Gotteserfahrung und die anderer werden umfasst vom Geheimnis Seiner unendlichen Weisheit, Güte und Macht; vom Geheimnis des dreifaltigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Von Gott, der Ursprung (Vater) ist; von Gott, der vollkommene Antwort (Sohn) ist, von Gott, der das lebendige Band der Liebe (Heiliger Geist) ist.

Von unserer Gottsuche heißt es deswegen beim heiligen Augustinus, wenn der dreifaltige Gott zum Menschen spricht: „Du würdest mich nicht suchen, wenn du mich nicht bereits gefunden hättest. Und damit du nicht aufhörst, mich zu suchen, bin ich unendlich." Das Dreifaltigkeitsfest mag uns einladen, das zu realisieren, was uns unser Gebetbuch Himmelwärts für die Beendigung unseres Tagewerkes jeweils nahelegt:

„Wir fassen jubelnd alles Lob zusammen,
das in der Schöpfung brennt wie Feuerflammen.
Wir bringen's dir, Dreifaltiger, zum Altar
in Jesus und lVlaria immerdar."

lhnen allen frohen Gruß vom Heiligtum

lhr

P. Dr. Lothar Penners

Leiter der Schönstattbewegung in Deutschland

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