Categories: Deutschland
      Date: Mär  9, 2012
     Title: Einen neuen Aufbruch wagen - Pilgerweg zur Vorbereitung auf den  Katholikentag in Mannheim
Auf dem Pilgerweg - für den Katholikentag (Foto: Hechinger)

Auf dem Pilgerweg - für den Katholikentag (Foto: Hechinger)

Schw. M. Hanna-Lucia Hechinger. Eine Gruppe von 50 Pilgern geht einen Pilgerweg zur Vorbereitung auf den Katholikentag in Mannheim. Der Weg: vom Schönstattzentrum Oberkirch nach Moosbronn bei Gaggenau. „Die Natur, die endlose Weite, haben die blockierten Gedanken verscheucht und den Kopf frei gemacht für viele neue Impulse“, meint jemand im Rückblick auf den Weg. Höhepunkte der Pilgerwanderung sind die gemeinsam gefeierten Gottesdienste unterwegs, eine tolle Gemeinschaft in der Pilgergruppe, das Ankommen in den gastfreundlichen Klöstern nach einem anstrengenden Tag und das Erlebnis, "der Muttergottes Schritt für Schritt nicht nur zu Fuß, sondern auch im Herzen nahe zu kommen."



Auf dem Pilgerweg  - von Oberkirch nach Moosbronn bei Gaggenau (Foto: Hechinger)

Auf dem Pilgerweg - von Oberkirch nach Moosbronn bei Gaggenau (Foto: Hechinger)

Es ist ein strahlender Morgen, der bereits den Frühling ahnen lässt. Langsam füllt sich der Parkplatz beim Schönstatt-Zentrum Marienfried/ Oberkirch mit Autos. Rucksäcke, Wanderschuhe und Walkingstöcke werden ausgeladen. Auf dem Platz vor dem Schönstatt-Heiligtum beginnt ein buntes Treiben. Nach der positiven Resonanz auf den Pilgerweg zum Papstbesuch, den die Schönstatt-Bewegung der Erzdiözese Freiburg im letzten Jahr organisiert hatte, startet nun ein neuer Pilgerweg.

Der Pilgerweg beginnt im Schönstatt-Heiligtum Marienfried in Oberkirch (Foto: Hechinger)

Der Pilgerweg beginnt im Schönstatt-Heiligtum Marienfried in Oberkirch (Foto: Hechinger)

Ich weiß, wofür ich gehe

Es ist eine bunt gemischte Gruppe von 50 Pilgern - wovon die wenigsten Schönstatt kennen - die sich an diesem Morgen auf den Weg macht, um „einen neuen Aufbruch zu wagen“. Ihr Anliegen ist es, den Katholikentag, der im Mai dieses Jahres in Mannheim stattfinden wird, auf eine etwas andere Weise vorzubereiten. Nach einer guten Stunde erreicht die Gruppe einen ersten Höhenzug. Auf den umliegenden Hügeln erinnern Reste von Schnee an die vergangenen kalten Tage. Kleine grüne Zettel werden verteilt. Auf ihnen stehen Anliegen rund um den Katholikentag, wie z.B. Foren, Gesprächsrunden, die Angebote der Schönstattbewegung etc., aber auch verschiedene Personengruppen, die kommen werden. Pfarrer Lukas Wehrle, Diözesanleiter der Schönstattfamilie der Erzdiözese Freiburg und Pfarrer von Oberkirch, der zusammen mit Schw. M. Hanna-Lucia Hechinger den Pilgerweg leitet, erklärt den Sinn, der dahinter steckt. Wenn man weiß, wofür man geht, dann wird vieles leichter. „Für mich war es eine besondere Freude, so Frau R., für die Jugendlichen, die zum Katholikentag kommen werden, den Pilgerweg gehen zu dürfen. „Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, den Katholikentag, bzw. seine Anliegen zu meinen Anliegen zu machen oder um seine Strahlkraft zu beten. Das hat sich geändert“, meint Frau T. aus Friesenheim.

