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12. Oktober 2009 | Rund ums Urheiligtum | 

Eine Reise durch das schönste A (bis) Z


Heimkehrertreffen der Auslandszeit - Fotos: StockingerMagdalena Stockinger. Am 25.-27. September 2009 trafen sich 17 junge Frauen zum Heimkehrertreffen ihrer Aus(lands)zeit (AZ) in Schönstatt. Alle haben eine spannende Zeit bei Schönstattzentren irgendwo auf der Welt hinter sich. Und so wurde das Wochenende im Missionshaus zu einer spannenden, ergreifenden und sehr persönlichen Reise durch die AZ- Länder.

 

Eigentlich weiß man gar nicht so richtig wo man anfangen soll, denn es gibt so viel zu erzählen...

Symbole der AuslandszeitIch sitze im Auto mit drei anderen AZlerinnen und natürlich ist schon hier die Zeit im Ausland Gesprächsthema Nummer eins. Der Stau scheint wenigstens einen Vorteil zu haben: „Endlich kann ich mal mit Leuten über meine Aus(lands)zeit reden, die mich verstehen." Neben mir fährt Jacqueline mit und ist kaum zu bremsen, von ihrer tollen, bewegenden Zeit in der Dominikanischen Republik zu erzählen. Von der Arbeit mit den katastrophal unterernährten Kindern im Ernährungszentrum, ihrer Stelle als Deutschlehrerin bei gerade mal ein Jahr jüngeren Schülerinnen und den Geschichten als Arzthelferin in erschreckend schlecht hygienisierten Einrichtungen. Richtig bewusst wird mir das, als sie von dem Aidstest erzählt, den sie zurück in Deutschland machen musste. Der war Gott sei Dank negativ. Durchweg positiv sind aber die Erlebnisse von Marianne. Und während wir noch im Stau auf irgendeiner überlasteten Umleitungsstraße stecken, entführt sie uns nach Südamerika. Argentinien, Uruguay, Brasilien, Chile, Paraguay: Marianne durfte sich immer wieder als besonderes „Lieblingskind Gottes" fühlen und konnte viel auf den Spuren Pater Kentenichs reisen. Auch unsere Fahrerin Domenica unterhält uns nicht nur mit toller chilenischer Musik, sondern auch mit ihren Erlebnissen am Bellavista-Heiligtum in Santiago de Chile.

Hier stehen wir an der Nabelschnur

AustauschTatsächlich sind wir endlich angekommen: am Urheiligtum. Hierhin führt unser erster Weg, hierhin an den Ursprungsort, von wo alles begann. Diese Bedeutung ist uns heute noch bewusster und bildlicher vor Augen: Ja, Schönstatt ist eine internationale vielfältige Bewegung und wir stehen hier an der Nabelschnur.

Das Ankommen im Missionshaus ist dann besonders herzlich, eben irgendwie lateinamerikanisch- geprägt! Immer wieder Freudenrufe über ankommende AZlerinnen, mit denen man teilweise monatelang, Tag und Nacht zusammengelebt hat und eine unvergessliche, intensive Zeit hatte. Auch ich erkenne meine Mitvolontärin Maria wieder. Nicht nur durch das WJT- Shirt, das sie an hat, kommen uns gleich all die Erinnerungen von der Zeit in Australien und dem WJT in Sydney zurück. Ist das wirklich schon ein Jahr her? Ist das wirklich alles passiert?

Kein Reiseführer könnte mehr Lust auf Mexiko machen

AustauschSo viel Unglaubliches zu erzählen und vor allem so viel zu erfahren. Es soll also endlich losgehen. Sr. M. Tabea und Sr. M. Angela aus Milwaukee laden uns 17 AZlerinnen zur gemeinsamen Runde ein und jeder stellt sich mit einem mitgebrachten Symbol ihrer AZ vor. Am Ende liegen in der Mitte, rund um die Vase mit den Länderflaggen mehr als 17 verschiedartigste Dinge: manch Kurioses, wie Gabis bunt bemalter Holzdrache aus Mexiko oder Annikas El- Nino- Figur, der Nationalheilige der Philippinen, aber auch viel Vertrautes, wie Hausheiligtümer oder Einheiltskreuze. Als Anna sich mit einem Schal vorstellt und das Calcutta- Projekt, bei dem im Winter gelbe Schals an obdachlose Kinder verteilt wurden, merke ich, wie es anfängt, eine ergreifende Weltreise durch all die AZ's zu werden...