Auf schönen Wegen durch die Natur (Foto: Hechinger)

Auf schönen Wegen durch die Natur (Foto: Hechinger)

Die Gnaden der Heiligtümer nach Mannheim bringen

Ein weithin sichtbares Erkennungszeichen der Pilgergruppe ist das in seinen intensiven Farben leuchtende Schönstatttuch. Schon beim Aufbruch im Heiligtum von Oberkirch wird das kleine blaue Kapellchen auf dem Tuch als Haus Mariens und Kraftzentrale gedeutet. Der Weg führt über weitere Wallfahrtsorte wie Maria Linden, Kloster Lichtenthal mit seinem Kleinod, der Schlüsselmuttergottes, hin zum Wallfahrtsort „Maria Hilf“ nach Moosbronn. „Wir möchten die Gnaden der Heiligtümer, der Wallfahrtsorte unserer Diözese, zum Katholikentag nach Mannheim bringen.“ Ein sichtbares Zeichen für diesen Vorgang ist die Kerze mit dem Bild der kleinen Custodia, die im Heiligtum in Mannheim steht. Sie wird als Geschenk an den einzelnen Orten zurückgelassen und hinterlässt, auch wenn die Pilger schon weiter gezogen sind, eine leuchtende Spur des Segens.

Einzug ins Kloster Lichtental (Foto: Hechinger)

Einzug ins Kloster Lichtental (Foto: Hechinger)

Der Schlüssel zum Herrn

Höhepunkte der Pilgerwanderung sind die gemeinsam gefeierten Gottesdienste. So z.B. in der Antoniuskapelle bei Oberachern. In Anspielung auf ein Erlebnis, das den Pilgern vertraut ist, die im vergangenen Jahr für den Papst pilgerten, greift Pfarrer Wehrle den Gedanken auf und meint, dass man dem Heiligen Antonius nicht gerecht werden würde, wenn er nur dafür zuständig wäre, verlegte Dinge, wie z.B. einen Autoschlüssel finden zu helfen. Er möchte uns den Schlüssel zum Herzen des Herrn schenken. Wie sprechend ist am darauf folgenden Abend die Lichterprozession zur Schlüsselmuttergottes, die im Kloster Lichtenthal, dem Kloster der Zisterzienserinnen, in der Fürstenkapelle verehrt wird. Maria, der eigentliche Schlüssel zum Herrn. Dass sie dies wirklich ist, wird auf dem Pilgerweg erfahrbare Wirklichkeit. Im Zeichen des Pilgerheiligtums wandert sie durch die Pilgergruppe, wird getragen, weitergegeben. Sie rührt Menschen an, öffnet sie für die Gnaden des Weges, für ein Beichtgespräch …

„Ich bin sehr froh über die Entscheidung, diesen Pilgerweg für mich und meine Familie mitgegangen zu sein. Es ist ein wunderschönes Erlebnis, der Muttergottes Schritt für Schritt nicht nur zu Fuß, sondern auch im Herzen nahe zu kommen.“ So drückt es eine Frau aus. Jemand anders meint: „. Es war für mich auch ein Erlebnis, in der Stille der Natur auf Gottes Stimme zu hören. Das Beichtgespräch war für mich eine gute Einstimmung in die Fastenzeit, um einen Neuaufbruch zu wagen. Danke, dass Maria mir auf dem Weg eine gute Wegbegleiterin war. Sie war mit dabei im Zeichen des Pilgerheiligtums.“

In der Gruppe unterwegs: eine Gemeinschaft, die trägt (Foto: Hechinger)

In der Gruppe unterwegs: eine Gemeinschaft, die trägt (Foto: Hechinger)

Eine Gemeinschaft, die trägt

Zwischen 20 und 25 Kilometer werden pro Tag zurückgelegt. Dabei hat jede Wegstrecke ihren Rhythmus. „Mit vielen gleichgesinnten Menschen unterwegs sein, sich Sorgen und Nöte erzählen ist ein Geschenk“ meint ein Pilger. Zwischendurch wird das Gespräch unterbrochen und gemeinsam gebetet oder auch gemeinsam geschwiegen. Frau W. bringt ihre Erfahrung darüber so zum Ausdruck: „Zweierlei fand ich bemerkenswert: zum einen, dass der Rosenkranz sich als Weggebet ganz wunderbar eignet und beschwerliche Pilgerstrecken ganz nebenbei bewältigt werden, zum andern, dass Schweigen in Gemeinschaft nicht nur die eigenen Gedanken laut werden lässt, sondern auch die Füße den eigenen Rhythmus finden lässt. Danke für das schöne Pilgererlebnis.“ Eine weitere Erfahrung, die für viele spricht: „Mit vielen gleichgesinnten Menschen unterwegs sein, sich seine Sorgen und Nöte einander erzählen und in geeigneten Momenten der Einkehr und Stille die Bitten vor Gott bringen, das ist ein Geschenk.“

Besondere Momente des Pilgerweges sind das Ankommen in den gastfreundlichen Klöstern nach einem anstrengenden Tag und die frohen Runden am Abend, bei denen die Erlebnisse des Weges nachklingen können. „Ich möchte danken für diese schöne, großartige Pilgerwanderung. Dankbar bin ich für diese tolle Gemeinschaft in der Pilgergruppe.“

Die Pilgernde Gottesmutter ist immer dabei (Foto: Hechinger)

Die Pilgernde Gottesmutter ist immer dabei (Foto: Hechinger)

„Maria Hilf“ oder „Am Ziel angekommen“

Das Schönste und Ergreifendste war für mich, als wir in Moosbronn angekommen sind. Wir haben unser Ziel erreicht“. So beschreibt eine Pilgerin das Ankommen in der Wallfahrtskirche „Maria Hilf“ in Moosbronn. Jemand anders drückt es so aus: „ Jede Minute und jeder Kilometer war ein Geschenk. Als wir in Prozession singend und betend nach Moosbronn eingelaufen sind und ich den Pilgerstab in die Kirche tragen durfte, das hat mich sehr bewegt“. In Moosbronn angekommen, erwartet die Pilger im angrenzenden Pfarrsaal heißer Tee und Gebäck. Den krönenden Abschluss bildet der feierliche Gottesdienst, zu dem Leute aus der Umgebung, und Mitglieder der Schönstattfamilie aus Karlsruhe und sogar Mannheim kommen. Noch einmal werden die Anliegen des Katholikentags vorgelesen, für die die einzelnen Pilger gelaufen sind. Rucksäcke, als Symbol für so manche Last des Weges, werden zum Altar gebracht. Bei der Gabenbereitung wandert das Kollektenkörbchen durch die Reihen. Jedoch wird diesmal kein Geld darin gesammelt. Es ist wie ein Einholen einer reichen Ernte, als jeder Pilger seine ganz persönliche Wegerfahrung und seinen Dank, den er auf einen Zettel geschrieben hat, in das Körbchen legt. Der Pilgerweg ist zu Ende. In der kleinen Wirtschaft gegenüber der Kirche sitzt man zum letzten Mal gemütlich beieinander, bevor es nach Hause geht. Äußerlich geht der Weg zu Ende, aber die wertvollen Erfahrungen gehen mit in den Alltag. „Obwohl ich ein absoluter Sportmuffel bin und keine gute Kondition habe, habe ich einen neuen Aufbruch gewagt für ein segensreiches Gelingen des Katholikentags mit dem Ergebnis: Egal wie viel Kilometer zu gehen sind, ich werde getragen und kann getrost alles auf mich zukommen lassen. Ich vertraue ganz einfach – es wird.“

„Ich bin dankbar für das Aufbrechen und Unterwegssein. Manches Bedrückende konnte ich zurücklassen, manches in der Weggemeinschaft mit Jesus an ihn abgeben und die Erfahrung, dass er uns trägt. Seine Liebe ist bei uns, das nehme ich mit nach Hause.“

Vor der Antoniuskapelle in Oberachern (Foto: Hechinger)

Vor der Antoniuskapelle in Oberachern (Foto: Hechinger)