Neben englischen, deutschen und spanischen Liedern soll an diesem Abend noch Platz sein für den ausführlichen Mexiko- Bericht von Apollina, Simone und Gabi. Die Power Point Präsentation der drei zeigt uns bunte Bilder von ihren Reisen und kein Reiseführer könnte einem mehr Lust auf Mexiko machen. Doch wegen den Reisen hatten wir uns vor ein, zwei Jahren nicht dafür entschieden, die Aus(lands)zeit zu machen. Wir wollten helfen und für die Menschen, derer sich die Schönstattschwestern annehmen, da sein. Welche Hingabe dabei geschenkt wurde, zeigen uns Apollina, Simone und Gabi, wenn sie unter Tränen von der kleinen leukämiekranken Caro erzählen, die sie durch die Arbeit im Kinderheim kennengelernt haben. Es ist manchmal so schwer zu akzeptieren, dass einem hier in Deutschland die Hände gebunden sind und man mit ansehen muss, mit welchen Problem die Menschen, die man dort zurückgelassen hat, zu kämpfen haben.

Erinnerungen an IndienTrotzdem schließen wir am Abend im Kapellchen den Tag voll Dankbarkeit und Sr. Tabea gibt uns den Satz „Vergesst nicht zu lieben" und eine Karte mit drei zu einem Smilie formierte Vögeln mit auf den Weg.

Viva Chile

Natürlich sitzen wir danach noch zusammen. Bis spät nachts gibt es viel zu erzählen. Und auch am nächsten Morgen, ist der Gesprächsbedarf noch groß. Sr. Tabea bleibt optimistisch und begrüßt die morgenliche Runde mit "Es ist ein gutes Zeichen, Sie so schwer ruhig zu bekommen." Nun geht es also in Stillarbeit weiter und wir konzentrieren uns mit Fragen zu der Zeit vor der AZ. Wie sieht der Freundschaftskreis heute aus, im Vergleich zu früher? Warum hatte ich mich für dieses Land entschieden?

Vor allem im zweiten Teil, als wir uns anhand fünf Leitfragen auf die Zeit während der AZ konzentrieren, kommen noch mal so viele Erinnerungen und Details hoch. Ich merke, wie wertvoll das Heimkehrertreffen ist, um nicht Gefahr zu laufen, all die Gefühle, Erfahrungen und persönliche Erfolge zu vergessen. Dabei sind Erinnerungen an Lernerfahrungen und tollen Dingen, genauso wichtig, wie die an negativen Erinnerungen, Enttäuschungen und Dingen, die man vermisst hatte. Auch die Mittagspause lässt Raum, um z.B. im Kapellchen eigenen Gedanken nachzugehen oder die Fotoalben der anderen zu bewundern.

Spätestens aber nach dem Kaffee geht unsere Weltreise von Mexiko City weite nach Temuco. Viva Chile! Steht schon auf den Fleecejacken von Marion und Rafaela und das Land muss es ihnen wirklich angetan haben. Selbst Weihnachten, fern ab von daheim, war für beide ein Highlight. Die Intensität des chilenischen Glaubens lernten sie nicht nur an diesem Feiertag kennen, sondern auch bei ihrer Arbeit mit den Kindern, im Kindergarten bzw. in der ersten Klasse z.B. beim Rosenkranz beten.

700 km nördlicher von Temuco verbrachten auch Franziska und Domenica ihre AZ in Chile, in Santiago. Hier hieß es vormittags putzen und nachmittags im Kinderheim arbeiten. Neben den Fotos von goldigen Krippenkindern versprühen vor allem die Fotos von 800-Mädchen-großen Ferienwochen begeisternde Oh und Ah's. Der Kontakt zur Schönstatt Jugend war einfach genial, ums Heiligtum war immer etwas los und man war dort nie(!) allein. Und auch für Domenica und Franziska war es auf Reisen gegangen: Zunächst mit Misiones Familiares und dann eine persönliche Reise zu 15 der 20 chilenischen Schönstattheiligtümer.

Wir bleiben noch ein bisschen in Santiago und bekommen Einblicke in die AZ von Nicola und Anna. Auf der anderen Seite der Hauptstadt halfen sie in einer 1. Klasse den Lehrerinnen, arbeiteten ihnen zu und schenkten den Kinden viel Liebe und Aufmerksamkeit. Trotz der deprimierenden Bildern von Kindern auf Mülldeponien oder während des Calcutta- Projekts gab ihnen die Freude der Kinder immer wieder Kraft. Wie schön, das zu hören! Ja, die AZ kann einem eine völlig neue Einstellung auf das Leben geben.

Auf den Philippinen

Viel zu erzählenNicht weniger groß ist das Elend auf der anderen Seite des Pazifik: Annika erzählt von ihrer Arbeit im heißen Cebu, Philippinen. Bei den Spendenausgaben standen oft hunderte Kinder zwei Stunden vor ihr in der Schlange, nur um eine Kugel Eis oder eine Zahnbürste von ihr zu bekommen. Viel Zeit verbrachte sie, neben Ligretto oder Memorie spielen mit den Schönstattschwestern, beim Putzen oder Rosenkränze basteln- was aber fast genauso witzig war. Von dort flog sie dann noch zu einer drei-monatigen AZ nach Mulgoa (Sydney), wo sie wie Maria und ich einige Monate zuvor, den Schwestern in Küche und Gästezimmern half. Als Highlight durfte sie die erste Ferienwoche, die je in Mulgoa stattfand, leiten. Zwar kamen keine 800 Mädchen wie in Chile, aber auf ihr 30 Mädchen war Annika bestimmt genauso stolz!

Kinder, immer wieder Kinder

Mit 30 Mädchen wäre wohl auch Andrea mehr als zufrieden gewesen. Während ihrer Fotopräsentation erzählt sie, dass die Schwestern in Indien weniger Kontakt mit Pilgern haben - es gibt noch kaum Schönstatt-Bewegung. Auch hier wieder ganz andere Erfahrungen wie in Südamerika oder Australien, und so wurde geputzt, den Kandidatinnen Blockflötenunterricht und im letzten Monat für Grundschulkinder Englisch-Unterricht gegeben. Süße Kinder in Schuluniform lächeln uns zu, aber auch eine strahlende Andrea vor dem Taj Mahal.

AustauschIn Südamerika bei Marianne, Sandra und Anna liegt der Schwerpunkt wieder in der Arbeit mit den Kindern. „Kinder, die sonst niemand in den Arm nehmen würde.", erzählt uns Anna. Dieser Satz bleibt mir hängen und prägt sich ein, sich nicht immer so wichtig zu nehmen... Sonntags hieß es für die drei bis zu 80 Torten an nicht enden wollende Strömen von Pilgern in der Cafeteria neben dem Heiligtum zu verkaufen. Und auch das könnte einem bei der nächsten Einkaufsschlange zu etwas mehr Gelassenheit verhelfen.

Was ist mir kostbar geworden?

Zur Ruhe kommen dann alle, als wir uns ums Grab von Herrn Pater in der Gründerkapelle zusammenfinden. Es ist eine wunderschöne Atmosphäre. Und jede erzählt, was ihr auf dem Herzen liegt, wofür sie danken, für wen sie bitten will. Ein Höhepunkt des Wochenendes.

Wo der Samstagabend aufgehört, da fängt der Sonntagmorgen an. Nach dem Erntedankgottesdienst in der Anbetungskirche treffen wir uns wieder im Missionshaus zu einer letzten Runde. In Stillarbeit und mit Leitfragen („Was möchte ich von der AZ mitnehmen?", „Was hat sich verändert?"...) schauen wir die Zeit nach der AZ an. Als Antwort auf die Frage, "Was ist mir kostbar geworden?" soll jede abschließend die Antwort in einem Bild zusammenfassen. Viele Heiligtümer werden gezeichnet, oder auch Sonnen, die die Fröhlichkeit und Wärme in den Herzen der Südamerikaner wieder spiegeln soll. Domenica zitiert für ihr Abschlussbild Pater Kentenich „ Das ist genau das, was ich wollte." und Simone braucht dazu nur ein Wort: „Unglaublich!"

Die ganze Gruppe Wie recht sie hat. Abgeschlossen wird dann zwar noch mit einer persönlichen Evaluation über Positives und Negatives der AZ- Vorbereitung, aber es dominiert doch eindeutig die Freude an diesem Wochenende, das nun zu Ende geht. Oder fängt es nicht erst richtig an? Hat uns nicht die AZ so sehr verändert und reifen lassen, dass sie uns in unserer Persönlichkeit weiter jeden Tag begleiten wird? Nur wer selbst durch die Höhen und Tiefen einer solchen Erfahrung gegangen ist weiß, wie sehr sie prägt...

Informationen zur Auslandzeit (Schönstätter Marienschwestern)


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